Titus Maccius Plautus Amphitryon (Amphitruo) Argumentum I Argumentum I Gott Jupiter, verwandelt in Amphitruo, Bemächtigt sich, derweilen der im Kriege liegt Mit den Teloboern, Alkumenes, seines Weibs. Merkur nimmt die Gestalt des Sosia an, Des Sklaven, der abwesend ist. Durch diese List Betrügen sie Alkmenen. Als Amphitruo Und Sosia, die echten, heimgekommen sind, Wird ihnen auf die ärgste Weise mitgespielt. Infolge Streit und Hader zwischen Mann und Weib, Bis Jupiter mit Donnerschlag von dem Himmel her Mit lauter Stimme ruft und es zuletzt bekennt, Daß er es war, der Ehebruch getrieben hat. Argumentum II Argumentum II (Akrostichon) Aus Liebe zu Alkmenen wandelt Jupiter Mit List sich in die Erscheinung ihres Mannes, der Persönlich, gegen des Landes Feinde ziehend, kämpft. Hilfleistend ist des Sklaven Sosia Gestalt, Ihn foppt Merkur bei seiner Rückkehr und den Herrn, Tumult erregend, ehelichen Zwist, so daß Rechenschaft sie beide fordern. Blepharo sodann, Um die Schlichtung angegangen, findet diese nicht. Offenbar wird alles, da sie Zwillinge gebiert. Personen Personen. Merkurius, in der Gestalt des Sosia, nur mit seinem bekannten Hut (petasus). Sosia, Sklave, junger Rüpel mit Hut mit Flügelchen (143), Wollmantel. Jupiter, in der Gestalt des Amphitruo, nur durch ein goldenes Stirnband von diesem unterschieden. Alkumena, junge Gattin des Amphitruo. Amphitruo, in kriegerischer Feldherrntracht. Thessala, Magd. Blepharo, Offizier in Kriegstracht. Bromia, Sklavin. Prolog Prolog. So, wie ihr wollt, daß ich bei eurem Handel mich, Beim Einkauf und Verkauf durch reichlichen Gewinn Euch gnädig zeige und in allem hilfreich sei, Und wie ihr wollt, daß euer Vermögen immerfort Und Rechnungswesen im Außenhandel wie daheim Durch tüchtigen Gewinn von mir gesegnet sei, Was ihr begonnen habt und erst beginnen wollt, Und wie ihr wollt, daß euch und auch den Eurigen Ich stets mit guter Botschaft diene, immer nur Das meld' und bringe, was ihr selbst am meisten wünscht, (Ihr wißt ja doch, daß von den andren Göttern mir Das zugestanden und verliehen worden ist, Dem Botenwesen und Geschäften vorzustehn): So, wie ihr also wollt, daß ich dabei mich euch Geneigt und gnädig zeige, [daß es an Gewinn Euch niemals mangle], ebenso nun bitt' ich euch: Hört schweigend dieses Schauspiel an und bewähret euch Gerecht und billig in dem Urteil allzumal. Jetzt sollt ihr hören, auf wes Befehl ich gekommen bin, Zu welchem Zweck, und wie ihr mich benennen sollt: Ich komm' auf Jupiters Befehl und heiß' Merkur. Mein Vater schickte mich, daß ich euch bitten soll, Obschon sein Wunsch euch gelten wird wie ein Befehl, Dieweil er aus Erfahrung weiß, daß nach Gebühr Ihr ihn verehrt und fürchtet, ungeachtet des Hat er ausdrücklich mir befohlen, bittend nur, Mit gutem Wort, um das euch anzugehen, was Er wünscht. Denn Jupiter, auf dessen Wunsch ich hier Erscheine, scheut die Strafe grade so wie auch Nur irgendwer von euch: Von ird'schem Vater und Von ird'scher Mutter stammend, sieht er gern sich vor. Das darf euch nicht verwundern. Ich selbst, der ich der Sohn Bin Jupiters, verleitet durch des Vaters Angst, Bin auch in Furcht und komm' deshalb in Friedlichkeit Und bring' denn euch den Frieden: wünsche mir von euch Gerechte, freundliche Behandlung, denn man will Als treuer Sprecher auch getreu behandelt sein, Und von Gerechten doch nicht Ungerechtigkeit. Gerechtigkeit von Ungerechten fordern, das Wär' Unvernunft, da diese Recht nicht kennen und Nicht üben. Also jetzt mal aufgepaßt gesamt! Ihr müßt von gleichem Wunsch erfüllt sein wie auch wir; Wir haben uns, mein Vater und auch ich, doch sehr Verdient gemacht um euren Staat. Ich seh' ja doch Tragödien, darin Neptun, Viktoria, Die Virtus, Mars, Bellona Rollen spielen, weil Sie Gutes euch erwiesen hätten – ist aber denn Mein Vater, der Götter Herr und Weltenlenker, nicht Der Bauherr aller? Seine Sitte war es nie, Euch vorzuhalten, was er Gutes Guten tat. Er weiß, daß ihr ihm dankbar seid für alles, was Er Gutes euch erweist. Zuerst tu' ich jetzt kund, Um was zu bitten ich hierher gekommen bin. Sodann erzähl' ich euch die Fabel dieses Stücks. Ihr kraust die Stirnen, weil ich eine Tragödie Euch angekündigt habe? Da ich Gott bin, werd' Ich das veränderen: auf euren Wunsch soll jetzt Die Tragödie von mir mit gleichen Versen in 'ne Komödie umgewandelt werden. Ist's euch recht? Nicht recht? Doch bin ich nicht zu töricht, grad als ob Ich, der ich Gott bin, selbst nicht wüßte, was ihr wollt? Mir ist bekannt, was ihr darüber denkt, darum Entsteht jetzt eine Tragiko-Komödie. Unpassend scheint es, daß sie ganz Komödie sei, Weil Könige und Götter darin handeln. Drum, Da auch ein Sklave seine Rolle haben wird, Wird, wie gesagt, die Tragiko-Komödie daraus. Es bittet jetzt durch mich der Jupiter, daß doch Detektivs gehen mögen durch alle Bogenreihn, Ob sie vielleicht Claqueure finden, diesen dann Zur Sicherheit die Mäntel nehmen. Wer erschleicht Die Siegespalme, sei es für den Spieler, sei's Für irgendeinen Künstler, sei es schriftlich nur, Sei's, daß sie selbst erschlichen, oder daß für sie's Ein Zwischenträger täte, sei es, daß sogar Sie es betrügerisch durch die Ädilen tun, Das soll auf Jupiters Befehl grad ebenso Geahndet werden, als wenn jemand sich ein Amt Für sich erschleichen oder einen anderen will. Er wünscht der Tüchtigkeit den Sieg, doch nicht etwa Dem Ehrgeiz und der Hinterhältigkeit; weshalb Dem Komödianten nicht das gleiche Recht, das für Die höchsten Ämter gilt? Die Tugend soll den Kampf Entscheiden, nicht die Gönnerschaft. Es hat auch stets Wer rechtlich handelt seine Gönnerschaft, wofern Gewissenhaftigkeit besitzen, in deren Hand Die Sache liegt. Auch das noch hat mein Vater mir Empfohlen, die Akteure prüfen lassen, ob Sie sich nicht Klatscher angewiesen haben, daß Durch ihren Beifall nicht zu kurz ein andrer kommt. Man sollt' die Jacke ihnen und das Fell verhaun. Ihr wundert euch vielleicht, daß Jupiter sich um Schauspieler so viel kümmert. Wundert euch nur nicht: Denn Jupiter spielt selbst in diesem Stücke mit. Ihr seid erstaunt? Als ob das so was Neues wär', Daß Jupiter Komödie spielt und ich mit ihm. Und nun merkt auf, da ich den Inhalt dieses Stücks Euch künde: Das ist Theben, und den Palast Bewohnt Amphitruo, der Sohn des Argus, der Aus Argos stammt. Seine Gattin ist Alkumena, Des Elektrus' Tochter. Der Amphitruo ist jetzt Zum Oberkommandant des Heers ernannt, dieweil Im Kriege gegen die Teleboer liegt das Volk Von Theben. Eh er selbst ins Feld gezogen, hat Er seine Gattin geschwängert, die Alkumena. Ich denke nun, ihr kennt doch meines Vaters Art: Wie ungeniert in derlei Sachen er verfährt, Wie oft er nach Belieben Liebeleien pflegt. Er hat jetzt mit Alkumena, ohn' daß ihr Mann Es weiß, sich eingelassen, Besitz von ihrem Leib Genommen, so daß sie nun auch durch seine Tat Geschwängert ist. Damit ihr also recht versteht: Sie ist jetzt zwiefach schwanger, teils von ihrem Mann Und teils vom höchsten Jupiter. Mein Vater liegt Jetzt drin bei ihr und deshalb ist die heut'ge Nacht Verlängert worden, bis er sich mit diesem Weib Nach Wunsch belustigt hat. Doch stellt er sich, als ob Er wäre der Amphitruo. Damit ihr euch Nicht wundert über meinen Aufzug, da ich hier Auftrete wie ein Sklave hergerichtet, trag' Ich eine alte und bekannte Sache vor, Als wäre es was Neues, weshalb ich nämlich hier In neuer Tracht erscheine: Jupiter, ihr wißt, Mein Vater, ist jetzt drin. Er hat Amphitruos Erscheinung