Der Vater an seinen Sohn 1772. O Sohn, du wendest dein Gesicht? Und hörest deinen Vater nicht, Und spottest seiner Zähren? Nicht deinen Gott, nicht die Natur, Des Lasters Stimme willst du nur, Betrogner Jüngling, hören? Sieh einmal noch zurück, eh du Der rettungslosen Tiefe zu Im trunknen Taumel rennest! Und dann vergeblich Hülfe suchst, Und dir und deinem Schöpfer fluchst, Und Wüterich ihn nennest! Der feilen Buhlerin im Arm, Umflattert dich der Träume Schwarm, Die mit der Nacht verschwinden, Und deinen heißen Busen bald, In schlangenförmiger Gestalt, Mit tiefem Schmerz umwinden. Trink immer deinen Taumelwein Mit gierigstarken Zügen ein! Bald wird der Rausch entweichen; Und abgemattet, freudenleer, Wirst du im Schwelgersaal' umher Beim Reihentanze schleichen. Ich sterbe, Sohn! Der Gram beschließt Ein Leben, das dir lästig ist; Bald wird das Grab mich decken. Komm dann, mit deiner Buhlerin, Zur Asche deines Vaters hin, Ganz deinen Sieg zu schmecken! Dann pflücke, Sohn, auf meinem Grab Dir Blumen zu den Kränzen ab, Sie um ihr Haar zu winden! Und tanze frech auf meiner Gruft, Und, wann noch das Gewissen ruft, Töt' es mit neuen Sünden! Zuviel, o Gott! Ach, höre, Sohn, Noch einmal die Religion, Sie will sich dein erbarmen. Nicht fremden Lobes darf sie, Sohn; Ohn' Eigennutz und Eigenlohn Will sie sich dein erbarmen. Du hörest, ach, du hörest nicht? Wohlan, so höre Gott dich nicht! Wann nun der Tod dich schrecket, Und dein Gewissen fürchterlich Zu Höllenpein und Qualen, dich Aus tiefem Schlummer wecket. Doch, Sohn! mir bricht das Herz. Dein Gott Erbarme sich in deiner Not, Und horch' auf deine Klagen! O möcht' er, durch mein Leid erfleht, Zu meinem jammernden Gebet Ein gnädig Amen! sagen!