Des Verfassers Biographie. Mein Vater is a Advokat, A Mon net zum vergleicha, – Und wie's der in der Feder hat, Da muß ihm Mancher weicha: Und dengast hot er wiederum An großen, großen Fehler: Er kann toa leri Krügeln leid'n, Und a koa leri Teller. – Ich bin sein Sohn, a braver Bursch, An mir derlebt a Freuden, Und dengast scheint's, als könnt er mi A Zeit her nimma leiden: Da schreibt er ma im letzten Brief – (Und schickt ma 50 Gulden) I will von dir nix wissen mehr, Säh Lump, zahl deine Schulden. Wohr iß, er hot viel Kreuz mit mir, A manigs Glasl Neka Muß er itz grod'n, an andrer denkt In A** kost du mi leka, Er oba hot mi niemals no In Essig sitzen lassen, Nur hot er gern den Teufelsbrauch, Und laßt mi lang gnug passen. – I sieg's itz schon, i muß enk grod Des Ding a bißl lesen, Daß i von Mutter Leib bis itz Erstaunli lusti gewesen, Und daß i's nach der Ordnung sag, Und ja nix möcht vergessen, So wißt's: in meiner Mutter Bauch San unser zwoa drin g'sessen. Mein Vater war der Stadtbeamt In B*** draußen gewesen, A Lumpanest, ös werd's es kaum In oane Karten lesen; Mein Mutter war vom Adelstand, A Freifräula von Schmadl, So viel als mir mein Vater sagt A Weibl wie a Radl. Die erste Frucht der süßen Eh' Das war a rauzis Madl, Das is a Lerm und Gschroa Itz gwesen in den Stadl, Man hät halt gmoant es war schon ans, Es kam gor koans mehr nacha, Und san a jung's Poar Ehleut gweßt, Die fast a G'werb draus macha. – Kaum is mein Mutter auf die Füß, Sechs Wocha san vorüber, Itz macht sie halt mei Wampeter Net weni wieder drüba, Und weil er itz a kurzi Zeit A bißl fasten müssen, So thut er sich net weni um, Und spielt'n Zuckersüßen. Wart Alter, dich wird bald dein Hitz Koan schlechten Possen reissen, Wenn dir a so a Poar festi Bub'n Brav über die Knie nosch***! Is gut, das Ding steht eppa on A so dreiviertel Jahrl, A Jeder der nur d'Mutter sieht, Der moant: dös wird a Parl. Und als a so's neunt' Monat kämmt, Und etli Tag no drüba, Da schickt mei Mutter d'Hausmagd g'schwind Zur Hebamm Nandl nüba: »Frau Boas, es thut mir's Kreuz so weh Und reißt mi in den Lenden: Wie war's denn, wenns'n Hebammstuhl Daweil herrichten könnten.« – Mein Vater sitzt beim Storchenwirth An wichtig'n Handel z'schlichten, Und laßt si, weil's just g'schlachtet hab'n, A Leberwürstl richten. Auf oamal kämmt mein Adelheid, A Basel von mir, g'loffen – Herr Vetter! S'möchten hoam g'schwind gehn, d'Frau Boas – der Schlog hots troffen.« Der wird enk denn gleich todtenblaß Vor lauter Angst und Schrecka, Und bleibt ihm's Zipfel Leberwurst Im Hals langmächti stecka, Erholt sie aber dengast no, Lauft fort voll Angst und Jammer, Und steht in fünf Minuten schon In meiner Mutter Kammer. Itz wie er aba d'Hebamm sieht, So muß er selba lacha: Wie'n denn mein kloani Adelheid An solchen Schreck könnt' macha. »No, sagt er, no wenn's sonst nix is, No bin i schon no z'frieden, Das is an ordinari G'schäft Af dera Welt hienieden.« Es dauert no a viertl Stund, Itz hört a eppas singa, Drauf ruft ihm d'Hebamm Nandl nein Und thut ihm's Bübel bringa. Er nimmt's in Arm und hat a Freud, »Geh her du Schelm, du kloana! Ja ja, g'streng Herr!« schreit Hebamm itz: »I glaub, es kümmt no oana.