Frauenloose Sei mir gegrüßt, du holde Blüthe, Erschließend dich dem heitern Licht! Den Frühling trägst du im Gemüthe Und auf dem schönen Angesicht. Noch stehst du da in Glanz und Schimmer, Das Herz von jenem Thau erfrischt, Den, ach wie bald! und für all immer Des Lebens rauhe Hand verwischt. Der Wehmuth liebende Gewalten Sie flößen mir die Frage ein: Wie wird dein Schicksal sich gestalten, Und welche Zukunft harret dein? Die Loose, die dem Weibe fallen, Zum Schmerze führend oder Glück, Im dunkeln Geisterzuge wallen Vorüber sie an meinem Blick. Ist dir's bestimmt ein Herz zu finden, Das, mit dem deinen gleichgestimmt, In deinem innersten Empfinden Des eignen Selbstes Ruf vernimmt? Wird dirs ein milder Gott vergönnen, Von stolzer Freudigkeit beseelt, Vor aller Welt ihn dein zu nennen, Den deine Liebe sich erwählt? Wird er den finstern Mächten wehren, Die uns umlauern je und je? Wird Mutterliebe dich verklären? Der Muttersorge heil'ges Weh? Darfst du dir sterbend einst gestehen, Daß Segen dir entströmt und Heil? O, unter Thränen möcht' ich flehen: Dir werde solch ein Loos zu Theil! Denn in der Seinen Herz zu thronen, Beglückend und durch sie beglückt, Die höchste ist es aller Kronen, Womit des Weibes Stirn sich schmückt! Der Lorberkranz auf seinem Scheitel, Der Schönheit schimmerndes Geflecht, Das Sternenband des Ruhms sind eitel, Und jene Krone nur ist echt! – Wie? oder wirst du einst erglühen Vergeblich in der Sehnsucht Brand? Wirst du vergehen und verblühen Der Blume gleich im Heideland, Die hoffend sich im Lenz erschlossen, Mit klarem Aug emporgeblickt Und süße Düfte ausgegossen, An denen Niemand sich erquickt? O dann entfalte deine Schwingen, Von ird'schen Lasten unbeschwert! Statt nach versagtem Glück zu ringen Erhebe dich in deinem Werth! Ob Liebe nie sich dir verbunden Und deiner Leiden Gluth gekühlt, Du hast ihr Herrlichstes empfunden, Wenn ihre Sehnsucht du gefühlt. – Ein and'res Bild noch seh' ich schweben Geheimnißvoll vor meinem Geist. Kaum wag ichs, Worte ihr zu geben Der Ahnung, die mich still umkreis't. Wirst du auf bangen Wanderfahrten Einst folgen müssen ohne Wahl, Dem dir im Traum geoffenbarten Und nie erreichten Ideal? Wird einst mit deinem Glück dein Frieden Verbluten auf dem Opferstein? Das düstre Loos der Promethiden Harrt es mit seinen Schmerzen dein? Wirst du dereinst, ein Kind des Fluches, Hinschiffen auf empörtem Meer, Vom Braus umtönt des Wogenbruches, Ein ruheloser Ahasver? Und wenn dann aus dem Schooß der Fluthen Ein grünes Eiland sich erhebt, Wenn dein Gemüth mit seinen Gluthen Dahin, hin zu dem Hafen strebt, Wird es dann plötzlich dich durchgrauen: Mich blendete ein Truggesicht! Die meine Ahnung mich ließ schauen, Die sel'ge Heimath ist dieß nicht!? Und wenn zwei Arme dich umstricken, Ein Mund auf deinen Lippen glüht, Dem Schmerze nah verwandt Entzücken Durch deine Nerven zuckt und sprüht, Wird plötzlich dich mit eis'gen Händen Erfassen der Enttäuschung Qual, Vom Irdischen dich abzuwenden Zurück zu deinem Ideal? Weh' über dich, wenn solche Flammen In dir entzünden ihren Brand! Der Spruch der Welt wird dich verdammen, Sich lösen selbst des Blutes Band! Nichts wird von Allem dir verbleiben, Was eines Weibes Sein beglückt, Auf öden Wellen wirst du treiben, Wenn sich im Lenz die Erde schmückt! Doch Eines kann dich noch erretten Und heil'gen deiner Schmerzen Maal, Es ist: noch brünst'ger dich zu ketten An deines Geistes Ideal, Nie an dem Gotte zu verzagen, Nach dem du märtyrgläubig ringst, Der Wunden keine zu beklagen, Die du in seinem Dienst empfingst! Verfolgt von pöbelhaften Scherzen, Von der Gemeinen Spott und Hohn, Tritt du mit deinem starken Herzen Vertrauend vor des Höchsten Thron Und sprich: »Den Strahl aus deinem Eden, Den Ahnung mir geoffenbart, Trotz äußern Kampf's, trotz inn'rer Fehden, Hab' ich die Treue ihm bewahrt.« – – Genug, genug! mag sich's erfüllen! Geschehen mag was soll und muß! Zu frühe noch wird sich enthüllen Des Schicksals wandelloser Schluß. Vermessen wär's ihm vorzugreifen – Ein fruchtlos thörichtes Geschäft! Du magst dem Loos entgegenreifen, Das still in deinem Busen schläft. Vor einem Jammer nur behüthe Dich eines milden Gott's Geheiß, Nie geb' er deines Innern Blüthe Verderbter Seele Pesthauch preis, Nie lasse er dich Wonnen finden An einer schuldbelad'nen Brust, Und niemals Liebe dich empfinden, Für das, was du verachten mußt. Ja, seine Huld mag dich behüthen Vor solcher Liebe Qual und Schmach, Die, wenn die Flammen längst verglühten, Der böse Zauber längst schon brach, Wenn Jahr um Jahr dahin gegangen, An's Herz das Eis des Alters dringt, Noch immer auf die bleichen Wangen Ein brennend Schamerröthen bringt.