Uber das flüchtige glücke B.N. Mein hertze fleuch das glücke/ Und laß sein licht nicht deinen leit-stern seyn. Ein englisch auge führt offt gifft und drachen-blicke/ Der himmel selber mischt in sonne regen ein. So kan sein angesicht auch lachen und doch blitzen/ Und hüllt in rosen-pracht die schärffste dornen-spitzen. Die allerärgste sclaven Wirfft offt ein sturm an sichres ufer an: Das glücke zeiget nur der hoffnung süssen hafen; Fleucht aber/ wenn sein fuß am besten anckern kan. Denn lust und freude sind wie bunte regen-bogen/ Die/ eh man sie erkennt/ schon wieder abgezogen. Der zucker unsers lebens Ist nur ein schaum/ der gall und wermuth deckt. Vernunfft und klugheit sucht das glücke selbst vergebens; Weil schlang und natter auch in paradiesen steckt. Die gröste klugheit ist der zeiten grimm verlachen/ Und/ wie ein bienen-wurm/ aus schierling honig machen. In saltz und thränen baden Ist sichrer/ als auff sammt und purpur gehn. Denn wenn die blitze gleich den ceder-ästen schaden/ So läst ihr donner doch geringe pappeln stehn. So fällt ein reicher auch offt schimpfflich zu der erden/ Wenn arm und niedrige zu grossen herren werden. Was glück und gunst gebohren/ Schmeltzt mit der zeit wie schnee und kaltes eiß. Der aber hat noch nicht der freuden port verlohren/ Der nur den trauer-wind recht zu gebrauchen weiß. Denn glück und ehre sind nicht kinder einer stunden/ Und werden nur wie gold durch müh und schweiß gefunden. Drum fleuch das falsche glücke/ Und trau/ mein hertz/ auff seine sonnen nicht; Zeuch der begierden fuß von dieser spiegel-brücke/ Da gold und pfeiler so wie porcellan zerbricht. Vielleicht kan schmertz und leid/ die deinen geist noch binden/ Bald deiner ehren bau auff festen marmel gründen.