« Das Ding war gut, mein Brüderl war A viertel Stündl rassen, Itz fang halt i drinn's Trampeln an, Und mach halt meine Spassen; Mei Mutter druckt und schwitzt und kreist, Das war enk zum Verecken, Umsonst, mein Köpferl dös war z'groß, Halb mitten blieb's halt stecken. Wie alles Kreißen no nix nutzt, Itz packt mi d'Hebamm Nandl Beim Ohrna – ziegt ganz sakrisch on – Da lieg i schon im Wandl. Mein Vater wischt si d'Augn vor Freud! Drauf schaugt er nauf in Himmel – Und endli ro auf mi, und ruft: A Kerl, wie a Lümmel!! – Des Nachmittags war große Tauf, Man stritt sich um die Namen, Bis endlich durch die Stimmenzahl Die zwei zum Vorschein kamen: Der eine soll Maximilian, Der andere Karl heißen. Mein Vater hätt' gern andere g'habt, Doch mußt er's schon verbeissen. Wir lagen still all Beide da, In's Taufzeug eingebunden: Die Köpfchen schön in Rosaband Und Atlaszeug umwunden, Der Taufzeug war von feinster Art Mit Spitzen und Brabanten, Und dennoch schiß ich's erstmal gleich Den Taufzeug ganz zu Schanden. Kaum drei Minuten aus dem Bauch Der Mutter vorgekrochen, Hat man die Sau schon ziemlich stark Im ganzen Haus 'rumg 'rochen. Mein Vater nimmt a starki Priß, Drauf stoßt er an sein G'fährden: »Herr G'vattersmo, wos sog'ns dazu, Aus dem könnt' eppes werden.« Ja, sagt der, ja! mir g'fällt er wohl, Er is schon viel fideler Als wie der ander, und sein Force Entwickelt sich viel schneller, Dös wird a mal an Advokat, Der laßt sie net vokaffa, Do wett i, der scheißt alle drei Instanzen übern Hauffa. So wuchsen wir heran all zwei, Doch eins hab ich vergessen, Die sonderbare Art wie wir Den Mußbrei oft gefressen. In einem Korbe lagen wir, Und wenn die Magd dem einen Ein Löffel voll in d'Waffel schob, So fing ich an zu weinen; Dann schrie ich euch aus vollem Hals, Und stampfte mit den Füssen. Daher mußt ich mit einem Bruch Die Unart nachher büssen. Ein altes Weib vertrieb ihn mir. Gedankt sei ihr vom Herzen! A Brüchl is koan Kleinigkeit, Und wahrli net zo'n scherzen. Mein Vater hat sie immer tröst, Bei Zwillingsbrüder komma Gor selten alle zwei davon – Und hot's so g'nau net g'nomma. Doch dießmal hot der gute Monn Gar g'waltig sich geschnitten, Bis auf das Stündla lebma non; San g'sund und stark um d'Mitten. Ich schweig von deni Büff' und Schläg', Die i von meinem Alten Fast von der ersten Kindheit on, Geg'n Quittung hob erhalten. Oft faßt er mi beim Hosenbund Und hängt mi an oan Hacken, Und haut mi wie an Pudelhund Von Füssen bis zum Nacken. Und endli als ihm gar a mal Bin über d'Kassa komma, Und habn a so aus Narretei A Zwanzgerl außi g'nomma, Da faßt er mi beim Schippel Haar Und rennt mi nei ins Zimma Und seit der Zeit her hob i halt Mein voders Zahndl nimma. Inzwischen lernt' ich musizirn Beim alten Thurner drinna, A bißl was lateinisch von Ein alten Capuzina: Auf einmal schnürt ich auf Befehl Des Vaters meinen Bündel Nach Blankstetten in's Kloster hin, Von Beilngries weg a Stündl. Hab i bei meinem Vater z'Haus Schon tüchti Schläg bekomma, So wurd' i da no zehnmal mehr Ad coram nobis g'nomma. Mein Wochenordnnng die war so, Draus könnt s'es schon ermessen: »Heut Tatzen, Morg'n an Spaniol, Und Uebermorg'n nix z'Fressen,« Denn bald bin i ins Herrn Prälat'n Sein Gart'n eini g'stiegen, Und hob'n die schönsten Aepfel g'stohln, N'Gärtner hat ma's ziegen; Bald hab i in der Küchel vorn Zu gräßlichsten Spektakel Den Menschern solchi Sachen g'macht, Daß g'schrien hobn als wie d'Fackel. A mol do scherzt mein Kamerad Mit mir, und lauft auf Gass'n, I nimm an Prügel Holz in d'Hand, Und denk, i will'n derpassen. Statt ihm kommt der Professor just, I moan es ist der ander Und wirf ihm's Scheitel Holz am Bauch, Hob gmoant es is vonander. – A Metzgerstochter is