Frank Wedekind gestorben am 9. März 1918 Was gilt ein Toter, da das grenzenlose Weh hinbrandet über jedes Land und jeden Ort und Leid, gleich der von Stürmen aufgeworfnen See hochwogend, ungehemmt den Erdball überflutet? Was gilt ein Toter, da die ganze Menschheit blutet und alle Frucht am grünen Baum der Zukunft dorrt? Doch! Jeder Tote gilt – und gilt soviel wie Liebe, Trauer, Schmerz, Verehrung, Dank sein Sterbliches bei Menschen überdauert. Das Schicksal setzt dem Weg des Leibs ein Ziel – doch keiner starb, eh sein Gedenken sank, und jeder lebt, den noch ein Herz betrauert ... Nimm, Erde, du in deinen frommen Schoß den teuren Toten – laß sein Fleisch zerfallen und wisse, daß ein Herz es barg, das allen gehörte, die den besten Menschheitsplänen ihr Sein vermählten. – Lauter, stark und groß schlug dieses Herz – beweint von unsern Tränen. – Wir wollen klagen, daß er uns verließ, wenn auch sein Tod ihm nicht das Leben nahm. Nie stirbt sein Werk – doch niemals auch der Gram, daß ihn der Tod zu früh vom Werke stieß ... Fahr hin, Gefährte, Freund und Lebensmehrer, Wahrheitsverkünder, tapfrer Jugendlehrer, Weltangelrüttler, streit- und tatbereit! Du Geist des Geistes! Element der Zeit! Du lachender, du strenger Sittenrichter, der Freude und der Schönheit froher Dichter! Du Spötter, Kämpfer, Mahner und Bekenner – fahr hin! An deinem Grabe weinen Männer und werden noch, die nach uns kommen, weinen. Fahr hin! Nie stirbt dein starker Geist den Deinen und nie der Welt, die deinen Atem trank. –. Leb wohl! Und daß du lebst, sei unser Dank!