Phanta's Schloss Die Augenlider schlag ich auf. Ich hab so groß und schön geträumt, daß noch mein Blick in seinem Lauf als wie ein müder Wandrer säumt. Schon werden fern im gelben Ost die Sonnenrosse aufgezäumt. Von ihren Mähnen fließen Feuer, und Feuer stiebt von ihrem Huf. Hinab zur Ebne kriecht der Frost. Und von der Berge Hochgemäuer ertönt der Aare Morgenruf. Nun wach ich ganz. Vor meiner Schau erwölbt azurn sich ein Palast. Es bleicht der Felsenfliesen Grau und lädt den Purpur sich zu Gast. Des Quellgeäders dumpfes Blau verblitzt in heitren Silberglast. Und langsam taucht aus fahler Nacht der Ebnen bunte Teppichpracht. All dies mein Lehn aus Phanta's Hand! Ein König ich ob Meer und Land, ob Wolkenraum, ob Firmament! Ein Gott, des Reich nicht Grenze kennt. Dies alles mein! Wohin ich schreite, begrüßt mich dienend die Natur: ein Nymphenheer gebiert die Flur aus ihrem Schoß mir zum Geleite; und Götter steigen aus der Weite des Alls herab auf meine Spur. Das mächtigste, das feinste Klingen entlauscht dem Erdenrund mein Ohr. Es hört die Meere donnernd springen den felsgekränzten Strand empor, es hört der Menschenstimmen Chor und hört der Vögel helles Singen, der Quellen schüchternen Tenor, der Wälder Baß, der Glocken Schwingen. Das ist das große Tafellied in Phanta's Schloß, die Mittagsweise. Vom Fugenwerk der Sphären-Kreise zwar freilich nur ein kleinstes Glied. Erst wenn mit breiten Nebelstreifen des Abends Hand die Welt verhängt und meiner Sinne maßlos Schweifen in engere Bezirke zwängt – wenn sich die Dämmerungen schürzen zum wallenden Gewand der Nacht und aus der Himmel Kraterschacht Legionen Strahlenströme stürzen – wenn die Gefilde heilig stumm, und alles Sein ein tiefer Friede – dann erst erbebt vom Weltenliede, vom Sphärenklang mein Heiligtum. Auf Silberwellen kommt gegangen unsagbar süße Harmonie, in eine Weise eingefangen, unendlichfache Melodie. Dem scheidet irdisches Verlangen, der solcher Schönheit bog das Knie. Ein Tänzer, wiegt sich, ohne Bangen, sein Geist in seliger Eurythmie. Oh seltsam Schloß! bald kuppelprächtig gewölbt aus klarem Ätherblau; bald ein aus Quadern, nebelnächtig, um Bergeshaupt getürmter Bau; bald ein von Silberampeldämmer des Monds durchwobnes Schlafgemach; und bald ein Dom, von dessen Dach durch bleiche Weihrauch-Wolkenlämmer Sternmuster funkeln, tausendfach! Das stille Haupt in Phanta's Schoße, erwart ich träumend Mitternacht: – da hat der Sturm mit rauhem Stoße die Kuppelfenster zugekracht. Kristallner Hagel glitzert nieder, die Wolken falten sich zum Zelt. Und Geisterhand entrückt mich wieder hinüber in des Schlummers Welt.