Klaglied Kaiser Otto des Dritten 1833. O Erde, nimm den Müden, Den Lebensmüden auf, Der hier im fernen Süden Beschließt den Pilgerlauf! Schon steh ich an der Grenze, Die Leib und Seele teilt, Und meine zwanzig Lenze Sind rasch dahin geeilt. Voll unerfüllter Träume, Verwaist, in Gram versenkt, Entfallen mir die Zäume, Die dieses Reich gelenkt. Ein Andrer mag es zügeln Mit Händen minder schlaff, Von diesen sieben Hügeln Bis an des Nordens Haff! Doch selbst im Seelenreiche Harrt meiner noch die Schmach, Es folgt der blassen Leiche Begangner Frevel nach: Vergebens mit Gebeten Beschwör ich diesen Bann, Und mir entgegen treten Crescentius und Johann! Doch nein! Die Stolzen beugte Mein reuemütig Flehn; Ihn, welcher mich erzeugte, Ihn werd ich wiedersehn! Nach welchem ich als Knabe So oft vergebens frug: An seinem frühen Grabe Hab ich geweint genug. Des deutschen Volks Berater Umwandeln Gottes Thron: Mir winkt der Ältervater Mit seinem großen Sohn. Und während, voll von Milde, Die frommen Hände legt Mir auf das Haupt Mathilde, Steht Heinrich tiefbewegt. Nun fühlt ich erst, wie eitel Des Glücks Geschenke sind, Wiewohl ich auf dem Scheitel Schon Kronen trug als Kind! Was je mir schien gewichtig, Zerstiebt wie ein Atom: O Welt, du bist so nichtig, Du bist so klein, o Rom! O Rom, wo meine Blüten Verwelkt wie dürres Laub, Dir ziemt es nicht, zu hüten Den kaiserlichen Staub! Die mir die Treue brachen, Zerbrächen mein Gebein: Beim großen Karl in Aachen Will ich bestattet sein. Die echten Palmen wehen Nur dort um sein Panier: Ihn hab ich liegen sehen In seiner Kaiserzier. Was durfte mich verführen, Zu öffnen seinen Sarg? Den Lorbeer anzurühren, Der seine Schläfe barg? O Freunde, laßt das Klagen, Mir aber gebt Entsatz, Und macht dem Leichenwagen Mit euren Waffen Platz! Bedeckt das Grab mit Rosen, Das ich so früh gewann, Und legt den tatenlosen Zum tatenreichsten Mann!