Selbstgenügsamkeit des Zechers Wenn ich trinke guten Wein, Fällt es mir mit nichten ein, Über dieser Erde Schranken Aufzuschwingen die Gedanken, Und zu schaun in blaue Fernen Nach des ew'gen Ruhmes Sternen. Wenn ich trinke guten Wein, Will ich nicht im Himmel sein. Wißt ihr von dem Phaeton, Phöbus naseweisem Sohn, Der auf seines Vaters Wagen Wollte durch den Himmel jagen? Jupiter mit seinem Blitze Schmettert' ihn vom Kutschersitze Häuptlings in den Po hinab, Und das Wasser ward sein Grab. Anders ging es nicht dem Kind, Das aus Kreta's Labyrinth Wollt' auf seinen eitlen Schwingen Grad' empor zur Sonne dringen. Bald zerschmolz das Wachsgefieder, Und der Vogel stürzte nieder: In des Meeres bittrer Fluth Büßt' er seinen tollen Muth. Phaeton und Ikarus, Du im Meer, und du im Fluß, Hättet ihr hübsch Wein getrunken, Nimmer wäret ihr gesunken Von dem hohen Himmelsbogen In die tiefen Wasserwogen: Die da trinken guten Wein, Wollen nicht im Himmel sein. Wenn ich trinke guten Wein, Fällt mir oft eur Schicksal ein, Und ich blick' als frommer Zecher Nieder in den engen Becher, Nicht empor nach Ehrensternen, Nicht hinaus in blaue Fernen: Wenn ich trinke guten Wein, Mein' ich, was ich will, zu sein.