Die Einsamkeit Amat nemus et fugit urbes. Hor. Wie blinkt mir der Himmel Im Grünen so hehr. Der Städte Getümmel Ist rauschend und leer. Drum sei meiner Thränen Vertraute die Flur, Drum höre mein Sehnen Die Einsamkeit nur. Ihr liebt' ich, im Lenze Des Lebens, im Hain Schon Veilchen in Kränze Zum Opfer zu reihn. Ihr späht' ich, beim Hauche Der Mailuft, am Bach Im Nachtigallstrauche Wohl Stundenlang nach. Ihr seufzt' ich, vom Spiele Der Jünglinge fern, Die Erstlingsgefühle Der Liebe so gern! Ihr war, beim Geflimmer Der Sterne, mein Leid Und jeglicher Schimmer Der Freude geweiht. Mir sei bis zum Grabe Gefährtin und Braut Die, der ich als Knabe Mein Innres vertraut. Nur sie hat die Zähren Der Trennung gestillt, Und himmlische Sphären Voll Glanz mir enthüllt. Sie meidet die Pfade, Flieht Park und Alleen, Und weilt am Gestade Romantischer Seen, Wo Vögel nur schmettern, Das Eichhorn nur lauscht, Und etwa den Blättern Ein Täubchen entrauscht. Nur ihr sind, vom wilden Granitfels umdräut, An Gletschergefilden Die Thäler geweiht, Wo Adler nur streifen Am Lerchenbaumwald, Und fernher das Pfeifen Der Gemsen erschallt. Sie freut sich der Schlünde Volkanischer Gluth, Des Sausens der Winde, Der zürnenden Fluth. Sie wohnt unter Spalten, Nur mondlich erhellt, In Gräbern der alten Gebieter der Welt; Am Sturz der Gewässer, Im öden Gestein Umwaldeter Schlösser Und wüster Abtein, In Grotten und Klüften Von Tannen umkränzt, An Urnen und Grüften Vom Vollmond beglänzt. Der Welt zu vergessen, Empfangt mich, ihr Höhn, Wo dunkle Zipressen Ein Grabmal umwehn; Wo, tief zwischen Ranken Der Wildniß versteckt, Kein menschliches Wanken Den Träumenden weckt.