in Dorf, A herrlis Madl gwesen, Die hat si vom Professor halt Oft laßn überlesen. Und daß ma allzeit naus hobn gmüßt, Dös hot uns halt verdrossen, Und dös hob i mi extra gmerkt, Daß d'Thür habn allzeit g'schlossen. Wart, denk i mir, mußt dengast segn, Was ös zwoa habts zo'n beichten. Wenn i im Zimmer mi versteck, So sieg i's ja mit leichten. Wart Kerl, du wirst garsti di N hintern Ohr na kratzen, Komm du mir mehr mit Spaniol Mit Fasten oder Tatzen. Wie's wieder kummt, so sieg is glei Und schleich mi nei in's Zimmer Und leg mi unter's Kanapee Und rühr und muck mi nimma: Mein Deanerl kommt zerst hinein, 's Professerl schleicht nacha. Schreit außi zu mein Kameradn: Könnts Rekration itz macha. Sie setzen sich aufs Kanapee, Er sagt ihr dieß und jenes Von süßer Liebe Seligkeit Und noch viel anders Schönes. – Was nachher g'schah, dös mag si wohl Per se a Jeder denka – I will euch euer zartes Ohr Mit so was gar net kränka. Dort aber hob i gar so viel No freili net verstanden, Von Rosenketten, Seligkeit Und derlei süßen Bändelt. Mir war no alleweil angst und bang, Mei Kanapee möcht brechen: Denn knarzt und kracht hot ja das Ding, Is gar net zum aussprechen. Und wie man denn in Angst und Noth, Von oam oft kummt zum andern; – So muß itz just a gewiß: Luft Im Bauch drin uma wandern: I hob mi wohl hübsch zamazwickt, Nach' schleicht er langsam umma Und dengast, tausend saframich – Der Kerl fangt on z'brumma. I hätt koan Tropfen Blut net gebn, Wenn's mi mit Nadeln g'stocha, 's Professerl hots gar wohl g'hört Und no viel besser g'rocha. Im Hui is er vom Kanapee Als wie der Blitz herunten, Und's Deanerl zu der Thür hinaus Als wie a Geist verschwunden. Itz sucht a's ganze Zimmer aus, Is doch a weng daschrocka, Schaut endli unters Kanapee Und sieht mi drunten hoka: »Wart Galgenschliffel, was machst du Do unterm Soffa drunten?« »Wir hoben nur grod Versteckerles gspielt, Die hobn mi no net gfunden.« Kurios is, daß er's dösmal just So gor gnau net hat gnumma, I bin mit etli Ohrfeign no Fürs Ganzi durchi kumma: »Du Lausjung, laß du nonmal di Auf solcher That betreten, Was hast du denn an Sch*** drein z'thun, Wenn d'Leut drinn mit mir beten?« Ja beten denk i, 's war mir schon Mein Seel das rechti Beten, Was hätt's denn no dös Knarzen do Vom Kanapee vonnöthen? Der moant gwiß, i hob Stroh im Hirn Weil i a bißl jünga, I kenn mi jetzt schon aus beim Strumpf, Mir legts ös koani Schlinga. Seit dera Zeit hob i von ihm Koan Stroachl mehr bekomma, Er aber hat si in sein Kopf An anders Plant gnomma. Er schreibt ganz in der Still an Brief Nach B*** an mein' Alten, Er soll mi abholn, denn er könn Den Flegl nimma b'halten. Grad um die Zeit mein Vater mußt Sein alten Platz verlassen, Und kraft Neskripts vom Fürstenherrn In Eichstädt Posto fassen. Da hätt' er uns zwei Brüder denn Auf jeden Fall mit g'nomma, Und so bin i mit Schand und Spott Vom Kloster wecka komma. – Dort waren alle Schulen, und Wir mußten brav studiren; Ich will nur diese Seite hier In Kürze mehr berühren. Ich hatte Kopf, studirte gut, War immer bei den Ersten, Doch wollte der Professor oft Vor Zorn und Aerger bersten. Drum war ich d'Wochen dreimal g'wiß Im finstern Löchl z'finden, Der dicke Thomas konnte kaum Gnug Ruthen für mi binden. Und g'schah a rechter Gaunerstreich Von einigen der Schüler: »Wer war dabei? wer hat's gethan? I net, der Karl M***!