Heinrich Mühlpfort Gedichte aus Neukirchs Anthologie [Mein Damon / laß die reinen flammen] Mein Damon / laß die reinen flammen Nicht laulicht und getheilet seyn. Nichts bessers schicket sich zusammen / Als guter grunf und gleicher schein. Was ist das lieben? Ein Spiel der zeit / Wo man soll üben / Bey noth und leyd / Beständigkeit. Nicht zürne / daß ich so gesungen / Ein hertze / das von liebe qvill't / Wird leichtlich mit verdacht beschwungen / Und mit der bleichen furcht erfüll't. Bey lichten steinen Liegt kein verdacht; Bey ungemeinen Wird tag und nacht Mit fleiß gewacht. Hielt Aetna nicht so lange feuer / Es kenn't ihn nicht die gantze welt; Der säulen schönes ungeheuer / So Rom in ihrem schoßß erhält / Wird itzt geehret / Weil keine macht Es hat zerstöret / Und dessen pracht Nicht umgebracht. Mein Damon / wilt du mich nicht hören / So schau auff säulen / berg und stein / Laß dich durch ihre wercke lehren / Laß sie die stummen meister seyn. Blick / wort und schertzen Erbauet nicht / Wenn unsern hertzen Das gleiche licht / Bestand / gebricht. Die blumen werden zwar gepriesen / Doch würd' ihr name höher gehn / Wenn sie in gärten und auff wiesen Dem winter könten widerstehn. Glaß und crystallen Ehrt iedes land / Doch ziert vor allen Der grossen hand Ein Diamant. Der zierrath / den die liebe träget / Ist reuer geist / und gleicher sinn / Den purpur / den sie um sich leget / Sticht keine heisse sonne hin. Wer gleiche liebet In freud und noth / Und zeichen giebet Bis in den tod / Ist fast ein gott.