31. Herrscher und Volk Nie sehnt ein willkürübender Herrscher sich Nach Dichterweihrauch, dessen er nicht bedarf: Er legt ans Schwert kraftvoll die Faust und Wen er zum Opfer sich wählt und wer ihm Mißfällt und wer Freiheit zu verkünden wagt, Den trifft der Tod, den decken Sibiriens Schneefelder zu, der wird geschmiedet, Tief in der Grotte des Felseneilands, Titanenhaft auf eisernen Rost, zu dem Das Meer emporschlägt. Aber das Volk bedarf, Ohnmächtig schmerzvoll, eines Mannes, Welcher im Lied es empfiehlt der Nachwelt Als Stoff des Mitleids, welcher erzählt, wie schnell Zusagen wehn aus fürstlichem Mund, und ach! Gleichschnell verweht sind, wie man Schwüre Bricht in der Nähe des Pols und südwärts! Sind Schwüre nicht (leicht löst sie der Papst) ein Spiel Herzloser Bourbons? Nichtigem, falschem Eid, Ach, lauschte Frankreich; lauschte Spanien, Lauschte das Land um Messinas Pharus, Diesseits und jenseits! Einen erblickten wir, Der seines Zwingherrn blutige Hand geküßt, Nachdem umsonst sein Volk des Wagens Stricke zerhaun, den geliebten König Nicht lassen wollend. Jener entwich, da focht's Sechs Jahr um ihn, sechs Jahre, befreit zuletzt Ihn aus der Haft. Er kommt und liefert Seine Befreier dem Blutgerüst aus. War solches Undanks fähig ein Nero selbst? Dem, der für ihn sich opferte, mindestens Dem Strang des Henkers ihn entrückend, Hätt er ein rühmliches Grab gegönnt ihm! Ihr fürchtet nichts, Tyrannen, allein den Tod Doch fürchtet ihr, der kein Diadem verschont: So möge denn ums Sterbelager Drängen sich euch der verhaßte Chorus All derer, die dumpfbrütende Kerkerluft Frühzeitig wegrafft, all der Gequälten Geist, Die auf Galeeren euch, mit Mördern Eng aneinander gekoppelt, fluchen, All derer, die, weit über die Welt zerstreut, Vom Bild der Heimat ihre Gemüter voll, An fremder Tür ihr Brot erbetteln, Ja, zu Barbaren verbannt, des Moslems Mildtätigkeit anflehen! Um euer Bett Wird manch Gespenst mit drohendem Finger stehn, Durch Kettenlärm euch weckend, oder Priester und Priestergebet verscheuchend.