Der gläserne Sarg Zwölf stumme Männer trugen mich in einem Sarge von Kristall hinunter an des Meeres Strand, bis an der Brandung Rand hinaus. So hatte ich's im Testament bestimmt: Man bette meinen Leib in einem Sarge von Kristall und trage ihn der Ebbe nach, bis sie den tiefsten Stand erreicht. Der Sonne ungeheurer Gott stand bis zum Gürtel schon im Meer: An seinem Glanze tränkte sich wollüstig noch einmal die Welt. Ich selber lag in rotem Schein wie ein Gebilde aus Porphyr. Da streckte katzengleich die Flut die erste Welle nach mir aus. Und ging zurück und schob sich vor und tastete am Sarg hinauf und wandte flüsternd sich zur Flucht. Und kam zurück und griff und stieß und raunte lauter, warf sich kühn darüber, einmal, viele mal. Und blieb, und ihrer Macht gewiß, umlief frohlockend sie mein Haus und pochte dran und schäumte auf, als ihrer Faust es widerstand. Und hoch und höher wuchs und wuchs das Wasser um mein gläsern Schloß. Nun wankte es, als hätt' ein Arm und noch ein Arm es rauh gepackt, und scholl in allen Fugen, als ein Wellenberg auf ihm sich brach und es wie ein Lawinensturz umdröhnte und verschüttete. Und langsam wich der nasse Sand. Und seitlings neigte sich der Sarg. Und, unterwühlt und übertobt, begann er um sich selber sich schwerfällig in die See zu drehn. Zu mächtig, daß die Brandung ihn zum Strand zu schleppen hätt' vermocht, vergrub er rollend sich und mich in totenstillen Meeresgrund. So lag ich denn, wie ich gewollt. Und dunkle Fische zogen still zu meinen Häupten hin und her. Und schwarzer Seetang überschwamm mein Grab. Und mein Bewußtsein schwand.