An die hoch-adel. frau mutter/ Herrn Abraham Siegmunds von Hohberg/ als derselbe in Franckfurt an der Oder nach einer unglücklich empfangenen wunde sel. verschied Im nahmen eines andern. B.N. So wie ein donner-keil durch hohle cedern fährt/ Wenn der gepreßte knall den grünen wald erschüttert: So hat des himmels krafft auch meinen geist verzehrt/ Da sie/ betrübteste/ vor seinem donner zittert. Mein brieff soll voller trost und voller zucker seyn; Was aber soll mir doch die schwache feder rühren/ Indem wir halb erstarrt cypressen-zweige streun/ Und ihren liebsten sohn zum schwartzen grabe führen? Ach allzulieber sohn/ ach allzuschwartzes grab! Wie bald kan glück und zeit doch seinen wechsel finden! Wie bald fällt doch die frucht der reiffen hoffnung ab/ Wenn unser lebens-baum läst seine pracht verschwinden. So unbeständig ist der grosse Barmach nicht; So weiß Suratta nicht das wetter zu verkehren; Als wenn des himmels schluß durch die gedancken bricht/ Und unsre Babel sich wie schatten-werck verzehren. Wer rühmte/ seligster/ nicht deiner jugend glantz/ Die wie ein feigenbaum vor blüte frucht getragen/ Als dir die tugend selbst den grünen lorbeer-krantz Und ihren ehren-preiß um deinen kopff geschlagen? Und dennoch schleust die grufft itzt deinen schimmer ein/ Der freunde lust-stern muß mit deiner brust erbleichen; Und dein entseelter mund wird selber zeuge seyn/ Daß muth und jugend nur dem porcellane gleichen. Des vaters edler ruhm/ der ahnen tapfferkeit/ Wird nunmehr allererst auff erden sich vermissen; Nachdem der wunder-fall der kummer-vollen zeit Dich/ als ihr ebenbild/ der stoltzen welt entrissen. Doch dieses nicht allein: das theure Schlesien Fängt auch an über dich/ als seinen sohn/ zu klagen/ Und schaut mit thränen an/ daß hier die Najaden/ Und nicht sein mutter-arm dich kan zu grabe tragen. Zuletzt kommt Themis selbst und denn die tapfferkeit: Die bricht den festen schild bey deiner grufft in stücken/ Und jene hat den leib mit flor und boy bestreut/ Und will dich noch als kind an ihre brüste drücken. Diß schreib ich aber nicht/ was deiner brüder weh Vor liebes-seuffzer läst nach deiner seele schiessen; Noch wie die mutter selbst aus ihrer hertzens-see Das saltz der thränen läst als rundte perlen fliessen. Ein offtbeklagter todt verdoppelt nur die pein/ Und der muß grausamer als rasende Cyrcassen/ Und unempfindlicher als wilde Mohren seyn/ Der nicht auff deinen ruhm soll frische thränen lassen. Welch nebel aber klebt doch meinen augen an? Genug/ betrübteste/ die thränen sind verstrichen: Ihr allerliebster sohn tritt auff des himmels bahn/ Und ist dem Ninive der erden ausgewichen. Sein blut-bespritzter leib macht nun in Jesu schooß Die rosen-rothe bach zu reinen silber-quellen: Nachdem die seele sich von allen sünden loß/ Vor Gottes augen kan in weissem atlaß stellen. Die engel waschen selbst der wunden scharlach ab/ Und lehren wie er soll dem höchsten opffer bringen; Er/ der zu guter nacht/ durch das bedeckte grab/ An seine freunde noch läst diesen trost erklingen: Adjeu! Ich lebe wohl; denn ist gleich meine brust/ So wie der abend-glantz bepurpert untergangen: So glaubt/ daß nach der zeit die sonne meiner lust Auch wie der morgen wird in vollem golde prangen.