« – So gings denn fort no vierthalb Jahr, Ich zählt' jetzt vierzehn Jahre, Es zeigten sich im Milchgesicht Schon kleine Stümpchen Haare; Da fing ich zu mein Unglück an, Mich sterblich zu verlieben In's Doktor W*** Töchterlein, Wohnt' vis à vis gleich drüben. Wohl bürstet' ich den braunen Frack, Wohl wusch ich mich mit Seifen: Doch wollte Mamsel Fanny mich Noch immer nicht begreifen. – Wohl parfümirte ich mein Haar Und roch, nicht zum Beschreiben, Daß man mit einem Stück von mir Die Wanzen konnt' vertreiben. Wohl geigte ich in Mondesschein In rührendsten Accorden, Daß unser's Hausherrn Hühnersteig Is oft rebellisch worden. Wohl schlich ich mich in Gärten ein, Stahl Rosen und Lamperten Und mußte selbst einmal drappirt Brav durchgeprügelt werden. Was thats, konnt ich das Sträußchen nur Ihr in die Hände drücken. Ach! durchgeprügelt ihr zu lieb, – Ein wahres Wonn-Entzücken! Doch Prügelsuppe, Serenad' Und Blumen war'n vergebens; Die Schönste merkt noch immer nicht Die Wünsche meines Lebens. – Im Gegentheil, die Grausamkeit Schien eher sich zu mehren, Doch ließ ich in der Zärtlichkeit Mich immer noch nicht stören. Um diese Zeit geschah es nun, Daß einst der Rektor Reiter Im Wirthshaus zu mein' Alten kommt, Und sagt ihm ohne weiter: Herr Landgerichtsschreiber, laßens'n A Metier erlerna, Aus dem wird so sein Lebtag nix, I möcht mi net dazürna. Mein Vater kommt am Abend nach Haus, Schneid't G'sichter wie der Teufel. Wos wird, denk i, der wieder hobn, Mit dir halt, ohne Zweifel. Und richti war's; der ruft mi 'nein Und sagt mit kurzen Worten: »Du bist a Lump und bleibst a Lump In Eichstädt als wie dorten. Mit deiner Studi hat's an End, Du mußt in d'Apotheken. Und wennst a Wort dawider redst, So komm i mit'n Stecken. A Drecksau bist von Jugend auf, A schmirbis dreckis Luder; Drum ist das G'schäft für di so brav Und fort studirt dein Bruder.« Der faßt si kurz, hob i mi denkt; Das sel' dös muß ma'n lassen, Es konn sie quoad Conduit Kaum Jemand kürzer fassen. Der hat mi sauber ausstudirt, Kennt alle meine Schwächen, Is schad', daß er koan Maler ist, Der treffet oan zum Sprechen. Meintwegen, Herr Vater, ist mir recht; Dös wär i ja mit Freuden. I woaß so, daß der Rektor mi Am wenigsten konn leiden. 's Studirn, dös freut mi so net recht, I werd an Apotheker; No konn der alte Schindersknecht In Buckl mir brav lecka, Und Anno achzehnhundertzehn, Es war am Fastnachtssunnta, Da führt mi mei Herr Vater schon In d'Apotheken nunta. Weil's Sonntag war, so dürft i nur Im Nebenstübl sitzen; Am Montag aber mußt i schon Am großen Mörser schwitzen. Es wurd'n mir sechs Pfund Zucker geb'n, Den soll ich recht fein stössen: A Pfündl hob i pulvrisirt, Den andern hob i g'fressn. Der Prinzipal, der kennt dös Ding, Und wiegt den Zucker nacha: »Wos is denn mit dem Zucker gscheg'n? So därf er mir's net macha.« Sein Frau die moant: »Mei, laß'n geh'n, Und thue di nöt dazörna; Er konn halt 's Stoffen no net recht Und muß's erst besser lerna.« Er laßt si's erstmal a no g'falln Und denkt, er wird's schon lassen: Der Kerl is no alles z'dumm, Und konn sie net recht fassen. Drauf gibt a ma fünf Pfund Mandlkern, Do soll i's Oel rauspressen. Itz hob i's wieder grod so g'macht Und d'Mandeln halbet g'fressen. Hob i an Lederzucker g'macht, An Himbeersaft, an süßen, So hob i oftmals so viel g'nascht, Daß i mi speib'n hob müssen. Und wie i übern Schubalodn, Wo d'Feign drin san, bin kumma, So hob i dengast alle Tog A Pfund schier aussi gnomma. Von Pflastern, di i hob verbrennt, Do will i gor nix melden, Fast alle Tag zehn Gläser z'schlagn, Dös war mir gar net selten. 