Susette Ein junges Weib aus Tivoli In Algier Sklavin ward. Ein rascher Aga kaufte sie Und strich sich froh den Bart. »Kind, sprach er, trotz den Houris schön, Hemm deiner Thränen Lauf; Du sollst heut mit mir schlafen gehn; Nimm diesen Kuß darauf.« Susette war der Heilgen gleich, Die ihr den Namen gab: Sie zieht ihm einen Backenstreich Und wischt den Kuß sich ab. »Das leid ich nicht, beym Mahomet!« Rief ihr der Türke zu. »Ha! schluchzt die Schöne, dein Prophet War just ein Bock wie du.« Ein wilder Derwisch stand dabey Und hört die Blasphemie; Er schleppt sie schäumend vor den Dey Und klaget wider sie. Der Dey war leider nicht mehr jung, Er sprach mit frommem Graus: Man schneide für die Lästerung Die frevle Zung ihr aus. Gesagt, gethan. Susette war Nun eine Märtyrin, Und oben drein verdammt ein Jahr Den Schellenkarrn zu ziehn. Sie bog geduldig sich ins Joch, Trug wie ein Lamm ihr Kreutz, Und wer sie sah, den rührte noch Im Zwilchgewand ihr Reitz. Das Jahr verstrich; durch Quaal und Spott Gieng es die träge Bahn: Und nun flog ein Maschinengott Zu ihrem Trost heran. Ihr Mann, der auch die Kette trug, Schriebs an den Pabst nach Rom. Der heil'ge Vater ohn Verzug Berief den Mönch Pachom. Er zählte tausend Kronen baar Dem Pater in den Schooß. Geh, sprach er, mach das fromme Paar Vom Joch der Türken los. Dreymal bückt sich der Pater tief, Und schnell wie Habakuk Eilt er auf ein Ankonerschiff, Genannt Sankt Nepomuk. Pachom lief ohne Fährlichkeit Im Port von Algier ein, Und fand den Weg in kurzer Zeit, Das Ehpaar zu befreyn. Von Hut und Haube bis zum Strumpf Neumodisch ausstaffiert, Der Pater sie nun im Triumph Zum guten Urban führt. Sie küssen weinend ihm die Schuh Voll heisser Dankbegier. Gerührt sieht er dem Weiblein zu Und giebt den Segen ihr. »Geht, holt von einem Märtyrer, Aus dem Duplettenschrein, Geschwind mir eine Zunge her Und passet ihr sie ein.« So sprach der Pabst. Man bringt zur Stund Das Heiligthum ihm dar: Und kaum legt man's ihr in den Mund, So schwatzt sie wie ein Staar. Nun gieng erst recht der Jubel an: Ganz Rom hallt Urbans Ruhm. Doch nach drey Tagen rief der Mann: »O wär mein Weib noch stumm!«