20. Die Wiege des Königs von Rom (In Parma) Reichen Hausrats goldener Prunk erzähle Jenes Manns Glorreichsten Moment der Nachwelt, Jenes Manns, der kaum in der Gruft, und doch schon Lange dahin scheint. Denk ich sein jetzt, dessen ich kaum gedachte, Als ich jüngst, bloß wenige Tage sind es, Schaute, durch Herbstnebel hindurch, Marengos Düsteres Blachfeld? Ach, es stand damals in der Jahre schönstem Mai der Held! Mißtrauischer Sorge fremd noch, Frug er noch, was rühmlicher sei, die Krone, Oder der Lorbeer? Beide flocht tollkühn er in eins! Emporschlug Seines Glücks aufsteigender Dampf, wie Abels: Siege, Herrschaft über die Erde, höchstes Friedliches Bündnis! Große Nacht, doch schwanger an jedem Unheil, Als des Ruhms Brautbette bestieg die blonde Tochter Habsburgs; aber mit ihr des Schicksals Mächtiger Neuling! Horch! Die sonst mordsprühenden Feuerschlünde Künden jetzt bloß zärtlichen Vaterjubel, Und das Volk weiht freudeberauscht die goldne Wiege der Fürstin. Aber ach! Kein Wiegengesang der Liebe, Waffenlärm schlug hart an das Ohr des Säuglings: Eine Welt, schon lagert sie sich um seine Tragische Kindheit. Todesbleich steht zwischen Gemahl und Vater, Bietend stets, den keiner ergreift, den Ölzweig, Noch im Flor zartblühender Jugend, hülflos, Flehend und hülflos Sie, die Zier weitherrschenden Throns, von dem nun Steigt herab ihr zagender Fuß bescheiden: Wer verlor je stolzere Güter? Wer hat Mehr zu verlieren? Weib des stets Siegreichen, so vieler Cäsarn, Welche Karls Reichsapfel und Zepter trugen, Enkelin, (weh, Alles umsonst!) so vieler Könige Schwägrin! Mag verklärt nun oder umwölkt die Sonne Leuchten, mag was immer geschehn, es füllt ja Nie ein Herz mehr, dem so gering die Welt scheint, Alles so tief liegt!