Maien-Fest Wieder taucht ein Maientag aus des Winters Tiefen, lockt ein heller Amselschlag alle, die noch schliefen. Wieder steht das goldene Licht hoch im Heiligtume – aus der Dornenhecke bricht eine Rosenblume. Maientag und Maienfest! Unsre Klagen schweigen. Unsre stolze Sehnsucht läßt ihre Banner steigen; ihre Tauben fliegen aus, ihre Knospen springen – Kirschen blühn um jedes Haus, und die Glocken klingen. Nicht im morschen Kirchenturm, – tief in Volkes Herzen wogt ein ganzer Glockensturm, läutet Lust und Schmerzen. Nicht vergangne große Zeit kündet unsre Feier, von der Zukunft Herrlichkeit heben wir den Schleier. Unsre Ernten schauen wir, reife goldne Felder, stolzer Stämme Früchtezier, schattenkühle Wälder. Hunde nicht, die duckend sich, scheu am Boden schleichen: Menschen, welche brüderlich sich die Hände reichen. Von den Höhen ringsherum will ein Echo klingen; tönend wird, was rauh und stumm, Lahmen wachsen Schwingen. Blinde Augen werden wach, schaun in blaue Weiten, sehn den großen Frühlingstag durch die Lande schreiten. Maienfest und Maienlust! – Axt und Hammer ruhen – und der Alltag, schwarz berußt, geht in seidnen Schuhen. In den letzten Sklavenkrieg, in der Tiefe Qualen, wirft der Zukunft Sonnensieg seine ersten Strahlen.