'n Bärndreck hob i pfundweis glei Den Kameradna geben; Vom Branntwein, den i g'soffen hob, Kunnt mancher Brenner leben. A mal sagt mir mein Herr, i soll An Kümm-Rosoli brenna. I hob den selbing Tog grad g'habt A Gang'l so zum Renna. Itz schier i halt a Feuer 'nein, A Feuer zum Erschrecka Und mach denn do mein Gang'l g'schwind Und bleib a Stündl wegga. Auf oanmal thuet dös Ding an Knall, Der Branntwein fangt an z'brenna, Lauft brenneter zum Guß hinaus. Nix hat ma retten könna. San Gläser und d'Fenster all', Vom Branntwein gor nix z'melden, Und 's Haus war a no wegbrennt bal', Itz is dös net zon schelten? Itz komm i hoam, hob gor nix g'ahnt, Da steht in schönster Glori Der Herr Provisor, Prinzipal Und d'Frau im Laboratori. Er aber hat mi kaum derblickt, So packt mi er beim Flügel Und wirft mi zu der Thür hinaus Und schiebt mir vor 'n Riegel. Mein Vater hat die größte Freud', Mi wieder zu erblicken; Doch pflegt er diesen G'müths-Affekt Ganz eigens auszudrücken. Z'erst ziegt er oan a wen'g beim Ohr A drei Fuß von der Erden; Dann greift er nach sein Spanisch-Rohr Mit freudigen Geberden. Es is a Ceremoniel, A b'sonders von mein' Alten; I hab mein Lebtag auf so was Verteufelt weni g'halten. – Dös Ding, dös is am Samsta g'schegn, Der ander Tag war Sunnta, Mein Vater packt mi sanft beim Arm Und führt mi wieder nunta: »Herr Vetter! thuns nur deßmal non Den Unglücksfall vergessen, Sie därfen ja kein Schad'n net leidn, I zohl die G'schicht indessen.« »Herr Vetter! schaugns, a Schlankl is, Voll Ränk' und voll Finessen Und Naschen, wenigst hat a ma A Zentn Feign g'fressen. Meinetwegn, i will'n für dießmal non Grod Ihretweg'n non nehma, Sie müssen aber künftig si Zu all'n Ersatz bequema.« So war denn endlich nach und nach Die Lehrzeit überstanden, Wo sich so viele Unglückstag Und trübe Stunden fanden. Im Jahre achtzehnhundert eilf, Am Palmtag früh um Achte War es, wo mir mein Principal Den Lehrbrief überbrachte. Er wünscht mir Glück zu diesem Tag Und bittet mich zum Essen, Und sagt, ich soll das Ungemach Der Lehrzeit jetzt vergessen. Bald hatte sich in Straubing drunt' Ein Platz für mi gefunden, I reiste hin und blieb zwei Jahr Und vierthalb Monat unten. Jetzt macht' die Sache ich zu braun: In seinem eigenen Garten Pflegt ich in kühler Laube oft Der Liebe abzuwarten. Und als er mich von ohngefähr Im Garten überraschte, Da ich aus Käthchens Honigkelch So eben Nektar naschte, Da ärgert sich der alte Herr Ob dieser frechen Scene, Daß er mir gleich den Abschied gab Zum Schrecken für die Schöne. – Itz hast'n Dr*ck, hab i mir denkt, Itz steht da d'Hausthür offen, Itz hast dein Geld an's Mensch hing'henkt Und därfst kein' Kreuzer hoffen. Georgi – glei is vor der Thür, Nach hoaßt's: Wünsch wohl zu leben! – So kann oam so a Liebs-Affair An Nest auf wie lang geben. Itz kimmt erst 'sMadel a daher Und fangt an z'woanen und z'rotzen. »Sei stat und kehr mer 'n Mog'n net um, Sonst muß i gar non kotzen; Denn was verlierst denn du dabei? Dir is so viel net gnomma! Schlecht g'nua, wennst dir koan solchen mehr Wie i bin, traust z'bekomma.