An Lauren im Kloster 1773. O du, die, mir entrissen Durch Wahn und Grausamkeit, In öden Finsternissen Sich nun dem Tode weiht! Hier an der Klosterschwelle Bewein' ich, Laura, dich, Und irr' um deine Zelle, Und niemand höret mich. O wenn noch zu mir Armen Sich Engel Gottes nahn; So zeiget aus Erbarmen Ihr meinen Jammer an! Daß ihrer Andacht Feuer Mir Linderung erfleh', Und meine Seele freier Durchs Thal der Leiden geh'! Von schwärzrer Nacht umgeben, Als diese Mitternacht, Durchirr' ich dieses Leben, Das du einst hell gemacht. Im Hain, wo liebetrunken Dein Mund mir Küsse gab, Wank' ich, in Harm versunken, Und suche stumm mein Grab. Wenn in des Chores Halle Mich oft Verzweiflung führt, Und durch die Stimmen alle Mich deine Stimme rührt; Dann deucht mir's, daß vom Himmel, Wo Freude dich umwallt, Dein Lied mir ins Getümmel Verworfner Geister hallt. Oft träum' ich, wie der Riegel Der Zelle schnell zerspringt, Und auf der Liebe Flügel Dich mir ein Engel bringt. Dein Bildnis wallt hernieder; Doch ich umarm' es kaum, So wach' und wein' ich wieder, Und fluche meinem Traum. O Leben ohne Lauren, Im Grimm mir zugedacht! Wie lange wirst du dauren, Du bange Fiebernacht! Erweich ihn du, o Reine, Den Richter, daß einmal Durch Lieb' er uns vereine, Die er uns selbst befahl!