Der Wundermantel Elisa starb: kein Testament Vergab sein Gut. Der Präsident Von Salem kam mit vier Gesellen, Das Inventarium zu stellen. Kurz wars. Ein Mantel und ein Rock, Ein Ranzen und ein Dornenstock; Mehr fand sich nicht. Um die Gebühren Des Richters und des Syndikus Und der Skribenten abzuführen, Ergieng der wohlbedachte Schluß, Den Erbverlaß zu konfiscieren. Man schritt zum Werk, als Hasael, Des Hohenpriesters Amtspedell, Erschien und von der Kirche wegen Das Pallium in Anspruch nahm. Dies war den Herren ungelegen, Doch sie verschluckten ihren Gram. Der Richter zog den Stab zurücke Und Aarons Großvikar bekam, Trotz aller Rabulisten Tücke, Das wunderthätige Gewand In seine Macht. Mit frohem Blicke Griff er darnach. Ihm war bekannt, Daß es Elias einst getragen, Und als der Liebe letztes Pfand Dem Schüler von dem Feuerwagen Herunterwarf. Von nun an träumt Der Patriarch von lauter Zeichen, Er schlägt den Fluß damit, er schäumt, Und theilt sich nicht. Er legts auf Leichen Und keine regt sich. Mißvergnügt Schenkt der getäuschte Hohepriester Den Mantel seinem lahmen Küster, Der kaum auf seinem Arme liegt, Als er ihn schon mit Riesenstärke Bewegen kann. Der gute Greis Weint dem Gott Jacobs Dank und Preis, Und hilft durch stille Wunderwerke Dem Leidenden. Die Lahmen gehn, Der Taube hört, die Blinden sehn, Und kurz es ward in wenig Wochen Vom frommen Küster mehr gesprochen, Als von dem ganzen Sanhedrin. Der Erzhirt griesgramt wie ein Heyde, Sein Antlitz färbt sich gelb und grün, Er reißt den goldnen Saum vom Kleide Und eine Handvoll Bart vom Kinn. Doch bald entstehen sanftre Klagen In seiner Brust. Er eilt vor Tag Ins Heiligthum, den Herrn zu fragen, Warum ein Küster mehr vermag, Als ein Prälat, auf dessen Magen Das Urim glänzt. Vergebens beugt Er seine Knie, brennet Kerzen Und Rauchwerk. Das Orakel schweigt! Doch eines ruft in seinem Herzen, Dem folget er. Der Kirchenrath Versammelt sich in dem Conclave, Der Thaumaturg wird als ein Sklave Des bösen Feinds durch ein Mandat Citiert, vernommen und verdammet. Denn wär es nicht ein Bösewicht, So schwiege das Orakel nicht, Sprach der Prälat, vom Zorn entflammet: Und das geweihte Blutgericht Verurtheilt ihn, in Gottes Namen, Nebst seinem Pallium zur Glut. Die Stutzer und die feinen Damen Von Salem und die ganze Brut Der Schriftgelehrten und Leviten Fand sich beym grausen Holzstoß ein. Man führt den armen Inquisiten Mit Pomp durch die gedrängten Reihn. Allein kaum schlagen rauchend Flammen Mit Praßeln über ihm zusammen; So wölbet sich der Mantel schnell Gleich einer lichten Purpurwolke Um seinen Leib. Vor allem Volke Fliegt er so leicht wie Gabriel In Gottes Schooß. Der blinde Laye Klopft auf die Brust mit stummer Reue. Nur der Prälat rief voller Wuth: Seht, Brüder, was der Satan thut.