Die Löwin und der Hund In einem Wald bey Trankebar Kam eine Löwin in die Wochen, Die, selbst aus Feindes Mund gesprochen, Ein Muster jeder Tugend war. Doch ach! schon in den ersten Tagen Ward ihre Frucht zu Grab getragen. Sie lag betrübt auf kühlem Grund, Als ihr getreuer Freund, der Hund, Der stets an ihrer Seite wachte, Mit einem Blick voll Zuversicht Ihr einen jungen Tieger brachte. Was soll ich mit dem kleinen Wicht? Fragt sie bestürzt. »Ey nun, ich dachte, Versetzt der Freund, du solltest ihn Statt deines Kindes auferziehn.« Ich? rief sie hastig; lieber sterben: Ich einen Tieger! – »Eitler Wahn! Sprach Philax; kann man Laster erben, So steckt wohl auch die Tugend an.«