Amanda Niemals ist es zu empfehlen, daß sich eine Maid, die liebt, ohne ihm sich zu vermählen, einem Mann zu eigen gibt. Hat sie aber doch verleugnet einmal alle Konvention, macht sie ja sich ungeeignet vorher für der Liebe Lohn. Denn die Männer sind doch schließlich Leute, denen nicht zu traun, und die Folgen sind verdrießlich ganz alleine für die Frau'n. Laßt euch einen Fall berichten, wo dies klar zutage tritt, und wer Töchter hat und Nichten, sei durch ihn gewarnt hiemit. Eine Maid hat er betroffen, die stets keuschen Sinn bewies, die das Beste ließ erhoffen und die nur Amanda hieß. Doch als Leid auf Leid sich häufte, ward zuletzt sie so bedrängt, daß sie erst ihr Kind ersäufte und sich selber dann erhängt. Einem Mann nur war's gelungen, der Verführten sich zu freun; doch sie hat sich ausbedungen, daß er sie zum Lohn sollt frei'n. Und so harrte sie der Heirat, doch als sie die Zeit fühlt nahn, da entschwand auf einem Zweirad jäh der saubere Galan. Und es kam die schwere Stunde, die sie ganz alleine fand, wo mit kummervollem Munde sie sich unter Schmerzen wand. Wie die Liebe selbst beseligt, ihre Folge tut es nicht, und zumal, wenn unverehlicht eine Jungfrau Kinder kriegt. Denn die Welt find't das nicht schicklich, und Amanda floh die Welt. Ach, ihr Los war unerquicklich – – und besonders ohne Geld. Ganz geheim und beistandsohne, unter Wimmern und Gekrächz, gab sie's Leben einem Sohne – – und zwar männlichen Geschlechts. Ihre Stunde war vorüber und verhallt der grause Schrei. Ach, sie wollte wahrlich lieber draufgegangen sein dabei. Erst noch war sie sehr erschüttert, und der Tränen manche floß, aber dann ward sie erbittert auf den schnöden Bettgenoß, welcher sie im Stich ließ meuchlings ohne Geld und Unterhalt. Wütend um den Arm des Säuglings war Amandas Faust gekrallt. Wovon soll ich dich nun kleiden und womit dich pflegen, Kind? Sage mir, wo ich uns beiden Bleibe, Kost und Wartung find! Menschen, fremd und angehörig, stoßen mich von ihrer Tür – – sagen, eine Hure wär ich. Kind, mein Kind, was machen wir? Doch das Kind mit bleichem Munde schrie, jedweder Antwort bar, was ja anders auch im Grunde nicht wohl zu verlangen war. Und Amanda von dem Lager hob sich auf mit Weh und Ach – und sie sah sich wieder mager – doch sie war noch äußerst schwach. Ihre Mutterlieb erwachte. Zärtlich nahm sie auf den Arm ihren Sprößling, küßt ihn sachte und preßt dann ihn an sich warm. Und sie hüllt das Kind in Decken, trug es an den Ort erregt, dessen sonst zu andern Zwecken man sich zu bedienen pflegt. Sagte: In ein beßres Leben sollst du jetzt, mein Liebling, gehn! – Tat ihm auch die Brust noch geben. Rührend war es anzusehn. In den Trichter, erst das Köpfchen, steckte sie's – o grausig Los! – drückte dann aufs Messingknöpfchen, bis das Wasser sich ergoß. Und sie sah in tausend Ängsten, wie sich's durch den Trichter wand. Einen Zeh sah sie am längsten, bis auch der zuletzt verschwand. Einmal hörte sie's noch glurksen, dann ward's stille nach und nach – – und um selbst sich abzumurksen, ging sie in ihr Schlafgemach. Denn in ihrem großen Kummer wollt sie sterben ebenfalls, und so legt sie sich zum Schlummer eine Schlinge um den Hals. Als man sie des Morgens weckte, fand man sie als Leichnam nur. Aber wo der Säugling steckte, davon fand man keine Spur. Also starb Amanda Klopfer – – dieses war ihr Vatersnam –, sie, die als der Liebe Opfer um ihr bißchen Leben kam. Schuld an ihrem Mißgeschicke hatte auch die Konvention, und zumal in seiner Tücke ihr Galan, der Schandpatron. Und das Geld, das schon so viele hoffnungsvolle Leben fraß, war auch wieder hier im Spiele, weil sie eben keins besaß. Wär Amanda eine reiche Dame, hätt sie der gefreit – und des Kinds und ihre Leiche lebten sicherlich noch heut.