Befreiung O du, den alle Sterne loben, ich hab dich in des Nordsturms Toben und in des Südwinds Hauch gesucht, im unermessenen Wellenschoße, im Purpurkelch der Junirose und in des Herbstes reifer Frucht. Ich suchte dich in Kirchenmauern und trat mit ahnungsvollen Schauern in deines Namens Heiligtum; und als der Predigt Wort verklungen, da sangen mir in tausend Zungen ringsum die Steine deinen Ruhm. Ich sah aus knospenden Gewalten zur Fülle sich den Geist gestalten, mit deines Geistes Kraft gepaart, – ich sah am Leidenspfühl des Armen die Liebe schweigend sich erbarmen als Zeugin deiner Gegenwart. Ich ahnte dich in blauen Weiten; im wandellosen Gang der Zeiten verfolg ich deiner Tritte Spur; – und schritt ich bis ans Weltenende, das Werk erschaut ich deiner Hände, die Schöpfung deiner Allmacht nur! Wer in des Lebens Buch gelesen, ihn trifft ein Hauch von deinem Wesen, aus jedem Worte, jedem Blatt lehrt tiefe Weisheit alle Geister – doch meine Seele rief den Meister, der dieses Buch geschrieben hat . . . Und schrie umsonst. Ihr zitternd Rufen verhallte an den Altarstufen der Gottheit, die mein Haupt gebar. Da rang in Schmerz und Todesschauern aus festgefügten Kerkermauern der Selbstsucht sich mein Wesen klar. Ich sah bis auf den Grund der Erde; mein Ohr vernahm das ewige Werde der Allbeseelerin Natur. Und aufrecht schreit ich durch die Lande, durch Glut und Sturm, den Fuß im Sande und meine Stirne im Azur.