Abenddämmerung Eine runzelige Alte, schleicht die Abenddämmerung, gebückten Ganges durchs Gefild und sammelt und sammelt das letzte Licht in ihre Schürze. Vom Wiesenrain, von den Hüttendächern, von den Stämmen des Walds, nimmt sie es fort. Und dann humpelt sie mühsam den Berg hinauf und sammelt und sammelt die letzte Sonne in ihre Schürze. Droben umschlingt ihr mit Halsen und Küssen ihr Töchterchen Nacht den Nacken und greift begierig ins ängstlich verschlossene Schurztuch. Als es sein Händchen wieder herauszieht, ist es schneeweiß, als wär es mit Mehl rings überpudert. Und die Kleine, längst gewitzt, tupft mit dem niedlichen Zeigefinger den ganzen Himmel voll und jauchzt laut auf in kindlicher Freude. Ganz unten aber macht sie einen großen, runden Tupfen – das ist der Mond. Mütterchen Dämmerung sieht ihr mit mildem Lächeln zu. Und dann geht es langsam zu Bette.