Andre Zeiten, andre Drachen Immer nicht an Mond und Sterne mag ich meine Blicke hängen –: Ach man kann mit Mond und Sternen, Wolken, Felsen, Wäldern, Bächen allzuleichtlich kokettieren, hat man solch ein schelmisch Weibchen stets um sich wie Phanta Sia. Darum senk ich heut bescheiden meine Augen in die Tiefe. Hier und da ein Hüttenlichtlein; auch ein Feuer, dran sich Hirten nächtliche Kartoffeln braten – wenig sonst im dunklen Grunde. Doch! da drunten seh ich eine goldgeschuppte Schlange kriechen ... Hochromantisches Erspähnis! Kommst du wieder, trautes Gestern, da die Drachen mit den Kühen friedlich auf den Almen grasten, wenn sie nicht grad Flammen speien oder Ritter fressen mußten – da der Lindwurm in den Engpaß seinen Boa-Hals hinabhing und mit grünem Augenaufschlag Dame, Knapp und Maultier schmauste – kommst du wieder, trautes Gestern? Eitle Frage! Dieses Schuppen- Ungetüm da drunten ist ein ganz modernes Fabelwesen, unersättlich zwar, wie jene alten Schlangen, doch auch wieder jenem braven Walfisch ähnlich, der dem Jonas nur auf Tage seinen Bauch zur Herberg anbot. Feuerwurm, ich grüße froh dich von den Stufen meines Schlosses! Denn ob mancher dich auch schmähe, als den Störer stiller Lande, und die gelben Humpeldrachen, die noch bliesen, noch nicht pfiffen, wiederwünschte, – ich bekenne, daß ich stolz bin, dich zu schauen. Höher schlägt mir oft das Herze, seh ich dich auf schmalen Pfaden deine Wucht in leichter Grazie mit dem Flug der Vögel messen und mit Triumphatorpose hallend durch die Nächte tragen. Sinnbild bist du mir und Gleichnis Geistessiegs ob Stoffesträgheit! Gleichnis bist du neuer Zeit mir, die, jahrtausendalter Kräfte Erbin, Sammlerin, sie spielend zwingt und formt, beherrscht und leitet! Andre Zeiten, andre Drachen, andre Drachen, andre Märchen, andre Märchen, andre Mütter, andre Mütter, andre Jugend, andre Jugend, andre Männer –: Stark und stolz, gesund und fröhlich, leichten, kampfgeübten Geistes, Überwinder aller Schwerheit, Sieger, Tänzer, Spötter, Götter!