An Alfred Meißner »Jetzt, da die Männer feige sündgen Durch Zagen an dem Geist der Zeit Hebt Euch, Ihr Frauen, Ihr unmündgen, Ein Wort der Freiheit zu verkündgen, Tragt grüne Palmen in den Streit.« Alfred Meißner. Auch Du, auch Du rufst uns zur Stelle, Du rufst uns auf den Schlachtenplan, Hinaus, hinaus aus enger Zelle, Wir Frauen solln des Hauses Schwelle Ernst überschreitend Euch uns nahn. Und jubelnd streck' ich Dir entgegen Die Schwesterhand – o habe Dank! Du hast nicht Hohn, nein, Du hast Segen, Wenn wir auch uns're Leier regen Zum Freiheitskampfe ohne Wank. Es braust das Lied in höhren Chören Wo man der eignen Kraft vertraut! Wie drängt michs, meinem Volk' zu schwören! Und Gott der Herr wird mich erhören, Der in die Menschenherzen schaut. Ein Lenzsturm braust durch alle Lande – Der Odem ist's der neuen Zeit; Die Ströme brechen ihre Bande, Es schmilzt das Eis im Sonnenbrande Frei singt die Lerche und gefeit. Und nun – bei all dem frischen Leben Wie tief wär da verdammt das Weib, Dürft' es nicht mit den Männern streben Und nichts dem eignen Volke geben Als sein Gekos, als seinen Leib! »Habt Ihr Gesang, so schlagt die Leier!« Ruft uns Dein warmes Dichterherz – So tönt des Vaterlandes Feier In meinen Sängen frei und freier Und flammt begeistert himmelwärts! Und fröhlich hörte ich Dein Mahnen Und drücke Deine Bruderhand. Der neuen Zeiten neuem Ahnen, Der Freiheit einen Weg zu bahnen Dazu ward uns das Lied gesandt. Und ob die Spötter mich verhöhnen Nur ein Ziel kennt mein Herz, mein Lied! Nicht Myrt' noch Lorbeer wird mich krönen, Doch Freiheit wird die Leier tönen, So lang mein Herz noch schlägt und glüt.