Amynth Amynth, der sich mit Wünschen quälte, Weil ihm zu seinem Zeitvertreib Ein Regiment, ein schönes Weib Und eine Tonne Golds noch fehlte, Lag einst bey düsterm Sternenlicht Und sann auf glänzende Projecte, Als ihn ein mystisches Gesicht Aus seinen Phantasien weckte. Ihm rief ein sanfter Ton: Amynth! Und als er aus dem Bette blickte, Sah er das schönste Götterkind, Das je des Barden Aug entzückte. Sie hielt in ihrer rechten Hand Ein Füllhorn und ein Ordensband Und schien ihm freundlich mit der Linken An ihre weiße Brust zu winken. Wer bist du? rief er, durch die Macht Des Winks von seiner Angst entbunden. Allein, itzt schlug es Mitternacht, Und schnell war die Gestalt verschwunden. Allmählig, wie der Tag, erwacht Amynth und trocknet sich die Stirne. Wo bist du, rief er, holde Dirne? Schuf Morpheus dich zu meiner Quaal? Doch nein – ein leeres Ideal Kann keine solche Glut entzünden. Wohlan, mir bleibt nur eine Wahl, Zu sterben oder dich zu finden. Er sattelt seinen Bucephal, Trabt rüstig über Berg und Thal, Und kurz, nachdem er einen Blinden Und ein paar Kinder umgerannt, Warf ihn der wilde Gaul vom Rücken Und floh, Gott weiß in welches Land. Ein Held muß sich in alles schicken; Er setzt zu Fuß die Reise fort Und glaubt entzückt, bald hie, bald dort, Den trauten Irrwisch zu erblicken; Doch wenn er ihm entgegenläuft, Zerfließt er, wie die Seifenblase, Nach der ein rascher Knabe greift. Itzt winkt ihm eine stille Straße In einen dunkeln Palmenhayn; Hier schlummert er im weichen Grase Vom langen Zug ermattet ein, Und sieht die flüchtige Sylphide In einem silbernen Talar Mit weißen Rosen in dem Haar; Ihr Gruß war ernste Huld und Friede. Er rafft sich auf, sie schwirrt davon; Er jagt sie, wie Latonens Sohn Einst Daphnen, über Stock und Stengel; Itzt hascht er sie; doch schnell zerrinnt Das holde Traumbild, und Amynth – Umarmet einen Todesengel.