angenommen: Alle Sklaven, die Ihn sehen, halten ihn für den Amphitruo. So kann er sich verwandeln, wenn's ihm gerade paßt. Und ich, ich habe die Erscheinung Sosias, Des Sklaven, angenommen, der mit seinem Herrn Von hier zu Feld gezogen ist; so nämlich kann Ich meinem Vater bei der Liebe nützlich sein, Damit kein Hausgenosse fragen könne, wer Ich sei, der mich hier ein- und ausmarschieren sieht; Jetzt halten sie für einen Sklaven mich, der ihr Genosse sei, und niemand fragt mich, wer ich bin, Und was ich suche. Mein Vater dient jetzt seiner Lust Da drinnen, liegt in deren Arm, nach der zumeist Sein Sehnen geht. Mein Vater Alkumenen jetzt Erzählt von dem, was sich beim Heer ereignet hat: Und sie, sie meint, es wär' ihr Mann, mit dem sie doch Ehbruch begeht. Mein Vater sagt ihr dort, wie er Die feindlichen Legionen schlug und beutereich Beladen komme. Was Amphitruo für sich Geschenkt erhalten hatte, nahmen wir ihm ab; Leicht kann mein Vater tuen, was er tuen will. Heut kommt Amphitruo von seinem Heere her. Mit ihm der Sklave, dessen Ebenbild ich bin. Damit ihr uns nun leichter unterscheiden könnt: Ich trag' beständig an dem Hut die Flügelchen; Mein Vater aber trägt ein Stirnband unterm Helm. Der wahre Amphitruo trägt dieses Zeichen nicht. Kein Hausgenosse diese Zeichen merken kann. Doch ihr, ihr sollt sie sehn. Der Sklave Sosias Der hier mit der Laterne von dem Hafen kommt, Den scheuch' ich bei der Ankunft vom Palaste fort. Gebt acht! Es lohnt sich wirklich zuzuschauen, wenn Der Jupiter Theater spielt und der Merkur. 1. Akt 1. Szene 1. mit der brennenden Laterne, Wanderstab, müden Schrittes von der Landseite herkommend. Gibt's einen zweiten, der so forsch und schneidig ist wie ich, da ich Die Art der jungen Burschen kenn' und doch allein bei tiefer Nacht Dahergebummelt komm'? Was fang' ich an, wenn nun die Polizei Mich auf die Wache bringt und morgen aus der Vorratskammer sich Herauslangt zur Verprügelung? Entschuld'gung hätt' ich keine nich, Und auch von meinem Herrn gibt's keine Hilfe, niemand wäre da, Der nicht für jede Zucht mich würdig hielte. Und es würden dann Acht Folterknechte wie auf einem Amboß hämmern meinen Leib. So würde mir bei meiner Heimkehr Gastlichkeit gewährt vom Staat. Das danke ich nun der Vernunft des Herrn, der wider Willen mich Zu dieser Nachtzeit auf den Schwung gebracht hat. War es denn nicht Zeit, Bei Tag mich abzuschicken? Der Dienst bei großen Herren ist schon schwer, Darum so schwer, weil's tags und nachts beständig was zu tuen gibt: Du kommst niemals zu Ruh'. Der Herr ja selber, frei von jeder Müh' Und Arbeit, meint, er könnt' sich alles leisten, was dem Menschen nur Begegnen kann. Er hält's für richtig, denkt nicht, welche Müh' es macht, Ob er Gerechtes nun oder Ungehöriges befohlen hat. So gibt es also bei der Knechtschaft viele Ungerechtigkeit, Man nimmt und trägt die Last, weil's einmal seien muß, mit großer Müh'. für sich. Da könnte eher ich doch klagen über meinen Dienst. Obgleich Ich Freier bin, hat ihn mein Vater doch mir auferlegt: Doch der? In Sklavenschaft geboren, beklagt sich gar? Verdien' ich nicht den Stock? Da fällt mir eben ein, daß ich bei meiner Heimkehr doch die Pflicht Wohl habe, erst die Götter anzusprechen, Dank erstatten für Erwiesne Gnade. Freilich wollten sie mich lohnen nach Verdienst, So müßten sie zu meiner Ankunft einen Menschen schicken, der Das Maul mir recht vermöbelt, weil ich alles, was sie Gutes mir Erwiesen haben, in den Wind geschlagen habe, ohne Dank. Das findet man nicht oft: daß einer selber weiß, was er verdient. Ich hätt' es nicht gedacht und keiner unsrer andren Bürger, daß Es kommen würde, wie's gekommen ist, daß wir gesund an Leib Nach Hause kommen würden: Die Feinde sind besiegt, als Sieger kommt Das Heer zurück, erloschen ist der große Streit, der Feind ist tot. Wie viele bittre Totenfeiern gab's auch im Thebaner-Volk! Jetzt liegt die Feindesstadt, durch Männer-Tüchtigkeit besiegt, im Staub. Und meines Herrn Amphitruo Kommando hat sich gut bewährt: Er hat an Beute, Land und Ruhm die Volksgenossen reich gemacht Und hat dem König selber auch gefestigt den Thebaner-Thron. Das seiner Gattin anzuzeigen, hat er mich vom Hafen her Vorausgeschickt, wie unter seiner Führung, Leitung, Vorsicht es Dem Staat ergangen sei. Ich will mir jetzt das überlegen, wie Ich's in Worte fassen soll, wenn ich erst vor ihr steh'. Wenn's Lügen sind, So stimmt das nur zu meiner Art: Denn als der Kampf am tollsten war, Bin ich am tollsten ausgekratzt. Natürlich tu' ich so, als wär' Ich auch dabei gewesen, obgleich ich nur Gehörtes melden kann. Auf welche Weise aber und mit welchen Worten muß ich den Bericht Erstatten? Lieber will ich's hier vorher erproben so bei mir. Ich spreche also so: Zuerst, als wir dort angekommen sind, Als wir den Fuß gesetzt auf Feindesland, da hat Amphitruo Die Häupter unsres Staates ausgewählt vom adligen Geschlecht. Die hat er abgesandt, den Teleboern Meinung und Befehl Zu melden: Würden ohne krieg'rische Entscheidung sie den Raub Mitsamt den Räubern übergeben, liefern alles, was geraubt, So würde er sofort sein Heer entfernen, aus ihrem Land zurück Die Griechen führen, jenen Ruh' und Frieden geben. Andernfalls Wenn diese seine Wünsche nicht erfüllten, dann mit Waffengewalt Und seiner Helden Kraft erstürmen ihre Stadt. Das meldeten Die Abgesandten des Amphitruo getreu den Telebo'rn. Die, übermüt'gen Sinnes, fahren herrisch die Gesandten an: Sie wüßten sich und ihre Leute wohl zu schützen durch den Krieg, Drum sollten schleunigst wir die Truppen wieder ziehn aus ihrem Land. Als die Gesandten dieses melden, führt Amphitruo sofort Sein ganzes Heer aus seinem Lager 'raus. Die Teleboer auch Aus ihrer Stadt die ihrigen in überreichem Waffenschmuck. Nachdem die Massen ausgezogen sind, so hier, wie dort, bestimmt Die Führer, aufgeteilt die Gruppen, stellten wir die unseren Legionenweise auf, so wie es bei uns Sitte ist. Der Feind Stellt gegenüber seine Truppen auf. Drauf gehn von beider Heer Die Feldherrn in die Mitte vor, verhandeln in dem Zwischenfeld, Gesondert von den Scharen. Sie kommen überein, daß, wer den Sieg Erringen würde, diesem Stadt, die Länderei, Altar und Herd Zufallen solle. Als nun das vereinbart war, ertönen laut Auf beiden Seiten die Trompeten. Der Boden dröhnt, Geschrei So hier wie dort, auf beiden Seiten werden Gelübde dem Jupiter Laut von den Feldherrn dargebracht, das Heer ermahnt. Ein jeder gibt Sein Bestes her an Mut und Kraft, schlägt wacker zu. Manch Wurfgeschoß Zersplittert, laut erdröhnt der Himmel, eine Wolke bildet sich Vom Atemhauch der Kämpfer. Viele sinken unter der Wunden Wucht. Die Unsern dringen in die Bresche ein und unsre Mannschaft siegt. In Massen sinkt der Feind, die Unsren drängen nach mit wilder Macht. Doch wendet keiner sich zur Flucht und weicht, nein, jeder wehrt sich brav, Es läßt der Mann sein Leben lieber, als den Platz in seinen Reihn. Und jeder liegt, wie er gefochten hat, gereiht in Reih' und Glied. Als das mein Herr Amphitruo erblickte, schickte er sofort Von rechts die Reiter vor. Gehorsam fliegen die von rechts heran Mit lautem Schreien und mit kampfesfrohem Sturm. Durch diesen Stoß Zerfetzen und zerstreuen sie der Feinde Massen, rächend so Den Übermut. Bisher hat er noch nicht ein Wort gesagt, das nicht Im Einklang mit der Wahrheit steht: denn ich war ja persönlich dort Beim Kampf zugleich mit meinem Vater. Die Feinde wenden sich zur Flucht. Da wächst der Mut der Unsrigen. Der