12. Ueber das Absterben Herrn Adams von Bibran auff Profen unnd Damßdorff; auß dem Italianischen seines Herrn Brudern Abrahams von Bibran auff Woitßdorff O, Die selig' edle Seele, Die sich in die wahre Ruh Nach dem hohen Himmel zu Auß deß Leibes finstern Höle Freudig hat hinauff gemacht! Da sie dann, wie bey der Nacht Vor den andern kleinen Sternen, Phebe selber, gläntzt von fernen, Da sich Gott ihr umb und an Zeigt zu sehn und zu geniessen, Da sie mit nicht-Menschen-Füssen Das Gestirne tretten kan. Wie die Ulmen durch die Reben Mehr als sonsten lieblich seyn, Wie der Lorberbaum den Schein Seinen Wäldern pflegt zu geben, Also war auch deine Zier. Pallas weinet für und für, Ceres, voll von Weh' und Zehren, Leget ihren Krantz von Aehren Und die Sichel hinter sich; Prosen, deine Lust und Freude, Lieget gantz vertiefft in Leyde Und gedencket nur an dich. Das auch betrübte Graß beklagt dich bey den Brunnen, Für das reiche Korn Wächset Tresp' und Dorn; Es trauert selbst das Rad der grossen Sonnen Und hüllet umb sich her der Wolcken schwartzes Kleyd; Tranck und Essen Wird vergessen Von aller Herd' und Vieh' ohn Unterscheyd. Berg' und Thäler hört man ruffen, Bibran, Bibran, Tag und Nacht; Aber nein, deß Todes Macht Läßt sie gantz vergebens hoffen. Wird der Klee zu Winters Zeit Durch daß Eiß gleich abgemeyt, Sehen wir ihn doch im Lentzen Nachmals auff den Auen gläntzen, Täglich fellt die Sonn' ins Meer, Scheinet aber morgen wider; Legt ein Mensch ein mal sich nieder, Er kömpt nimmer zu uns her. Wil derwegen uns gebühren Wie es möglich nur mag seyn, Sein Begräbniß und Gebein Allenthalben außzuziehren Mit dem frembden Tulipan, Tausendschön und Majoran, Mit Violen und Narcissen, Mit den Blumen bey den Flüssen Die vom Mertzen sind genand. Sonderlich soll ihm sein Leben Auff das Neue wieder geben Der Poeten weise Hand. Ihr keuschen Lorberstreuch', an denen gäntzlich lieget, Daß ein Mensch, der schon Muß allhier darvon, Doch in der Grub' ein ewiges Lob krieget, Schaut, daß ihr für den Tod dem edlen Cörper hier Gleichfals rahtet, Und umbschattet Mit grüner Lust sein' Asche für und für.