628. Noch ein Lügenmärchen. Ik wil juw singen, ik wil nich legen, Ik sach dre braden Höner flegen, Se flogen gar ser und schnelle: De Büke hadden se na dem Hemmel gekert, Den Rüggen na der Helle. Ein Ambolt und ein Mölenstein De schwimmeden beide aver den Rein, Se schwamden also lise. It frat ein Pogge ein gloiend Plogschart To Pingsten up dem Ise. It wolden dre Kerls einen Hasen fangen. Se quemen up Kröcken und Stölten gangen, De eine de kond nich hören, De ander was blind, de drüdde stumm, de verde konde nichen Vot rören. Nu will ik juw singen, wo it geschach: De blinde allerst den Hasen sach All aver dat Felt herdraven. De stumme sprak den lamen to, De kreg en bi den Kragen. It segelden etliche up ein Lant, Er Segel hadden se in den Wind gespannt, Se segelden bi groden Hupen; Se segelden up einen hogen Berg, Dar mosten se all versupen. De Krevet de dede den Hasen entlopen: De Warheit kumt bi groten Hupen Und blift doch nicht verschwegen: It lag eine Kohut up den Daken, Se was dar henup gestegen. Hiermit wil ik min Leed beschluten, Went schon allen Lüden dede vordreten Un wil uphören to legen. In min Lantart sint so grot de Flegen, As hier to Lande de Zegen. Hans Detlefs Mskr. Fol. 26 b. (Neocorus II, 568.) Dies Lied ward auch wohl beim langen Tanz gebraucht; sein Gesetz ist dem des vorigen Liedes gleich; es kann nämlich nach derselben Melodie gesungen werden, sobald die vierte Zeile jedesmal wiederholt wird. – Pogge, Frosch; Stölten, Stelzen; Krevet, Krebs. – Vgl. Haupt und Hoffmann altdeutsche Blätter I, 163 ff. Haupts Zeitschrift für deutsches Altert. II, 260 ff. Uhland, Volksl. II, 679.