Friedrich Müller (Maler Müller) Gedichte Soldatenabschied Heute scheid' ich, heute wandr' ich, Keine Seele weint um mich. Sind's nicht diese, sind's doch andre, Die da trauern, wenn ich wandre: Holder Schatz, ich denk' an dich. Auf dem Bachstrom hängen Weiden, In den Tälern liegt der Schnee – Trautes Kind, daß ich muß scheiden, Muß nun unsre Heimat meiden, Tief im Herzen tut mir's weh. Hunderttausend Kugeln pfeifen Über meinem Haupte hin – Wo ich fall', scharrt man mich nieder, Ohne Klang und ohne Lieder, Niemand fraget, wer ich bin. Du allein wirst um mich weinen, Siehst du meinen Totenschein. Trautes Kind, sollt' er erscheinen, Tu' im Stillen um mich weinen, Und gedenk' auch immer mein. Heb' zum Himmel unsern Kleinen, Schluchz': »Nun tot der Vater dein!« Lehr' in beten! Gib ihm Segen! Reich' ihm seines Vaters Degen! Mag die Welt sein Vater sein. Hörst? Die Trommel ruft zum Scheiden: Drück' ich dir die weiße Hand! Still' die Tränen! Laß mich scheiden! Muß nun für die Ehre streiten, Streiten für das Vaterland. Sollt' ich unter freiem Himmel Schlafen in der Feldschlacht ein – Soll aus meinem Grabe blühen, Soll auf meinem Grabe glühen Blümchen süß: Vergiß nicht mein.