Lied eines Seefahrers Mein Schiff ruht endlich wieder! Du, meiner Väter Land; Ich fall' aufs Antliz nieder, Und küsse deinen Strand! Froh werd' ich die Altäre Der heimatlichen Höhn, Und froh die Wonnezähre Der Jugendfreunde sehn! Und Sie, die schon im Lenze Der goldnen Kinderzeit Sich bis zur dunkeln Grenze Des Lebens mir geweiht, Zum Kampf in Silbertönen Des Nachruhms mich beseelt, Und früh mein Herz dem Schönen Und Göttlichen vermählt! Wie oft, mit Sapphos Feuer, Nach Memphis Tempeln schwang Sich durch die Nebelschleier Der Trennung ihr Gesang! Mir wehte Frühlingsmilde, Wann am geliebten Ring Mit ihrem Onyxbilde Mein Aug' in Stürmen hieng. Einst schwebt' auf Wogenspizen Im Nachtsturm unser Schiff, Und, bleich erhellt von Blizen, Droht' ein Korallenriff: Psycharion! ich küßte Dein holdes Zauberbild; Schnell war die Wasserwüste Mit Götterglanz erfüllt. Nach Quell und Fruchtbaum schweiften Wir am verlaßnen Strand; Nur wilde Beeren reiften An heisser Kreidewand; Kein Zelt, kein Moosdach rauchte, Wo kaum ein Ränkchen schlich; In Sandgefilde tauchte Die Sonn' am Abend sich. Da war auf Ried und Moose, An rauher Felsenbank, Mein Zeitvertreib die Rose, Die deine Zähren trank, Als, durch der Mondnacht Schweigen, Zum Lorbeerhain du kamst, Und Erd' und Meer zu Zeugen Beym Schwur der Treue nahmst. Gedacht' ich dein, erglänzte Der Fluten düstres Blau, Und Blumengrün umkränzte Der Klippen ödes Grau; In jeder Woge malte Sich deine Lichtgestalt; Dein süsser Name stralte Vom Sternenchor umwallt. Wie lacht am Tempelhaine, Bespühlt von leiser Flut, Im goldnen Morgenscheine Mein väterliches Gut! Da theil' ich Herz und Habe Mit dir, Psycharion! Und lächle noch am Grabe Froh, wie Anakreon. Da bau' ich, leite Gräben, Bepflanze rings die Höhn, Seh Reblaub hier an Stäben, Dort an der Ulme wehn, Und weih' auf meinen Fluren Euch Rettern aus Gefahr Ein Feld, o Dioskuren! Mit Wäldchen und Altar.