Teleboer Leiber sind Alsbald mit Wurfgeschossen wie gespickt. Den König Pterela Hat da Amphitruo mit eigner Hand gefällt. So wurde dort Von früh bis in die Abendzeit gekämpft – ich weiß das so genau, Weil ich an diesem Tage ohne Mittag blieb. – Die Nacht hat dann Durch ihre Zwischenkunft den Kampf zu End' gebracht. Den nächsten Tag Da kamen früh aus ihrer Stadt die Häupter unter Tränen an Im Lager, in den Händen Olivenreis, erflehen Gnade sich Für ihr Vergehn: ergeben sich und alles Götter-Gut und was An Eigenem sie haben, Stadt und Kinder dem Thebaner-Volk Zu Eigentum. Drauf wurde unsrem Vater Amphitruo zum Lohn Für seine Tapferkeit ein goldner Becher überreicht, aus dem Der König Pterela zu trinken pflegte. So bericht' ich ihr's. Nun gehe ich des Königs Auftrag zu erfüllen 'rein ins Haus. Oho! Er will hierher: ich gehe ihm entgegen, lasse heut Nicht einen einz'gen Menschen ein in den Palast. Da diesem da Ich völlig gleiche, treib' ich mit dem Kerle sicher meinen Spott, Und da ich seine Erscheinung angenommen hab', Gesicht und Wuchs, So muß ich auch in Worten und Gesinnung ihm ganz ähnlich sein: Das heißt ein Nichtsnutz, boshaft und versteckt und das nicht wenig, sonst Verdrängt der Kerl mit seiner eignen Waffe, der Nichtsnutzigkeit, Mich von der Türe hier. Was treibt er aber jetzt? Er glotzt empor Zum Himmelszelt? Ich passe also auf, was er wohl treiben mag. Wenn sonst was sicher ist, unzweifelhaft, der Nachtgott hat gewiß In dieser Nacht im Rausch verschlafen: Ich sehe nicht das Sieb'ngestirn Am Himmel weiterrücken, nicht den Mond. Wo einer einmal steht, Da bleibt er auch. Orion will nicht untergehn, nicht Lucifer, Gluckhenne nicht. So stehen alle Sterne fest, auch weicht die Nacht Dem Tage nicht. So fahre fort, o Nacht, wie du begonnen hast! Sei meinem Vater nur gefällig! Leih aufs beste besten Dienst Dem Besten, reich vergilt er dir's. Mir ist, als hätt' ich nie Eine Nacht gesehn, die länger war, nein höchstens – eine doch, Als nämlich ich am Balken hängend Dresche kriegte: Diese hat Sogar an Dauer die hier wirklich noch bei weitem überragt. Der Sonnengott hat wohl zu tief ins Glas geguckt und schläft sich nun Den Rausch gehörig aus. Kein Wunder, hat sich beim Gelage doch Ein bißchen zu sehr zugesprochen. für sich, und so fort. Höre mal, du Prügelsack, Du meinst, die Götter trieben es den Menschen gleich? Ich aber will Für diese Schmähungen dich, Galgenstrick, empfangen nach Verdienst. Ja, komme nur heran! Dir soll es schlecht ergehn. Wo stecken nur Die Buhler, die so ungern einsam schlafen? Diese Nacht ist ganz Verflucht geeignet, müde sich zu tummeln mit einem Hurenmensch. Nach seiner Meinung tut mein Vater recht und weise, daß er ruht, Umschlungen von der geliebten Alkumena, ganz nach Herzens Wunsch. Jetzt gehe ich und geb' der Alkumena den befohlenen Bericht. Doch halt! Wer ist der Kerl, den ich zur Nachtzeit vor der Türe seh'? Gefällt mir nicht! Der Kerl hat Angst wie keiner. Er hält mich für ein Schaf: Er will mir wohl die Wolle von dem Mantel wieder haspeln, wie? Er ist in Angst: ich setz' ihm zu. Die Zähne klappern mir. O Gott! Gewiß, der füttert mich zur Heimkehr nur mit Prügeltracht, Nur aus Barmherzigkeit: mein Herr hat mich zur Wachsamkeit verdammt: Der sorgt mit seinen Fäusten, daß ich Ruhe find'. Mit mir ist's aus, Sofort! Um Gottes willen, wie groß er ist, wie stark! Ich spreche laut, So daß er mich noch besser hört. Dann kriegt er noch viel größre Angst: Ihr Fäuste, he! Es ist schon lange her, daß ihr dem Magen nichts Zum Essen brachtet: kommt mir lange vor, obgleich ihr gestern erst Vier Kerle habt mit nacktem Leib zur Ruh' gebracht. Wie fürcht' ich mich, Daß der da meinen Namen ändert: »Fünften« macht aus Sosia. Vier Männer hat er, wie er sagt, zur Ruh' gebracht: Daß ich nur nicht Ihm diese Zahl vermehre! He, jetzt will ich ihm mit fetter Tracht – Die trächt'gen Fäuste rüstet er. Herrichten, daß er's Heulen kriegt. Ja, wen? Wer immer kommt, der kriegt von meinen Fäusten seine Tracht. Zum Teufel! Nein, ich mag bei Nacht nicht essen, habe schon gespeist. Und wenn du klug bist, biete diese Kost doch lieber Hungrigen. Die Faust da hat nicht übeles Gewicht. Er wiegt die Fäuste – ach! Ob ich ihn nur so sacht berühren soll, daß er in Schlaf verfällt? Das wär' mein Glück! Ich habe nämlich schon drei Nächte durchgewacht. 'ne Schande, schlecht die Backen treffen! Du lernst nicht richtig, meine Hand! Ganz umgestaltet muß die Backe sein, die du zerbröckelt hast Mit deiner Faust. Der Mensch poliert mich wieder auf Und schafft mir ein erneuertes Gesicht. Entknöchert muß sie sein, Die Fratze, wenn du richtig zugehauen hast. Ganz offenbar, Ausgräten will er mich, wie eine Seemuräne. Scher dich fort, Du Menschausgräter! Hin bin ich, wenn er mich nur zu sehn bekommt. Ich wittre einen Menschen zu seinem Pech! Verflucht, ich hab' doch nicht Etwa gefurzt? Er kann nicht ferne sein von hier, obgleich ich weiß, Daß er von ferne kommt. Der Mann versteht sich auf die Prophetie. In meinen Fäusten juckt es. Ist es abgesehn auf mich, probier's Doch, bitte, an der Mauer erst! Mir flog zum Ohr ein Menschenwort. Ich Unglücksmensch! Ich habe mir die Afterhaare nicht gerupft: Nun trag' ich eine Stimme, welche Flügel hat. Der Mensch bezieht Mit eigner Fracht sich großes Leid von mir. Wo ich kein Fuhrwerk hab'? Dem packt man tüchtig Fäuste auf. Wo ich doch von der Schiffahrt schon So müde bin und noch die Seekrankheit verspüre von der Fahrt! Ich schleppe mich auch so kaum fort, du willst, daß ich noch Lasten schlepp'? Hier spricht doch irgendwer, gewiß. Ich bin erlöst: er sieht mich nicht: Er meint, es spräche »Irgendwer«, mein Name lautet Sosia. Es schlägt mir nämlich, wie mir scheint, von rechts ein Menschenwort ans Ohr. Daß ich nur nicht für dessen Schlag nachher die Prügel kriegen muß! Vortrefflich, sieh, er kommt auf mich heran! Ich schaudre, vergeh' vor Angst. Ich weiß nicht, wo in aller Welt ich steh', falls jemand danach fragt. Ich kann mich leider auch vor Furcht vom Platz nicht rühren. Fahret wohl, Befehle meines Herrn und Sosia mit euch! Jetzt steht es fest: Voll Zuversicht begrüß' ich diesen Mann, vielleicht erschein' ich ihm So forsch, daß er von mir die Hände läßt. laut. Wo gehst du hin, du Mann, Der du den Feuergott in der Laterne eingeschlossen trägst? Was fragst du mich danach, Entknocherer des menschlichen Gesichts? Bist Sklave oder frei? Das hängt durchaus von meiner Stimmung ab. Was heißt denn das? So ist es doch. Du Galgenstrick! Das lügst du jetzt. Besorge aber, daß es Wahrheit wird. Zu welchem Zwecke nur? Erfahr' ich wohl, von wo du kommst, wem du gehörst, warum du kommst? Da will ich hin, bin Sklave meines Herrn. So, weißt du jetzt Bescheid? Du Schuft, ich drücke heute noch dir deine freche Zunge ein. Das ist unmöglich, denn ich wahre sie zu gut in Ehrbarkeit. So fährst du fort mit deiner Silbenstecherei? Was hast du denn Dahier an dem Palast zu suchen? Nein, vielmehr, was suchst denn du? Der König Kreon läßt hier alle Nächte Einzelposten stehn. Mit Recht. So hat er, während wir abwesend sind, das Haus geschützt. Du darfst jetzt gehn, und sag', die Hausbewohner wären wieder da. Ich weiß nicht, wer da Hausbewohner ist. Doch wenn du nicht sofort Abziehst, so sollst du nicht grad hausbewohnerlich empfangen sein. Ich wohn' doch hier, bin Sklave hier im Haus. Und weißt du, wie? Ich mach' Dich heut zu einem feinen Herrn, wenn du nicht gehst. Wie machst du das? Du wirst dann