Dem Freunde Du weißt es nicht, wieviel du mir gegeben In einer finstern Zeit, da meinem Leben Des Hoffens gold'ner Schein entschwand! Du kennst es nicht, das tiefe bitt're Elend, In welches deine Worte, neu beseelend, Den Himmelsboten Trost gesandt. Du siehst sie nicht die stolz verhüllten Wunden, Auf die in dunkeln mitternächt'gen Stunden Du sanfte Kühlung niederweh'st! – Du ahnest nichts von meines Innern Streite, Noch ahnest du, daß du an meiner Seite Am Siechbett' eines Herzens stehst. – Und wenn ich dich betrachte, möcht' ich fragen: Bist du ein Strahl, der mir von bessern Tagen Voll freudiger Verheißung spricht? Wie? Oder bist du nur ein letzter Schimmer, Mir nachgesandt zum Trost eh' ich auf immer Vom Leben scheide und vom Licht? – Wie dem auch sei, und wie es sich mag wenden, Nimm meinen Dank für deiner Seele Spenden! Mein Segen sei ob deinem Haupt! Denn eine Stütze bist du mir gewesen In bösen Stunden, wo von allen Wesen Mein Herz nur mehr an dich geglaubt. Wird Heilung mir noch in des Lebens Thalen, Mit welchem Wucher will ich dir bezahlen Die Schuld, in die du mich verstrickt! Und soll mir nur der Tod Genesung bringen, Dann wird es dein Gemüth wie Duft durchdringen, Daß du die Sterbende erquickt. – Dann denke mein! In stillen Mitternächten, Die sich aus Sternen Friedenskränze flechten, Gedenke, o gedenke mein! – Wenn laue Weste deine Stirn' umfächeln, Dann sage dir mit wehmuthsvollem Lächeln: Es mag ein Gruß der Todten sein!