Mädchentränen Die schönen, blauen Augen des Himmels hängen voll trüber Nebelschleier, und unter verstohlenen Schluchzern strömen graue Güsse zur Erde nieder. Auf traurigen Häuptern tragen die Bäume das schwere Tränenweh, die Bäche hetzen verstört sich talwärts, mürrisch vermummt sich der Berg in weißer Wolle. Und das alles? Weil mit allzuglühender Lippe der liebesrasende, ungestüme Sonnengott des Morgenhimmels reine, kühle Mädchenunschuld bestürmt und die tief errötende Geliebte mit allzuversengenden Küssen in ihrer jungfraustillen Seele fassungslos aufgewühlt. Wie ein Krampf packte die Leidenschaft den überwältigten Herzensfrieden ... Und all die verwirrten Gefühle lösten und schütteten sich aus in einem großen Weinen. Mählig verebben die Seufzer. Versöhnlicher, weicher wird das Herz. Und schon sehe ich wieder ein halbes Lächeln, ein warmes Winken undämmbar aufdrängender Liebe in den schönen, blauen Augen.