fortgetragen, brauchst die Füße nicht, wenn ich einmal Zum Knüttel greif'. Ich sage doch, daß ich zur Dienerschaft gehör'. Sollst sehn, wie bald du heulen mußt, wenn du dich schleunigst nicht entfernst. Du wehrst mir bei der Heimkehr Eintritt in das eigne Haus? Ist das Dein Haus? Jawohl! Und wer ist denn dein Herr? Amphitruo, der jetzt Die Heere Thebens kommandiert, der Gatte der Alkumena. Doch sag', wie heißt du selbst? Ich heiß' bei den Thebanern Sosia, Bin Sohn des Davos. Ja, du kommst mir heut daher zu deiner Not Mit ausgesponn'nen Lügen, überlegter List, verwegner Schuft! Du irrst! Ich komm' mit ausgesponn'nem Mantel her, doch nicht mit List. Auch das gelogen! Mit Füßen kommst du doch, aber mit dem Mantel nicht. So ist's fürwahr. Dann ist's fürwahr auch recht, daß du jetzt Prügel kriegst, Weil du gelogen hast. Ich aber will fürwahr nicht recht . prügelt ihn. Fürwahr, Dann gegen deinen Wunsch. Und mein »Fürwahr« steht fest und ist nicht nur – Beliebig. Gnade, ich beschwöre dich! Willst du noch weiterhin Dich Sosia benennen, der ich doch bin? Ach Gott, ich bin des Tod's! Das ist noch nichts, es soll erst kommen. Wem gehörst du nun? Dir, dir! Du hast durch deine Fäuste mich zu eigen dir gemacht. Herbei, Ihr Bürgersleut' von Theben! Ja, was brüllst du denn, du Galgenstrick? Jetzt sag': was willst du hier? Damit du einen hättest, den du mit Den Fäusten malträtieren könntest. Wem gehörst du an? Dem, dem Amphitruo, so sag' ich, ich, der Sosia. So wirst du denn Noch mehr für dein Geschwätz verprügelt. Ich bin Sosia, nicht du! Ja, wollten's doch die Götter fügen, daß du Sosia wärst, ich der, Der dich verprügelt! Keinen Muckser mehr! Ich schweig' ja schon. Wer ist Dein Herr? Wer dir beliebt. Nun sprich: wie heißt du jetzt? Nur so, wie du Befiehlst. Du nanntest dich den Sosia des Amphitruo. Es war Ein Irrtum, wollte nämlich sagen »Socius Amphitruos«. Ich weiß, wir haben außer mir nicht einen zweiten Sosia. Dein Denken läßt wohl nach? Wenn's lieber deine Faust doch lassen tät'! Ich bin der Sosia, von dem vorhin du sagtest, daß du's wärst. Ich bitte, laß in Ruhe mit dir sprechen und verhau' mich nicht! Gut, Waffenstillstand einen Augenblick, wenn du mir was zu sagen hast. Ich sprech' nur unter Frieden, weil du mir mit den Fäusten über bist. Nun sag', was willst du? Tu' dir nichts. Ich darf mich drauf verlassen? Ja. Doch wenn du mich betrügst? Dann soll Merkur dafür den Sosia Bestrafen. Also passe auf! Ich darf doch offen sprechen jetzt? Ich bin der Sklave des Amphitruo. So bleibst du denn dabei? Wir haben Frieden, fest steht der Vertrag. Ich sag' die Wahrheit nur. So gibt es Prügel. Wie's beliebt, und tu nur, was du willst, da du An Fäusten stärker bist. Doch was du immer tuen wirst, ich kann Es nicht verschweigen. Bringst mich aber wirklich nicht dazu, daß ich Nicht heute Sosia bin. Du bringst mich ganz gewiß davon nicht ab, Daß ich nicht unsrer bin: denn, wenn ich da bin, ist kein andrer da, Als jener Sosia, der ich zugleich mit dem Amphitruo In's Feld gezogen war. Er ist verrückt, der Kerl! Du wirfst mir vor, Was dich betrifft. Verflucht, ich soll nicht Sosia sein, Amphitruos' Bedienter? Stieß denn diese Nacht nicht unser Schiff ans Land, das mich Vom Perser-Meer hierhergebracht? Hat unser Herr mich nicht hierher- Geschickt? Und steh' ich nicht vor unsrem Haus? Und halt' ich die Latern' In meiner Hand? Und sprech' ich nicht? Und wache ich nicht? Und hat mich der Nicht eben so geboxt? Er hat's getan: die Backen tuen mir Noch weh, mir Ärmsten. Warum zweifle ich denn noch? Und warum geh' Ich nicht in unser Haus? In unser Haus? Nun ja! Das alles, was Du da gesagt, ist Lug: Ich bin der Sosia des Amphitruo. Denn unser Schiff, vom Perser-Meere kommend, ist in dieser Nacht Gelandet, wir haben Pterelas Stadt erobert, der Teleboer Heer Mit Waffenmacht besiegt, Amphitruo hat selber in der Schlacht Den Pterela getötet. Jetzt aber glaub' ich selber mir nicht mehr, Wenn ich ihn so berichten hör': er führt es richtig an, was dort Geschehen ist. Doch sag': was wurde dem Amphitruo geschenkt Vom Teleboer-Volk? Der goldne Kelch, aus dem der Pterela Zu trinken pflegte. Stimmt! Wo ist der Kelch denn jetzt? Im Kästchen da, Versiegelt mit dem Petschaft des Amphitruo. Was ist darauf Denn für ein Wappen? Der Sonnengott aufsteigend auf dem Viergespann. Was forschst du mich so aus, du Galgenvogel? für sich. Er siegt durch den Beweis. Ich muß mir einen andren Namen suchen. Wo soll das nur hinaus? Jetzt aber fasse ich ihn richtig ab! Denn was ich ganz allein Begangen hab' im Zelt, wo doch kein Mensch zugegen war, das kann, Das kann er doch unmöglich sagen. Laut. Bist du Sosia, sag': Was hat der denn im Zelt getan, als die Legionen in der Schlacht Am heftigsten gekämpft? Ein Krug voll Wein war da, und daraus hab' Ich mir die Buttel angefüllt. Jetzt bist du auf der rechten Spur. Und hab' ihn, wie er von dem Mutterkruge kam, ganz ungemischt, Mir zugeführt. für sich. So war es wirklich. Ich habe meine Buttel dort Voll reinen Weins ganz ausgeleert. Mich wundert, ob er nicht vielleicht Sich in der Buttel hielt versteckt. Wie steht's? Hab' ich dich überzeugt, Daß du der Sosia nicht bist? Du sagst, ich wär' nicht Sosia? Natürlich, da ich selbst der Sosia bin. Ich aber schwöre dir Bei Jupiter, daß ich es bin, nichts sage, was nicht Wahrheit ist. Ich aber schwöre beim Merkur, daß dir der Jupiter nicht glaubt, Denn mir glaubt ohne Schwur er mehr, als dir, wenn du auch schwören magst. Wer bin ich aber dann, wenn nicht der Sosia? Das frag' ich dich. Sei nur getrost der Sosia, wenn ich er nicht mehr bleiben will. Jetzt, da ich's bin, bekommst du Prügel, wenn du dich nicht fortbequemst Als unbekannter Mensch. für sich. Ja, wenn ich mir ihn so betrachte, dann Erkenn' ich mich, genau so, wie ich bin – ich habe mich doch oft Im Spiegel angesehn – er gleicht mir wunderbar. Er trägt wie ich Den Reisehut, den Rock: er ist mein Ebenbild an Waden, Fuß, Gestalt, Frisur, die Augen, Nase, Lippen, Backen, Bart und Hals: Der ganze Kerl! Kurzum, wenn er auch Narben auf dem Buckel hat, So ist nichts ähnlicher. Doch wenn ich es bedenke, bin ich doch Gewiß derselbe, der ich immer war. Ich kenn' doch meinen Herrn, Ich kenne unser Haus, ich denke, fühle. Ach, ich kehr' mich nicht Um sein Geschwätz und klopfe an das Tor. Wo gehst du hin? Nach Haus. Und wenn du jetzt das Viergespann besteigst des Jupiter und fliehst, So könntest du doch schwerlich einer schweren Züchtigung entgehn. Ja, darf ich der Herrin nicht berichten, was mir aufgetragen ist? Ja, deiner, was du willst: Zu unsrer ist der Zugang dir versagt. Und machst du mich noch böse, ziehst du heut dir einen Beinbruch zu. Da geh' ich lieber. Ihr Himmlischen, ich rufe eure Gnade an! Wo hat man mich vernichtet? Wo verwandelt, wo mir die Gestalt Geraubt? Ob ich mich dort gelassen habe aus Vergeßlichkeit? Denn dieser da hat meine ganze Form jetzt im Besitz, die ich Vorher besessen habe. Mir geschieht bei Lebzeit, was kein Mensch Mir nach dem Tod erweisen wird. Ich geh' zum Hafen und erzähl' dem Herrn, Die Dinge, wie sie sich dahier begeben haben: Wenn nur nicht Auch er mich so verleugnen wird! Das füge mir Gott Jupiter, Daß er mich heute gar aus Sklaverei entließe, mir den Kopf Glattscheren und mir drauf aufsetzen ließe einen Freiheitshut! – Geht ab. 2. Szene 2. Die Arbeit wäre mir bisher ganz schön geglückt: Das größte Hindernis vom Tore weggescheucht. Mein Vater mag sie drinnen lieben, ungestört. Wenn dieser Bursche