Die zwei Reigen Ein Cherub schritt das Tal empor Und schlug das Volk mit Schwert und Pest, Hinsank der halbe Jugendflor – Die Schwalbe kehrt und baut das Nest. Brautführer will der Frühling sein, Und wer das Lieb verloren hat, Dem gibt mit einem blühnden Mai'n Er eines an des toten statt. Er führt auf schwellend grünen Plan Den Rest der Jugend, neu gepaart, Und hebt ein mächtig Fiedeln an Von Liebesglück und Minnefahrt. Die Paare fliegen rasch daher, Ein Lenzgesind, gejagt vom Wind, Dabei wird manches Herze schwer, Das an die alte Liebe sinnt... Doch Leben hat das Leben gern, Und leicht gewöhnt sich Brust an Brust, Die Toten liegen tief und fern Und wissen nichts von unsrer Lust... Die Sonne schwand. Hell scheint ins Land Der Mond und streut den Silberglanz, Der Reigen dreht sich Hand in Hand Und Mund an Mund und Kranz an Kranz... Da steigt es aus der Wiese leis Und beut sich auch die Hände sacht: Genüber schwebt ein stiller Kreis Im blauen Duft der Lenzesnacht. Es haucht ein sanfter Flötenlaut Und toter Jüngling, tote Maid Umschlingen sich im Reigen traut Und ohne Neid und ohne Leid.