Der funffte Act Apollo. Dafne. Bleib, Nymfe, bleib; ich bin dein Feind ja nicht, Daß du so lauffst, mein Liecht, Als wann ein armes Schaff vom Wolffe wird getrieben. Mein Folgen kömpt vom Lieben. Ach, ach, daß für die grosse Brunst Kein Kraut wächst auff der Erden! Was hilfft mich jetzo meine Kunst, Durch welche sunst Ein Jeder heil kan werden. O Vatter Peneus, nim mich an, Dein unbeflecktes Kind. O Vatter, hilff doch mir, Im Fall ein Fluß auch helffen kan. Bedeck, o Erde, mich, nim zu dir meine Zier, Verschling sie, oder laß sich meinen Leib verkehren In etwas, welches mich kan der Gewalt erwehren. Soll dann, ihr harten Rinden, Die unbefleckte Zier, So Hertz und Sinn mir kundte binden, In euch verdeckt seyn für und für? Ihr Augen, die ihr mehr ein Quell als Augen seyt, Bleibt an die Zweige hier gehefftet jederzeit. Hier, da ist das edle Hertze, So das meine mir zerbricht, Hier ist meiner Sonnen Liecht, Das die helle Tages-Kertze, Die Vertreiberin der Nacht, Aller schwartz und tunckel macht. Wiewol ich sonst unsterblich bin, Doch sterb ich ihrentwegen hin. Ach Nymfe, die du' dich Hast eines Gottes Lieb' erwehret, Dardurch dein schöner Leichnam sich In einen Lorbeerbaum verkehret, Es widerfahr in Ewigkeit ja nicht, Daß ich dein Lob nit soll' in Himmel mit mir führen. Mit deinen Blättern will ich allzeit, o mein Liecht, Diß güldne Haar mir ziehren. Diese meine Pflantze hier Soll begrünt seyn für und für, Soll in Kält' und Hitze stehen, Für dem Wetter frey und loß: Donner, Plitz und harter Schloß Soll bey dir fürüber gehen. Die Regenten dieser Welt Und ein unverzagter Heldt, Der sich ritterlich geschlagen Unter seiner Feinde Schar, Soll umb sein sieghafftes Haar Diese frische Zweyge tragen. Herd' und Hirten sollen dir Lassen deine grüne Zier; Hier soll frey von andern Dingen Nymf' und Göttin ihre Zeit Lustig und in Frölichkeit, O du edler Baum, verbringen. O schöne Nymfe, freue dich, Dein Leib, der vor besorget sich, Man würd' ihn nicht verschonen, Nach dem er Laub und Schatten giebt, So wird der schöne Baum geliebt, Auch da wo Götter wohnen. Kein Plitz ist, der dein Kleyd zerbricht, Du achtest keinen Regen nicht, Blühst stets mit grünen Haaren, Legst nimmer von dir deine Zier, Bekräntzest grosse Fürsten hier Und auch der Götter Scharen. Nun wachse fort, als wie du thust, Geneuß mit Freuden deiner Lust Und deiner schönen Gaben. Wir wollen, wo ja Amors Pfeil Uns gleichfalls giebet unser Theil, Ihn auch in Ehren haben. Und trügen wir dann Liebes-Gunst, Laß unsrer Augen treue Brunst Der Liebsten Sinn durchdringen, Laß unsers guten Hertzens Pflicht Wie Eyß, das von der Sonnen bricht, Ihr hartes Hertze zwingen. Wo aber es sich auch begiebt Daß die von uns nicht wird geliebt, Die uns liebt je auff Erden, So laß diß unser Haar allhier An stadt deß Lorbeerbaumes Zier In Heu verwandelt werden. Nun grüne fort, und mit dir auch Der überedle Rauten-Strauch, Der uns erhält das Leben; Der Himmel laß' ihn seine Frucht, Die manches krancke Land jetzt sucht, Von Zeit zu Zeiten geben. Nim zu und wachse für und für, O Rautenstrauch, der Felder Zier, Für dem die Schlangen fliehen, Der böse Lust und Schmertzen stillt, Für dessen Krafft kein Gifft was gilt Und kan unß nicht durchziehen. Nim zu und wachse für und für, Und deine Zweygen neben dir, Die alle Schönheit ziehret, Von denen einer sich jetzt giebt Dem Löwen, der ihn hertzlich liebt Und hin in Hessen führet. O schöner Frühling, freue dich, Der Blumen Lust erhebe sich, Die Vögel müssen singen; Der Zweyg so dich, o Löw', ergetzt, Den Venus in dein Land versetzt, Wird neue Zweyge bringen. Wir sehen schon, wie nach der Zeit, Wann Jupiter den harten Streit Durch Teutschland noch wird stillen, Wir sehen, wie der Rauten Ziehr Mit grüner Lust wird für und für Feldt, Berg und Thal erfüllen.