nun zum Herrn Amphitruo Hinauskommt, meldet er, daß hier vom Tore ihn Der Sosia vertrieben habe. Der jedoch Wird glauben, daß er ihn betrüge, nicht hierher Gekommen wäre, wie der Auftrag lautete. Durch Täuschung und durch Mißverständnis will ich so Die beiden und das ganze Ingesinde drin Verwirren bis zu meines Vaters Überdruß An der Geliebten: dann erst soll die ganze Welt Erfahren, was geschehen ist, und Jupiter Alkmene auch versöhnen mit dem Ehgemahl. Zunächst wird gleich Amphitruo gar argen Streit Mit seiner Gattin haben, der Untreue sie Beschuldigen; doch dann beschwichtigt ihm den Streit Mein Vater. [Was ich früher von Alkmene schon Gesagt: Sie wird zwei Zwillingsknaben heute noch Gebären: Einen, ein Neunmonatkind und dann Den zweiten, ein Siebenmonatkind. Der eine stammt Von dem Amphitruo, der jüngere vom Gott. Doch ist der jüngere des Gottes Knabe, ist Der ältere des mindren Vaters. Versteht ihr jetzt?] Der Frau zuliebe läßt mein Vater die Geburt Zusammenfallen, daß die Qual mit einem Mal Erledigt sei, und sie auch nicht in den Verdacht Der Unzucht falle, oder ihr Verkehr vor ihr Geheimgehalten werde. Nein, wie schon gesagt, Amphitruo soll alles wissen. Und – nicht wahr? – Alkmene wird doch sicher nicht beschuldigt, denn Es kommt dem Gotte doch nicht zu, die eigne Schuld Abwälzen lassen auf ein Menschenkind? Doch – Schluß! Die Türe hat geknarrt: Pseudo-Amphitruo Erscheint, mit ihm sein Quasiweib: Alkumena. 3. Szene 3. Jupiter, Alkumena, Merkurius. Leb' wohl, Alkmena, sorge für das Haus, wie du es immer tust! Und, bitte, schone dich! Du siehst, es naht die Stunde der Geburt. Ich bin gezwungen fortzugehn. Du ziehe auf, was du gebierst! Wie kommt es, lieber Mann, daß du so eilig wieder von mir gehst? Wahrhaftig nicht, weil du mir und mein Haus mir überdrüssig wär', Doch wenn der Feldherr nicht beim Heere ist, geschieht viel schneller, was Von Unheil ist, als das, was nützt. für sich. Was für ein feiner Pfiffikus Er ist! Obgleich er doch mein Vater ist. Nun seht Doch nur, wie schlau er diesem Weib zu schmeicheln weiß! Mein Gott, ich seh', wieviel dir deine Gattin gilt. Genügt es, wenn ich keine liebe gleich wie dich? für sich. Ja, wüßte sie, was du für Streiche treibst, ich sorgt' Dafür, daß sie Amphitruo mehr lieben soll, Als Jupiter. Ich glaubte lieber doch der Tat, Als nur dem Wort: du gehst von dannen, ehe noch Das Bett, wo du gelegen, warm geworden ist? Du kamst um diese Mitternacht und gehst schon fort? Und so gefällt es dir? für sich. Ich muß hinzu, muß auch Mitsprechen und dem Vater es erleichteren. Zu Alkumena. Noch niemals, glaub' ich, hat ein Mann sein Weib so toll Geliebt, wie dieser toll in dich verschossen ist. in erheuchelter Wut. Du Galgenstrick! Ich kenne dich, marsch, geh mir aus Den Augen! Schuft, was hast du hier zu suchen? He? Auch nur zu mucksen? Wart', ich will dich mit den Stock ...! Ach, nicht doch! Nicht! zu Merkurius. Ja, muckse noch einmal! für sich. Mir ging Der erste Freundschaftsdienst beinah recht übel aus. Geliebtes Weib, du darfst mir doch nicht böse sein: Ich habe heimlich mich vom Heer entfernt, nur dir Zulieb mich freigemacht, damit als erste du, Von mir zuerst erführest, wie die Sachen stehn: Ich hab' dir das Polit'sche alles auch erzählt. Das hätte ich doch nicht getan, wenn ich dich nicht So innig liebte. für sich. Hab' ich's nicht gesagt? Traktiert Das scheue Weib mit Schmeichelein. Doch jetzt, damit Das Heer nichts merke, muß ich aber schnell zurück, Sonst sagen sie, mir gelte mehr mein Weib, als selbst Der Staat. Du gehst und läßt in Tränen mich, dein Weib, Zurück? Sei ruhig, trübe deine Augen nicht! Ich komm' sehr bald zurück. Sehr bald? Wie lang das ist! Nur ungern gehe ich zurück und lasse nicht Von dir. Ja, ja, man sieht's: In gleicher Nacht, in der Du kamst, entfernst du dich. Was hältst du mich zurück? Die Stunde drängt: ich will die Stadt verlassen, eh Es tagt. Empfange zum Geschenke den Pokal, Der mir als Tugendpreis verliehen ward, aus dem Pterela trank, der König, den mit eigner Hand Ich niederschlug! Alkmene, sieh: ich schenk' ihn dir. Da tust du, wie du immer tust. Bei Gott, das ist Ein würdiges Geschenk, wie der, von dem es kommt! Ein würdiges Geschenk, wie die, die es bekommt. Du fängst schon wieder an? Ja, kann ich denn dich, Schuft, Nicht ganz erledigen? Ach nein, Amphitruo, Ich bitte, ärgere dich doch nicht um Sosia! Ich tue, wie du willst. für sich. Die Liebe macht ihn wild. zu Alkumena. Und noch ein Wunsch? Daß du mich lieben mögest, wenn Ich auch so fern bin, mich, die Deinige! Nun komm, Amphitruo: der Tag bricht an. Du, Sosia Du gehst voran! Ich komme gleich. Zu Alkumena. Was willst du noch? Noch einmal: komme bald zurück! Gewiß, noch eh Du's denkst, bin ich schon wieder hier: Sei guten Muts! Alkumena geht in den Palast. Jetzt, Nacht, die du für mich dich so verlängert hast, Entlass' ich dich, daß du dem Tage weichst, mit Licht In hellem Glanze strahlen kannst den Sterblichen. Und, Nacht, es soll der Tag um so viel kürzer sein, Als länger diese Nacht gewesen ist. So gleicht Es zwischen Tag und Nacht sich wieder aus. Doch ich, Ich will jetzt wieder fort, nachgehen meinem Sohn. – Ab. Der Tag bricht an. 2. Akt 1. Szene 1. Amphitruo, Sosia von derselben Seite kommend. Komm mit! Ich komme, folg' dir auf dem Fuße nach! Bist doch ein ganz verbrecherischer Wicht! Warum? Weil du behauptest, was nicht ist, nicht war und nie Geschehen wird. Sieh, Herr, das ist so deine Art, Daß du den Dienern keinen Glauben schenken willst. Ja, was? Wieso? Ich muß dir frechen Burschen doch Wohl noch die Zunge aus dem Halse reißen! Wie's Beliebt und angenehm! Ich bin dein Sklave, tu's! Du bringst mich doch in keiner Weise davon ab, Daß ich erzähle, wie es doch gewesen ist. Du, Gauner, willst behaupten, daß du zu Hause wärst, Und bist dabei doch hier? Ganz recht! Und dafür geht's Dir schlecht. Die Götter geben's dir! Ich heute auch. Das liegt in deiner Hand: ich bin der Deinige. Wie wagst du, solchen Spott mit mir zu treiben, Schuft? Zu sagen, was noch nie ein Mensch erlebt hat, nie Geschehen könnte, daß ein Mensch zu gleicher Zeit An zwei verschiednen Orten ist? Und doch, gewiß, Verhält sich's so. Verfluch' dich Gott! Was hab' ich, Herr, Denn gegen dich verfehlt? Da fragst du noch, Halunk'? Da du mit mir doch Spott nur treibst? Du hättest recht, Durchaus, mich auszuschelten, wenn's nicht Wahrheit wär': Ich lüge nicht, erzähle, wie die Sache wirklich ist. Der Kerl ist offenbar bezecht. Ach, wär' ich's doch! Du wünschst es dir und bist es schon. Was, ich? Ja, du? Wo hast du denn gezecht? Ich habe nirgends nicht – Was geht nur mit dem Menschen vor? Ich hab' es dir Zehnmal gesagt: Ich bin zu Hause – hörst du das? Furzt. Und bin bei dir als gleicher Sosia. Hab' ich das Nun klar und glatt genug nach deiner Meinung, Herr, Gesagt? Pfui, Teufel! Geh mir aus dem Weg, sofort! Was ist denn los? Du hast die Pestilenz im Leib! Wie kommst du nur darauf? Ich bin gesund und fühl' Mich völlig wohl, Amphitruo. Ich aber will Schon sorgen, daß dir's nach Verdienst heut wen'ger gut Ergehen soll, daß du dich elend fühlst, wenn ich Gesund nach Hause komme. Tritt jetzt hinter mich, Der du es wagst, zu foppen deinen Herren mit – Verrücktem Schwatzen. Erst versäumst du, was dein Herr Dir aufgetragen hat, und dann erscheinst du hier Und treibst noch obendrein mit deinem Herren Spott? Was ganz unmöglich ist, was nie ein Mensch vernahm, Das bringst du vor, du Galgenstrick? Doch zahl' ich