Der dritte Act Dafne. Apollo. Es ist die Spur deß Hirschen ja für mir; Wie laß bin ich! Ach, wer er doch allhier. Wer muß nur diese seyn; Die auß den Augen lässet blincken So einen hellen Himmels-Schein, Den ich spür' in mein Hertze sincken? Ich denck ihm noch wol für zu biegen, Im Fall ich eyle. Ich muß nur sehn, ob auch der Peil wird fliegen Und scharpff seyn, wie er soll. Ach, scharpff genung sind deiner Augen Pfeile, Ich fühle sie ja wol; Sie verwunden mich von ferrnen. Bist du nicht der Nymfen eine, Oder, wie ich auch vermeine, Eine Göttin auß den Sternen? Wie daß du Pfeil' und Bogen an dich henckest? Ich such' ein schnelles Wild Und bin ein sterblichs Weibesbildt, Nicht eine Göttin, wie du denckest. Gläntzt in der schönen Sterbligkeit Dergleichen Liecht, So frag' ich nach dem Himmel nicht. Das Thier verläufft sich allzu weit; Ich muß den Fuß nur ferrner setzen. Du kanst doch mit den Augen hetzen, Im Fall du schon nicht Berg und Thal Mit deinen Pfeilen Durchsuchest überall. Nichts anders wündsch' ich zu ereylen; Die Lust, so ich im Sinne führe Sind Berge, Püsch' und Thiere: Diß ist der Raub, der bey mir gilt. Du fällest nicht nur blosses Wildt; Dann deiner stoltzen Augen Liecht Kan auch die Götter selbst versehren; Ihr Hertz' ist für dir sicher nicht. Die Götter pfleg ich hoch zu ehren; Durch meine Pfeil' und Bogen Wird nur das Wild betrogen. Du aber säumest mich Mit langem Stehen. Vergönne mir, daß ich Mag mit dir gehen. Ich weiß die Thiere wol zu fällen; Wir wollen eine Jagt Mit grosser Lust anstellen, Die mir und dir behagt. Es darff sich nichts zu mir gesellen Als Pfeil und Bogen nur. Glück zu. Ach, warte! warumb eylest du? Erkenne doch, o Schöne, wer dich liebet; Ein Gott ist's, der sich dir ergiebet, Der dich begehrt, gieb deinem Glücke statt, Nimb an den guten Rhat. Ach fleuch, ach fleuch doch nicht! Mein Hertze das zerbricht Und zwingt mich, daß ich schneller eyle Als diese meine Pfeile, Wann mir ein Wild auffstößt. Du rennest, läuffst und gehst, Wohin du wilt, so will ich folgen können. Wer eyfrig liebt, dem kan kein Ding entrinnen. Liebe, wer sich selber haßt; Aber wer sein gutes Leben Will der freyen Ruh ergeben, Reißt sich von der argen Last, Suchet für das süsse Leyden Felder, Wild, Gepüsch' und Heyden. Ihm gefällt die Faulheit nicht, Die nicht als zum Bösen wachet, Die den Trägen schwächer machet Und der Starcken Krafft zerbricht, Die den Geist zeucht auff die Erden Und heißt Männer Kinder werden. Seine Lust, die er begehrt, Die ihm kürtzet manche Stunde, Sind berühmbte schnelle Hunde Und ein ritterliches Pferdt; Sein Gemüthe muß sich letzen Mit dem adelichen Hetzen. Wann der Reiff das Feldt betaut, Und die Vögel mit dem Singen Umb die Morgenröthe springen, Sitzt er munter auff und schaut, Ob er mit den schnellen Winden Kan ein schönes Stücke finden. Also dringt die scharpffe Pein Nimmer in sein grosses Hertze, Das von Wollust, Lieb' und Schertze Gantz will frey und sicher seyn, Will nicht von den Freuden wissen, Die Gemüth' und Leib muß büssen. Flieht ingleichen diese Lust, Die doch nur den weichen Sinnen, So nichts Mannlichs üben können Soll bekandt seyn und bewust, Die nur wie ein Schatten stehet, Der bald wird und bald vergehet.