Elegie 1780. Mein Geist, des Erdewallens müde, Sehnt sich, o Gruft! nach deiner Ruh, Denn meines Herzens goldner Friede Flog seinem Eden wieder zu. Wie Regenbogenschimmer schwanden Der Jugend holde Phantasien; Den Kranz, so Lieb' und Freundschaft wanden, Hies, Trennung, deine Hand verblühn! O! selige Erinnerungen! Da ich, am lenzumblümten Bach, Von Nachtigallen eingesungen, Als sorgenfreier Knabe lag; Da unbedornten Blumenwegen Entzükken Strom auf Strom entquoll, Mir Sphärenmelodie entgegen In jedem Frühlingsliede scholl; Da mir noch keine Thränen flossen, Als die die Freude weinen hies, Da ich, vom Mutterarm umschlossen, Mich überschwenglich selig pries; Da Ruhe Stund in Stunde webte, Mir wundersüße Lieder sang, Um jeden meiner Tritte schwebte, Bis ich den Kelch des Schlummers trank. O! steh mir immerdar zur Seite, Geliebtes Bild der Knabenzeit! Bis zur Vollendung, dann geleite Mich im Triumph zur Ewigkeit. Ach! meines Herzens goldner Friede Flog seinem Eden wieder zu, Mein Geist, des Erdenwallens müde, Sehnt sich, o Gruft! nach deiner Ruh! Hinauf! Hinauf! zu jenem Lande Von wo du stammest, o mein Geist! Wo du, im schimmernden Gewande, Dich ewig deines Gottes freust! Dort trinkst, in vollen Taumelzügen, Du süße, niebereute Lust! Dort wird der Zähren Quell' versiegen, Dort schwellt kein Seufzer mehr die Brust! Dort strömt dir Paradieseswonne Aus tausend Lebensbächen zu, Dort lächelt eine mildre Sonne Dir unaussprechlich sanfte Ruh! Bald reich, o Tod! dem Lebensmüden, Erschöpften Pilger deine Hand! Denn alles Menschenglük hienieden Ist Nebeldunst und leerer Tand! Hinab denn, o mein Leib! zum Staube! Bald wird dein lezter Morgen graun! Dann werd ich dich, an den ich glaube, Durch alle Ewigkeiten schaun!