heut Auf deinen Rücken deine Lügnerein dir heim. Amphitruo, für einen guten Sklaven ist's Die größte Not, wenn, was er Wahres sagt, vom Herrn Gewaltsam abgeleugnet wird. Verflucht, wie soll Das möglich sein – so überleg' doch selbst mit mir! – Daß du zu gleicher Zeit bei mir dich und zu Haus Befinden kannst? Das, bitte, sage mir! Ich bin Wahrhaftig hier und dort. Ein jeder mag darob Sich wundern und dir selbst, mein Herr, erscheint es nicht Mehr wunderbar, als mir. Wieso? Ich sage nur: Dir selbst erscheint es nicht mehr wunderbar als mir; Wahrhaft'gen Gott, ich hab's ja selber nicht zuerst Mir, Sosia, geglaubt, bis jener Sosia Mich überzeugt hat, so, daß ich ihm glauben muß. Er hat mir alles, wie's geschehen ist, derweil In Feindesland wir lagen, ganz genau erzählt. Auch hat er mir Gestalt und Namen wegstibitzt. Kein Tropfen Milch gleicht einem andern mehr, als er Mir gleicht. Und als du mich vor Tag vom Hafen her Vorausgeschickt hast – Nun? Da stand ich lange schon Zuvor vorm Tore, eh ich angekommen bin. Welch albernes Geschwätz! Du bist wohl nicht bei Sinn? Ich bin, wie du mich siehst. Dem Kerl hat irgendwer, Nachdem er von mir ging, mit Feindeshand etwas Des Bösen angetan. Das stimmt: denn schauderhaft Bin ich von Fäusten zugerichtet. Wer schlug dich denn? Ich selbst mich selbst, ich, der ich jetzt zu Hause bin. Antworte ja auf das nur, was ich wissen will! Zunächst, das will ich wissen: wer ist der Sosia? Dein Sklave. Ich habe an dir einen mehr schon als – Genug und von Geburt alleine dich gehabt Als Sklaven Sosia. Ich aber sag' dir jetzt, Amphitruo: Du sollst zu Hause, sag' ich dir, Bei deiner Ankunft außer mir noch deinem Knecht, Dem Sosia, begegnen, der des Davos Sohn Wie ich ist und derselbe an Gestalt wie ich Und Alter. Kurz und gut: der Sosia erscheint Als Zwillingspaar. Der ist zu wunderbar! Doch, sag': Bekamst du meine Gattin nicht zu sehen? Nein. Es wurd' mir nicht erlaubt, in den Palast zu gehn. Wer hat dir's denn verwehrt? Der Sosia, von dem Ich immer spreche, der mich so verdroschen hat. Wer ist der Sosia? Ich, sag' ich, ich! Wie oft Noch soll ich's sagen? Hör' mal: bist du nicht vielleicht Inzwischen eingeschlafen? Aber nicht die Spur! Und hast im Traum da jenen Sosia gesehn? Ich werde meines Herrn Befehl doch nicht im Traum Erledigen. Nein, wachend sah ich ihn, so wie Ich wachend jetzt dich sehe, wachend spreche, mich Hat wachend er, derweil ich wachte, vorhin auch Mit Fäusten malträtiert. Ja, wer? Ich sag' es doch: Der Sosia, ich, er. Begreifst du denn noch nicht? Verwünscht! Das soll ein Mensch begreifen? Nein, du schwatzt Nur dummes Zeug. Du wirst ja selber ihn gleich sehn. Wen sehn? Nun deinen Sosia. Komm also mit! Das muß ich doch zuerst erforschen. [Aber sieh, Man bringt da alles, wie ich es befohlen hab', Vom Schiff heran. Ich weiß und gebe acht, damit Dein Wunsch befriedigt wird. Ich habe mit dem Wein Zugleich auch deine Befehle weggespült. ] Wenn doch Die Götter sorgen, daß sich's als Geschwätz enthüllt! 2. Szene 2. Alkumena, Amphitruo, Sosia. Ach, gar zu kurz sind doch die Freuden, die uns das Menschenleben gönnt! Der Leiden sind viel mehr, und so erfährt's ein jeder Mensch, so hat's Den Göttern auch beliebt: der Freude folgt die Trauer auf den Fuß, Daß gleich, nachdem ein Glück uns traf, mehr Leid und Schmerz drauf folgen muß. Und das erfuhr ich heute hier und an dem eignen Leibe, da So wenig mir an Lust beschieden war; nur eine einz'ge Nacht Den Gatten hier zu sehn, die Möglichkeit! Dann ließ er plötzlich ab Von mir, vor Tagesanbruch noch. Jetzt komm' ich mir verlassen vor, Da er nicht da ist, den ich mehr als alle liebe. So hat mir Das Scheiden meines Mannes mehr des Leids gebracht, als Freude ich Zuvor an seinem Kommen hatte. Eins beglückt mich aber doch: Er hat gesiegt und kehrt zurück mit Heldenruhm! Das ist mein Trost. Er sei mir ferne, wenn er nur Mit Ruhm zurückkehrt! Ja, ich trage, ich erduld' Auch ferner seine Trennung, tapfren Sinnes, mit Standhaftigkeit, wenn mir dafür zum Lohne wird, Daß mein Gemahl im Ruf als Schlachtensieger blüht. Damit begnüg' ich mich. Das Heldentum ist doch Der höchste Preis, geht allen andren Dingen vor! Denn Freiheit, Leben, Glück, Besitz, die Elternschaft, Das Vaterland, die Kinder schützen, retten, das, Das alles schließt das Heldentum mit in sich ein. Wo Manneskraft, da findet man auch jedes Glück. Ich glaube wirklich, daß ich meiner Gattin recht ersehnt Erscheinen werde, die mich liebt, wie ich sie liebe: Jetzt Zumal nach unsrem glücklichen Erfolg, nach unsrem Sieg Da niemand glaubte, daß die Feinde unsrer Kraft Erliegen würden, die wir aber gleich im ersten Sturm Geworfen haben unter meiner Leitung, meinem Geist. Gewiß, ich werde deshalb ihr auch sehr willkommen sein. Und meinst du denn, ich käme meinem Mädel auch nicht sehr Erwünscht? für sich. Mein Mann?! Das ist er doch? Du, Sosia, folge mir! für sich. Weshalb er wohl schon wiederkommt? Und sagte doch vorhin, Wie eilig es ihm wär'! Ob er mich schlau erproben will, Erfahren, ob ich traurig über seinen Weggang bin? Bei Gott, ich bin nicht böse, daß er wieder zu uns kommt! Amphitruo, es ist wohl besser, wir kehren wieder um, Aufs Schiff. Warum denn das? Weil uns zu Hause doch kein Mensch Ein Frühstück zum Empfange gibt. Wie kommst du denn darauf? Weil wir ja doch zu spät gekommen sind. Wieso zu spät? Weil ich Alkumena gesättigt vor der Türe stehen seh'. Ich ließ geschwängert sie bei meinem Abzug hier zurück. O weh, ich Unglücksmensch! Was hast du denn? Da komme ich Ja grade recht zur Wasserschlepperei nach Haus zurück! Im neunten Monat, wie ich dich die Rechnung machen seh'. Nur frischen Mut! Ja, weißt du, welchen frischen Mut ich hab'? Wenn ich erst mal den Eimer packe, sollst du mir hinfort, Bei Gott, kein frommes Wort mehr glauben, wenn ich den Brunnen nicht, Wenn ich erst angefangen hab', ganz bis zum letzten Hauch Auspumpen werde! Komm nur mit mit mir. Ich trage das Doch einem andren auf. Sei unbesorgt! Du tätest sonst Was mehr doch meine Sache ist. Ich dächt', ich ginge ihr Entgegen. Zu Alkumena. Amphitruo entbietet freudig seinem Weib, Nach dem er sich gesehnt hat, und die jeder Mann der Stadt Als allerbeste rühmt, die alle Bürger nach Gebühr Verehren, seinen Gruß! Es ging dir stets nach Wunsch? Ich komm' Dir auch erhofft? Erhofft? Soviel ich seh', nicht sonderlich. Begrüßen tut sie jedenfalls ihn mehr nicht als 'nen Hund. Mich freut, daß ich dich schwanger seh', so reizend voll und rund! Mein Gott, ich bitte dich, warum begrüßt du mich denn so Zum Spaß und sprichst zu mir, [als hättst du nicht erst vorhin mich Gesehn? Als kämst du jetzt erst aus dem Feindesland zurück? Du sprichst ja grade so, als hättst du lang mich nicht gesehn!] Ich hab' dich doch vor heute nirgends in der Welt gesehn. Weshalb verleugnest du's? Die Wahrheit sagen, habe ich Gelernt. Es ist nicht recht, verlernen, was man gut gekonnt. Bezweifelst du denn meine Sinnesart? Oder warum kommt Ihr gar so schnell zurück? Dich hält vielleicht ein Priesterspruch Zurück? Ein Sturm, daß du nicht abgezogen bist zum Heer, Wie eben du doch sagtest? Eben? Wann wäre das geschehn? Du fragst mich aus? Ganz eben erst! Wie ist das möglich nur? Ich bitte: »eben erst«? So sagtest du? Ja, meinst du denn, Ich triebe meinen Spott auch meinerseits, weil du es tust? Du sagst, du kämest grade jetzt nach Haus, und bist dabei Doch eben fortgegangen. Sie spricht, als wäre sie im Wahn. So wart' ein bißchen, bis sie diesen