Ritterehre Der ist kein Mann, der furchsam zu hohem Laster schweigt: Am Felsen liegt, ihr Väter, Ein Fräuelein erbleicht – Verführt von falschen Schwüren Durchstach sie sich das Herz. Zu Frankreichs stolzem Turme floh der Verräter hin. Der sitzt in goldnem Saale Bei Harfenton und Tanz am Busen einer Dirne, von Bourbons falsch Geschlecht; und lacht noch seiner Taten und prahlt damit und höhnt der zarten Liebe Treue beim goldenen Pokal. Ha, freu' dich nur – die Rache folgt an der Ferse dir! Es heulen Stürme, Donner, ihm tausend Flüche nach. So niedrig ist's, wenn Schande im stolzen Helme steckt, wenn Adels goldne Rüstung ein Sklavenherz bedeckt! Der Ritter – gleich der Schlange, die in der Sonne kriecht, die außen gleißt, doch giftig mit schwarzer Zunge sticht – mit stolzer Stirne schreitet im hellen Ehrenkleid der tapfern Vaters-Väter und doch nicht Laster scheut. Er, der das Schild der Schwachen sollt' sein, reißt von der Brust der Mutter selbst die Tochter zu geiler Liebeslust. Entreißet ihm sein Wappen, das er so tief entehrt! Was nützt dem feigen Knaben ein scharfgeschliffen Schwert. O, sammelt euch, ihr Väter, o, sammelt euch und tilgt die Laster, die nicht euer – seht, wie der Nachbar höhnt! Schlagt eure Händ' zusammen beim freundschaftlichen Wein und schwört, den auszurotten, der Deutschlands Treue bricht! Du aber, Ritterknabe, sieh her und folge mir: Leg' niemals junger Unschuld die Schlingen falscher Schwür! Gerecht und groß zu handeln, ist adelige Pflicht; wenn du willst niedrig denken, so führ' den Adler nicht. Für dich schickt's sich, o Knabe, nah der Gefahr zu stehn, dem Feind ohn' Furcht und Schrecken In's Angesicht zu sehn. Gedrückte Schwäch' zu stärken sei deines Pfades Spur; zum Schilde der Bedrängten erschuf dich die Natur. Fühlst du der Liebe Flammen einst, sag' es ohne Scheu vor aller Welt dem Fräulein und bleib ihr immer treu. Verfluch mit mir die Memme, die Schwacher Ehre raubt. So bleibst du deutschen Stammes und deiner Väter wert, der Väter, die die Tugend und Heldenmut geehrt.