Weihgeschenk Heute deiner zu gedenken, Deren Grab die Nacht betaut, Nahen wir mit Weihgeschenken Und gedämpftem Klagelaut! Warum war dir's nicht gegeben, Mutig deinen Tag zu leben? Warum schwandst du vor dem Ziel, Allerlieblichstes Gespiel? Braune, schwermutvolle Augen, Öffnet euch ein letztes Mal! Laßt aus euren Tiefen saugen Mich noch einen süßen Strahl! O wie hatt ich euch so gerne, Traute, träumerische Sterne – Sanften Schlummer, gute Ruh! Tu die Augen wieder zu. Wie das Schüttern zarter Saiten Schlichen sich in jedes Herz Deine stillen Lieblichkeiten, Deiner Züge leiser Schmerz! Feuchte Waldesschatten lagen Über dir in Lenzestagen – Schwermut, Königin der Nacht, Hat ihr Mägdlein umgebracht. Wie ein Reh dem Wald entronnen, Das ein üppig Tal entdeckt, Nahtest schüchtern du dem Bronnen, Bebst, vom eignen Bild erschreckt! Ängstlich, wo sich Wege teilen, Seh ich zweifeln dich und weilen – Ohne Glauben an das Glück, Flohst ins Dunkel du zurück! Zeigte jung ein arger Spiegel Dir den Wurm in jeder Frucht? Schwebte nahen Todes Flügel Über dir mit Eifersucht? Nie hat dich ein Arm umschlossen, Liebe hast du nie genossen – In der Sel'gen keuschen Hain Tratest unvermählt du ein. Willig stiegest du die Stufen Nieder in dein frühes Grab, Wandtest dich, von uns gerufen, Lächelnd um – und stiegst hinab! Mit gelassener Gebärde Schiedest du vom Grün der Erde – Ließest du das süße Licht, Doch vergessen bist du nicht!