Traum beendigt hat. Wer träumt denn wohl im wachen Zustand? Ich, bei Gott, bin wach Und sag' als Wache das, was sich bei uns ereignet hat: Denn kurz vor Tagesanbruch hab' ich dich und den gesehn. Und wo? In deinem Hause, wo du wohnst. Ist nie geschehn! So schweige doch! Ob nicht vielleicht, derzeit wir schliefen, doch Das Schiff mit uns vom Hafen hergeflogen ist? Und du Bestärkst sie noch? Was soll man machen? Ist dir's denn unbekannt? Wenn man den rasenden Bacchantinnen entgegentritt, Dann wird die Tolle nun erst völlig toll und haut oft zu. Doch giebst du nach, befreist du sie auf einen Schlag. Bei Gott! Das steht mal fest: ich nehm' sie vor, die mir den Gruß versagt Am Tag der Heimkehr. Wird ein Stoß in das Hornissen-Nest! Halt's Maul! Alkumena, ein's will ich dich noch fragen. Was? So frage nur! Kam Dummheit über dich oder stieg dir in Den Kopf der Übermut? Mein lieber Mann, wie kommt es dir Nur in den Sinn, mich so zu fragen? Weil du früher doch Bei meiner Ankunft mich zu grüßen pflegtest und auch dann, Wie's alle braven Fraun mit ihren Männern tun, Zum Gruß mich anzusprechen. Von dieser Sitte hast du dich, Wie ich bei meiner Ankunft sehen mußte, freigemacht. Ich habe dich doch gestern sicher, als du gekommen bist, Sogleich begrüßt, nach deinem Wohlergehn gefragt, mein Mann, Dir deine Hand gedrückt und dich geküßt. Du hättest ihn Begrüßt und gestern? Ja, und dich auch, Sosia, gegrüßt. Amphitruo, ich hab' gehofft, daß sie dir einen Sohn Gebären wird, doch trägt sie keinen Sohn. Was aber denn? Den Wahnsinn. Nein, ich bin gesund und fleh' die Götter an, Daß ich gesund ein Kind gebären mag: dir aber steht, Wenn der nur seine Pflicht erfüllt, ein hartes Leid bevor: Für diese Prophezeiung sollst du was Gehöriges Bekommen, mein Prophet! Ich mein, wenn eine schwanger ist, Da muß man ihr mal Äppel geben, mal den Knüttel auch, Damit sie was zu knabbern hat, wenn ihr mal übel wird. Du hast mich gestern hier gesehn? Gewiß, ich sage doch, Und wenn du's zehnmal hören willst. Du hast's vielleicht geträumt? Nein, nein: ich selber wach' und du auch wach'. Ich Unglücksmensch! Was ist dir denn? Mein Weib verrückt! Die schwarze Galle ist Ihr aufgestiegen: das macht die Menschen riesig schnell verrückt. Sag', Frau, wann hast du dich zuerst so überreizt gefühlt? Ich bin gesund und fühl' mich völlig wohl. Wie sagst du dann, Du hättst mich gestern schon gesehn? Da wir in dieser Nacht Im Hafen eingelaufen sind? Ich habe dort zur Nacht Gespeist und in dem Schiff geschlafen während der ganzen Nacht. Ich habe meinen Fuß noch nicht in unser Haus gesetzt, Seit ich von hier mit meinem Heere ausgezogen bin Zum Teleboer Krieg, wir über sie den Sieg erlangt. Du hast ja aber doch mit mir gespeist, mit mir geruht. Was habe ich? Ich sag' die Wahrheit. Hierin nicht! Ob sonst? Das weiß ich nicht. Beim ersten Tagesgrauen gingst du fort Zum Heere. Wie? Ganz grad. Sie spricht aus der Erinnerung, Erzählt dir ihren Traum. Doch, Weib, wenn du erwachen wirst, Dann mußt du hin zum Jupiter und opfern gehen mit Dem Salze, Mehle, Weihgeruch, daß er dem Unheil wehrt. Ich fluche dir! Es wär' dein eigner Schade, ließest du's. Zum zweiten Male schon erlaubt er sich, so frech zu mir Zu sein und hat doch seine Strafe nicht? zu Sosia. So schweig! Zu Alkumena. Doch du: Ich hab' dich heute früh verlassen in der Dämmerzeit? Wer anders hätte es denn mir erzählt, als ihr, wie dort Die Schlacht verlaufen ist? So weißt du das? Weil ich's von dir Gehört, wie ihr die größte Stadt erobert, aber du Den König Pterela getötet hast. Das hätte ich Erzählt? Ja du, an jener Stelle, und Sosia stand dabei. zu Sosia. Hast du mich heute das erzählen hören? Wo sollte das Geschehen sein? Frag' sie! In meinem Beisein war es nicht, Soviel ich weiß. Ein Wunder, wenn er dir nicht widerspricht! Sieh, Sosia, mal her auf mich! Ich sehe schon! Ich will, Du sollst die Wahrheit sagen, will nicht, daß du mir nur so Zustimmen sollst. Du hast gehört, wie ich ihr heute das, Was sie da angibt, sagte? Nun frag' ich dich, bist du denn auch Verrückt, daß du mich sowas fragen kannst? Ich sehe doch Selbst sie jetzt mit dir zugleich zum erstenmal! Nun also, Weib, Du hörst es doch? Gewiß, ich höre, daß er Falsches sagt. Du glaubst nicht ihm und glaubst auch deinem eignen Manne nicht? Deswegen nicht, weil ich am meisten mir doch glaub' und weiß, Daß es sich so ereignet hat, wie ich es sage. So? Du sagst, ich wäre gestern angekommen? Und du sagst, Du wärest nicht von hier gegangen an dem heut'gen Tag? Nein, nein! Ich sage, daß ich jetzt zum erstenmal zu dir Nach Hause komm'. Mein Gott, da leugnest du vielleicht auch das, Daß du mir einen goldenen Pokal am heut'gen Tag Geschenkt, mit dem dich jene, wie du sagtest, erst beehrt? Ich habe ihn dir wirklich nicht geschenkt und nichts gesagt, Doch hatte ich es vor und habe es noch vor, dich mit Dem Becher zu beschenken. Wer aber hat das dir gesagt? Ich hab es selbst von dir gehört, aus deiner eignen Hand Den Becher auch empfangen. Halt, halt ein! Ich beschwöre dich! Ich begreife nicht, wie, Sosia, sie davon Kunde hat, Daß mir der Goldpokal verliehen worden ist. Es sei, Daß du zuvor mit ihr zusammen warst und ihr dabei Die ganze Sache ausgeplaudert hast. Nein, ganz gewiß: Ich hab' ihr nichts gesagt, ich hab' sie nicht gesehen, war Mit dir zusammen. Was mag das nur mit meinem Weibe sein? Ich hol' den Becher, ist dir's recht? Ja, schaffe ihn heran! Schon gut! Geh, Thessala, hinein und bring den Becher 'raus, Den, den mein Gatte heute mir gebracht hat zum Geschenk. Du, Sosia, komm beiseite! Von allen Wundern wäre das Das wunderbarste, wenn sie wirklich jenen Becher hat. Wie kannst du so was glauben, da er doch verschlossen ist In diesem Kästchen und petschiert mit deinem Siegel hier? Und ist das Siegel heil? Schau' selbst! Wie ich's gesiegelt hab'. Du sorgst dafür doch, daß sie als Verrückte auch entsühnt Durch Opfer wird? Es wird gewiß doch nötig sein, da sie So voller Spukgestalten ist. Wozu die Worte noch? Da sieh, da ist der Becher! Gib! Ja, schau' ihn dir nur jetzt Gefälligst an, da du Geschehnes leugnest. Aber jetzt Hab' ich doch offenbar dich überführt. Ja, ist es nun Der Becher, den du als Geschenk erhalten hast? O Gott, Allmächt'ger Gott! Was seh' ich da? Wahrhaftig, ja – er ist's: Der Becher! Sosia, ich bin verloren! Entweder ist Das Weib die tollste Zauberin oder es muß der Becher hier Darinnen sein. Mach' zu und öffne deinen Kasten! Ach, Wozu denn öffnen, da er richtig doch versiegelt ist? Die Sache ist ganz klar: du hast einen zweiten Amphitruo Geboren, ich einen zweiten Sosia: Wenn nun auch der, Der Becher, einen Becher sich gebar, sind alle wir Nun Zwillingspaare. Nein, man muß ihn öffnen, muß ihn doch Besichtigen! Da sieh dir, bitte, erst das Siegel an! Sonst fällt die Schuld nachher auf mich. Nur aufgemacht: Denn sie Verlangt sonst gar in ihrer Tollheit, daß wir selber noch Was Tolles tun. Von wem nun ist der Kelch, wenn nicht von dir? Wenn nicht zum Geschenk gemacht von dir? Untersuchen muß ich's erst. O Jupiter, o Jupiter! Was ist dir denn? Es ist Der Becher nicht im Kasten drin. Was muß ich hören? Was Die Wahrheit ist. Du kommst ans Kreuz, wenn du ihn mir nicht schaffst! Da ist er ja. Wer also gab ihn dir? Der, der mich fragt. zu Amphitruo. Du foppst mich! Bist auf andrem Weg geheim vorausgerannt, Hast hier den Becher 'rausgenommen und ihn ihr geschenkt, Dann heimlich wieder zugesperrt. Verwünscht, nun unterstützt Du sie sogar in