Sonnenaufgang Wer dich einmal sah vom Söller des Hochgebirgs, am Saum der Lande emporsteigen, aus schwarzem Waldschoß emporgeboren, oder purpurnen Meeren dich leicht entwiegend – wer dich einmal sah die bräutliche Erde aufküssen aus Morgenträumen, bis sie, von deiner Schwüre Flammenodem heiß errötend, dir entgegenblühte, in der zitternden Scham, in dem ahnenden Jubel jungfräulicher Liebe – der breitet die Arme nach dir aus, dem lösest die Seele du in Seufzer tiefer Ergriffenheit, oh, der betet dich an, wenn beten heißt: zu deiner lebenschaffenden Glutenliebe ein Ja und Amen jauchzen – wenn beten heißt: in den Ätherwellen des Alls bewußt mitschwingen, eins mit der Ewigkeit, leibvergessen, zeitlos, in sich der Ewigkeit flutende Akkorde – wenn beten heißt: stumm werden in Dankesarmut, wortlos sich segnen lassen, nur Empfangender, nur Geliebter ... Wer dich einmal sah vom Söller des Hochgebirgs!