« – So z'nach und nach denk i bei mir: Es wird sie schon was finden; I wär mi wohl aus dem Morast No glückli außi winden, Muß doch itz mein' fünf Sinn zusamm Auf meine Zukunft lenken; Bisher hab i kein Zeit net g'habt, Auf eppas nachzudenken. Der teufels Apotheker-Stand Der fängt mi schon an z'hassen, Muß oana Tag und Nacht grod so Für's Ladl oni passen, – A jeder lumpeter Bauernknecht, Den d'Läus a bißl beißen, Um Ostern, wenn d'Lad'n alle zu, Do nimmt er ein zo'n Sch**ßen. z' Nachts a koan Ruh', kaum bist im Bett, Willst d'Füß a bißl strecken, Itz läutens drunt schon wieder an, Sollst glei in d'Apotheken. Was gibt's? – »D'Frau Sekretärin Dämpf Die brennt's wie glühend's Eisen, Hat furchtbar wieder Mutter-Krämpf, Seitdem ihr Herr auf Reisen.« Sitz'st d'rin beim Fressen, hast was Gut's, Und moanst, itz laß dir's schmecken. Nix, läuten thut's: »Herr So und So, Gehn's naus in d'Apotheken.« Kimmt wieder so a Bauernsau Und zoagt da seine Pratzen, Hat Krätzen, daß all's pickt und papt, Und fangt si an zu kratzen. Pfui Teufel! wär's denn mögli da, Daß in dein Mögen was bleibet: Und man net Salva venia Der Sau in's G'sicht nein speibet? Der Prinzipal bleibt broat und dick Bei seiner Schüssel hocken, Und frißt, daß er net schnaufa kon – Daweil die besten Brocken. Und sagt er a, was selten g'schicht; Herr So und So, bleib'ns sitzen: Nach' mußt du net so dumm glei sein Und mußt den Wink benützen. Denn die Sünd' konn a Prinzipal Langmächti net vergessen; Da hörst glei: Wenn i d'Leut gut zahl, Will i a Ruh zum Fressen, Und is a Zahlung auf a Jahr, O liebster Gott auf Erden! Am Sonntag, wenn'st dein Ausgang hast' Konnst leicht mit fertig werden. Und Kost, do mog i gar nix sogn; I wollt, i könnt's vergessen! A Pudl find't beim Ausguß hint Oft weit a bessers Fressen, San' Söhn' zu Haus, no geth's dir gut, Nach is schon non viel schlimmer; Denn meistens sein's wie d' Eltern grad So dumm, wo net viel dümmer. Daß allweil a gwisi Gattung Thier' Bei unserm Handwerk stehen, Die im Gebirg beim Wurzelgraben Recht sichern Trittes gehen. So müssen die Herr'n Söhne auch Der Pharmacie sich weihen, A Geschäft, das goldene Disteln trägt, Schafft Wachsthum und Gedeihen. Was hat man denn bei diesem G'schäft So viel Verstand vonnöthen, Es gilt ja blos nur Menschen-Leb'n Und handelt sich um's Tödten!! – Kurz, g'nug hab i an so 'n G'schäft, Gott wirk mi unterstützen; I fühle Kraft und Muth, dem Staat Auf and're Weis' zu nützen. A Brief fliegt heim zum Herrn Papa, Worin ich ihm notire: Daß ad Philosophiam ich Gar große Lust verspüre. Er möchte fortan väterlich Mit Geld mich unterstützen, Daß ich zu Landshut ungenirt Könnt alle Quell'n benützen. Bald kommt die Antwort auch hierauf Gar nit einmal frankiret ! Wo in gedrängter Kürze er Mir ung'fähr publiciret: »Wart Lump! i will dir d'Weisheit Bald aus dein Schädel treiben! I lern dir bei dem Metier, Das d' einmal gewählt hast, bleiben; Von mir siehst Du kein Kreuzer Geld, So lang die Donau fließet. Dies merk dir, Barsch! – im Uebrigen Bist schönst von uns gegrüßet.« – I setzt' mi hin den Augenblick, Den Wisch zu remittiren, Doch wollt' i noch ad marginem Ein Bischen was notiren: »Aus Ihrem Brief vom 30sten Und präsentirt am 10ten, Ersah ich, daß Sie meinem Plan Nicht Beifall schenken könnten. Drum eile ich, so gut ich kann, Daß ich Sie avisire, Daß ich den festgefaßten Plan Für mich realisire. Ich hoff', Sie werden wohl Ihr Wort Behufs des Geldes brechen; Sonst müßt ich, ungern thu ich's zwar, Ein anders Wörtl sprechen.« – Das wirkte. Mit der nächsten Post Kommt Geld auf allen Seiten, Um Holz, Logie, dann Trunk und Kost Et cet'ra zu bestreiten. Er schreibt, er hät's so bös net g'meint, So Sachen sei'n ihm g'hässig, »Wir sind schon wieder gute Freund: – Sei fleißig, brav und mäßig.«