Trost Horch, klopfte es nicht an die Pforte? Wer naht, von Himmelsduft umrauscht? Woher des Trostes süße Worte, Auf die mein Herz voll Andacht lauscht? Wer neigt, wenn alle Sterne sanken, Mit mildem Licht und stiller Huld Sich zu dem Staub- und Erdenkranken? Es ist der Engel der Geduld. »O laß den Gram nicht mächtig werden, Du tiefbetrübtes Menschenkind! Wiß', daß die Leiden dieser Erden Des Himmels beste Gaben sind Und daß, wenn Sorgen Dich umwogen Und Dich umhüllt des Zweifels Nacht, Dort an dem glanzumfloss'nen Bogen Ein treues Vaterauge wacht!« »O laß Dir nicht zu Herzen steigen Die langverhaltne Thränenfluth! Wiß, daß grad in den schmerzensreichen Geschicken tiefe Weisheit ruht, Und daß, wenn sonst Dir Nichts verbliebe, Die Hoffnung doch Dir immer lacht, Da über Dich in ew'ger Liebe Ein treues Vaterauge wacht!« »O wolle nie Dich einsam fühlen! Obgleich kein Aug' sie wandeln sah, Die sorgenheiße Stirn zu kühlen Sind Himmelsboten immer da. Wer gern dem eignen Herzen glaubte, Der kennt des Pulses heilige Macht. Drum wiß, das über Deinem Haupte Ein treues Vaterauge wacht!« »Drum füge Dich in Gottes Walten Und trag Dein Leid getrost und still. Es muß im Dunkel sich gestalten, Was er zum Lichte führen will. Dann bringt der Glaube reichen Segen, Ob ihn der Zweifler auch verlacht, Daß über allen Deinen Wegen Ein treues Vaterauge wacht!« Karl May