An Adalbert Stifter Vertief ich mich in deine Blätter Da wehts um mich wie Frühlingsduft! Der Lerche jubelndes Geschmetter Durchtönt die frische Morgenluft, Die jungen Halme keimen, sprießen, Vom Himmel strömt ein Meer von Licht Und in die Menschenbrust ergießen Sich Hoffnung, Ruh und Zuversicht. Die falschen Freuden, nicht'gen Schmerzen, Der Erde Wust und ihren Tand Nimmst du hinweg von unserm Herzen Mit leiser, liebevoller Hand. Von vielverschlungnen Irrewegen Zurück auf ewig lichte Spur Führt mild uns deines Wortes Segen, Du treuer Dolmetsch der Natur. Ob Kampf und Zwiespalt dich umringe Und wirren Scheines Truggewalt, Dein heller Blick erschaut die Dinge In ihrer heil'gen Urgestalt. Dein Geist durchbricht die engen Schranken Von eitler Satzung aufgestellt, Und führt den reinen Gottgedanken Als heitern Sieger durch die Welt. Drum winken deiner Dichtung Strahlen Uns wie der Stern der Weisen zu, Drum finden tausend bittre Qualen Am Saume deines Mantels Ruh, Drum bist du als Prophet zu ehren, Den tröstend die Natur gesandt, Und den, das Wunder noch zu mehren, Die Menschen freudig anerkannt. Kein Blitz, kein Schlag kann den erreichen Der über den Gewittern steht! So stehst du in des Geistes Reichen In still erhabner Majestät. Zu tiefem, ahnungsvollem Schweigen Verklingt der Erdenstimmen Chor Und nur der Liebe Düfte steigen Wie Opferhauch zu dir empor.