Seelenzauber Sie sagen, hingeschwunden sei Die Schönheit, die dein Haupt bekränzte, Als noch ein wolkenloser Mai Der Jungfrau Leben heiter glänzte. Gleichgiltig bald, bald heuchelnd spricht Ihr achselzuckendes Bedauern: Wie Schade, daß dieß Angesicht »So früh versehrt von Gram und Trauern!« Doch wo ihr Auge bloß die Spur Vom Welken sieht und vom Verblühen, Da sieht das meine wieder nur Verklärung wundersam erglühen. O nie hat deiner Schönheit Strahl So tief so mächtig mich beweget, Als seit der Schmerz sein heilig Maal Auf deine reine Stirn' gepräget! Ja, dich umwallt ein reicher Glanz Ob er auch Vielen sich verhehle! Dein Antlitz, es ist Seele ganz, Und seinen Zauber fühlt die Seele. Es fasset mich in deiner Näh' Ein schmerz- und freudenvolles Ahnen, Und dieß geheimnißreiche Weh, Wie Heimweh will es mich gemahnen.