Einem Tadler Du kennst mein tiefstes Wesen nicht, Und kennst den Zweck nicht meiner Sendung, Verlangest du, daß mein Gedicht Anstrebe freudige Vollendung. Nein! Gott hat mich nicht ausgesandt Und hat die Kraft mir nicht gegeben, Um glorreich, mit geweihter Hand Des Sieges Palmen zu erstreben. In Marmor prange und in Erz, Der Name deß, der sie erstritten. Ich bin nichts weiter als ein Herz, Das viel geliebt und viel gelitten. Und meine ganze Poesie Ist nur ein lautes Offenbaren Von all den stillen Schmerzen, die Des Weibes Seele kann erfahren. Wohl wär' es doppelt schön und groß Als starker Tröster zu erscheinen, Doch ich, ach! ich verstehe bloß Mit der bedrängten Schaar zu weinen. – Was einst Johannes sprach, das spricht Mein Herz ihm nach mit leisem Beben: Ich selbst bin der Messias nicht Und soll von ihm nur Zeugniß geben. Das Licht, das läuternd und verklärt, Den Strahl der Weihe soll entzünden, Ich bin es nicht und bin kaum werth Euch nur sein Nahen zu verkünden. Das Amt, das mir der Herr beschied, Wozu er Kraft verlieh der Schwachen, Kein andres ist's als durch das Lied Die Sehnsucht brünst'ger anzufachen. Und wenn euch klar, was ihr vermißt, Wenn euer Geist verstört, beklommen Des Abgrunds Tiefe ganz ermißt, Dann wird vielleicht der Tröster kommen!