[HIer müssen frische myrthen stehn /] HIer müssen frische myrthen stehn / Mein fuß soll itzt auff rosen gehn / Das glücke soll mir selber betten / Denn die / so meine seele liebt / Und der mein hertze sich ergeibt / Bindt mich mit allzu-schönen ketten. Sie zeigt die schätze ihrer gunst In gleicher glut / in gleicher brunst / Ihr blut entdecket die gedancken / Hier leg ich meine freyheit hin / Weil ich ihr leibs-gefangner bin / Ihr will sey mein ziel in schrancken. Der frühling ihrer besten zeit / Voll anmuth / voller lieblichkeit / Giebt meinen geistern neues leben / Ich seh' auff ihrem wangen-rund / Und dem so schönen zucker-mund Die Gratien leibhafftig schweben. Komm / schönste / meiner seelen licht / Laß mich aus deinem angesicht Des hertzens wahre meynung lesen: Ich weiß von deiner edlen treu / Daß ihr nichts vorzuziehen sey / Nich iemahls etwas gleich gewesen. Laß und / weil es der himmel schafft / Und wir noch voll blut und safft / Der liebe nectar-strohm geniessen; Den bund / der uns zusammen fügt / Und beyder hertz und sinn vergnügt / Besiegelt ein empfindlich küssen. Du bist mein stern / mein paradeiß / Und was ich nicht zu nennen weiß / Der kern und ausbund meiner seelen / Es soll in diesem leib und blut Stets brennen meiner liebe glut / Bis zu den finstern grabes-hölen. Alleine hör / was Venus spricht / Mein engel / und mein augen-licht / Sie will nicht bloß mit worten spielen; Sie ladet uns zun wercken ein / Und heißt uns da geschäfftig seyn / Die heissen flammen auszukühlen.