Die Tempeltrümmer bei Spalato Kennt ihr des Beduinen Sitte, Wenn er, bereit zu neuem Ritte, Die Brust von frischem Drang geschwellt, Den Blick läßt in die Ferne schweifen Und, dämmert kaum ein lichter Streifen Im Osten, abbricht sein Gezelt? Er ruhte süß; doch jetzt ist's Morgen! Nur Ein's bleibt ihm noch zu besorgen, Bevor er rasch von hinnen eilt: Aus Steinen fügt er myst'sche Kreise Zum Zeichen, daß auf seiner Reise Ein Wandrer ruhend hier geweilt. – – O Menschengeist voll Sehnsuchtbangen! Wie gleichst im rastlosen Verlangen Dem flücht'gen Sohn der Wüste du! Nach mühevollen Wanderfahrten Winkt der Oasis grüner Garten Dir stille Edensträume zu. Als heilig grüßest du die Stelle, Du labst dich an dem frischen Quelle, Der aus dem Felsgerölle bricht; Du fühlest mild'rer Lüfte Wehen, Du glaubst die Sprache zu verstehen Womit der Stern zur Blume spricht. Erstarken fühlst du dich gesunden, Die Heimath scheint dir aufgefunden, Das letzte, höchste Ziel erstrebt. Du jubelst: Fort mit Schmerz und Grauen! Hier will ich meine Hütte bauen, Von Friedenshauchen sanft umschwebt. Dein innerst Glauben, Hoffen, Denken Willst du auf diesen Kreis beschränken, In den du liebend dich gebannt. Du meinst, es sei für alle Zeiten Versöhnt der Kräfte feindlich Streiten, Gelöscht des Herzens tiefer Brand. – Umsonst! Bald wird sich dir's entfalten, Daß, was du für das Ziel gehalten, Nichts als ein Meilenzeiger nur. Und wieder treibt dich's in die Weite, Dein Stern ist Gott und dein Geleite Die stille Ahnung seiner Spur! Und diese Tempel, diese Hallen, In Schutt und Trümmer längst zerfallen Umrauscht von ew'ger Meeresfluth, Sie mahnen feierlich und leise, Daß einst auf seiner Erdenreise Der Geist der Menschheit hier geruht.