ihrem Unsinn? Zu Alkumena. Du behauptest also doch Wir wären gestern hier gewesen? Ja! Nach Ankunft hast Du mich sogleich begrüßt, ich dich, und ich dich auch geküßt. Von Anfang an gefällt mir nicht die Küsserei! Fahr fort! Dann hast du dich gebadet. Nach dem Bad, was dann? Zu Tisch Gegangen. Hurra, famos! Frag' weiter! zu Sosia. Du unterbrichst mich nicht! Zu Alkumena. Fahr fort mit dem Bericht! Das Essen trug man auf: ich hab' Mich neben dich gelegt. Auf gleichem Lager? Ja, gewiß! Ei, ei, das paßt mir nicht, das Tischgelag'! So laß sie doch Die Sachen sagen! Zu Alkumena. Nach dem Mahl? Was dann? Da sagtest du, Du wolltest schlafen. Der Tisch ward abgetragen und wir sind Zu Bett gegangen. Wo hast du geschlafen? Zugleich mit dir In einem und demselben Bette. Tod und Teufel auch! Was ist dir denn? Das gibt mir fast den Tod! Warum denn nur? Du, sprich nicht mit mir! Ach, was ist dir nur? Mit mir ist's aus! Derweil ich fort war, hat man ihrer Ehrbarkeit den Schimpf Getan! Um Gottes willen, Mann, was hör' ich da von dir? Du nennst mich deinen Mann ? Du Falsche, nenne mich doch nicht Mit falschem Namen! Es hängt das Ding! Denn dieser Mann, so Scheint's, ist in ein Weib verwandelt. Was hab' ich denn getan, wofür Ich solchen Tadel hören muß? Das fragst du mich und führst Doch selber deine Übeltaten auf? Was hab' ich dir Zuleid getan, wenn ich mich dir in Lieb' ergeben hab'? Dich mir ergeben? Welche beispiellose Dreistigkeit! Wenn dir die Ehre fehlt, so wahre wenigstens den Schein! Was du mir da zum Vorwurf machst, das steht in Widerspruch Zu unserem Geschlecht: du suchst Unehrenhaftigkeit Bei mir? Du suchst umsonst. Allmächt'ger Gott im Himmel, kennst Du wenigstens mich noch, du, Sosia? So ziemlich, ja! zu Sosia. Ich habe doch im Schiff gegessen, gestern, im Hafen draus? Auch ich hab' Zeugen, die mir meine Worte bestätigen. Ich kann es mir nur so erklären: Vielleicht ist irgendein Amphitruo noch da, der deine Angelegenheit Besorgt, wenn du abwesend bist. Der falsche Sosia War mir schon gräßlich wunderbar, noch wunderbarer wär's Gewiß, wenn es auch gäbe einen Doppel-Amphitruo. Ein Verführer, scheint es, treibt sein freches Spiel mit diesem Weib. Ich schwöre dir beim höchsten Gott im Himmel, schwöre dir Bei Juno, in deren Schutz die Mütter stehn, und deren Zorn Ich jetzt besonders fürchten, meiden muß. Kein Sterblicher Hat außer dir mit seinem Leibe meinen Leib berührt, Unehrenhaftes mir zu tun. Ich wünsch', es wäre wahr. Ich sag' die Wahrheit, doch was nützt es, da du's doch nicht glaubst? Du bist ein Weib, und Weiber schwören keck. Wer nichts gefehlt, Der darf sich zuversichtlich, offen, frei verteidigen. Zu frei! Wie einer Braven ziemt. In Worten nämlich brav. Nicht das gilt mir als Mitgift, was zumeist so heißt, Nein: Keuschheit, Sittsamkeit, gezähmte Leidenschaft Und Gottesfurcht, auch Elternliebe und der Sinn Der Eintracht im Verwandtenkreis; dem Mann zumal Ergebner Sinn, und daß man Guten hilfsbereit, Rechtschaffnen in der Not nach Kräften nützlich sei. Ja, wenn das alles wahr wär', was sie sagt, dann wäre sie Wie nach der Schnur die Trefflichste. Ich bin nun schon so mürb, Daß ich schon selbst nicht weiß, wer ich wohl bin. Amphitruo, Der bist du sicher. Nimm dich ja in acht, daß du dir nicht Abhanden kommst. Die Menschen werden jetzt in dieser Art Verwandelt, nachdem wir heimgekommen sind. Ich werde, Weib, Noch weiter diese Sache untersuchen, glaube mir! Gewiß, das wünsch' ich selbst. Nun sag', wie wäre es damit, Wenn ich den Naukrates vom Schiffe kommen ließe, der Mit dir verwandt? Er war mit mir auf gleichem Schiff zur See. Wenn der nun leugnet, was du als geschehen angibst, was Verdienst du dann? Besteht dann Grund, daß ich die Vaterschaft Verweigere? Wenn ich gefehlt hab' – nein! Dann abgemacht! Du, Sosia, führe sie hinein! Ich bring' den Naukrates Vom Schiffe mit hierher. – Eilig ab. zu Alkumena. Es ist jetzt niemand außer uns Noch da. Jetzt sage mir im Ernst: Ist noch ein Sosia Da drin, der mir sehr ähnlich ist? Ach, geh mir doch vom Leib, Du Sklave, der du deines Herrn würdig bist! Ich geh', Wenn du's befiehlst. – Ab. Es ist doch wirklich gar zu wunderlich! Wie nur mein Mann darauf verfallen mag, mich einer Tat So ungerecht zu zeihen, die so häßlich ist? Doch was Es immer heißen soll, des werde ich ja jedenfalls Jetzt bald gewiß durch meinen Anverwandten Naukrates. – Ab in den Palast. 3. Akt 1. Szene 1. Ich bin der Jupiter, mein Sklav' ist Sosia, Der zum Merkur sogleich sich wandelt, wenn's ihm paßt. Ich wohne oben in des Himmels Festgemach, Bin wieder Jupiter, wenn es mir so beliebt; Doch jetzt, sogleich, nachdem ich niedersteige, werd' Ich zum Amphitruo und wechsle mein Gesicht. Jetzt komm' ich euch zu Ehren, die Komödie, Die angefangen ist, nun auch zu endigen; Auch komm' ich, der Alkumena, die ihr Gemahl, Amphitruo, obwohl sie schuldlos ist, beschimpft, Zu unterstützen, denn es wäre meine Schuld, Wenn auf die unschuldsvolle Alkumena käm', Was ich heraufbeschworen hab'. Jetzt stell' ich mich, Wie schon einmal, als wäre ich Amphitruo, Und richt' in seinem Haus den ärgsten Wirrwarr an. Dann aber stell' ich schließlich doch die Sache klar, Bring' Hilfe der Alkmena noch zu rechter Zeit Und schaffe, daß sie ohne Schmerzen, gleicher Zeit Gebäre, was als meine Frucht sie trägt und was Als Frucht Amphitruos. Merkurius hat Befehl Zu folgen, falls ich etwas will. Jetzt hin zu ihr! 2. Szene 2. Alkumena, Jupiter. Nicht länger halte ich's in diesem Hause aus; Des Ehebruchs, der Schand' und Schmach vom eignen Mann Mich müssen zeihen lassen! Was geschehen, will Er ungeschehen machen und beschwert darüber sich: Was nicht geschah, woran ich nicht gedacht, das wirft Er erst mir vor und meint, es ginge mir nicht nah? Beim Himmel, nein! Das trag' ich nicht, daß ohne Grund Der Schandtat ich beschuldigt, hier im Hause bleib', Rechtfertigt er sich nicht vor mir und schwört dazu, Daß ihn, mich ohne Schuld gekränkt zu haben, reut, Dann fort! – für sich. Ich muß jetzt selber tun, was sie von mir verlangt, wenn ich Erreichen will, daß sie mich wieder als geliebten Mann Aufnehmen soll; denn das, was ich getan, das gilt als Schuld Amphitruos, und lange schon macht meine Liebe ihm Verlegenheit, obgleich er selber dabei schuldlos ist. Jetzt aber nehme ich, obgleich ich schuldlos bin, was er An Zorn und harten Worten gegen sie verfehlt, auf mich. Ich seh' ihn dort, der mich Beklagenswerte des Ehebruchs, Der Schande angeschuldigt hat. Ein Wort mit dir, mein Weib! Du wendst dich ab von mir? Das ist mal meine Eigenart: Der Feinde Anblick war mir stets verhaßt. O weh, doch nicht Der Feinde? Allerdings: ich sag' die Wahrheit. Müßte sein, Daß du mir wieder eine Heuchelei ansinnen willst. Du bist zu sehr erzürnt. Ich bitte, rühre mich nicht an! Denn wenn du recht bei Sinnen bist und bei Vernunft, so wirst Du dich mit der im Scherze oder Ernst in kein Gespräch Einlassen, die du für 'ne Dirne hältst und so benennst. Du wärest ja noch törichter als wie der ärgste Narr. Ich sagte so, doch gilt es nicht: ich glaub' es selber nicht Und komm' zurück zu dir, um dein Verzeihen zu erflehn. Denn nie im Leben hat mich etwas so betrübt, als wie Ich hörte, daß du böse wärst auf mich. Du fragst: »Warum Hast du's gesagt?« Ich werd' es dir erklären; hör' mich an! Wahrhaftig nicht, weil ich an deiner Ehre zweifelte! Ich wollte deine Sinnesart erproben, wollte sehn, Was du beginnen würdest, wie du es ertragen mögst. Es war vorhin ja nur ein Scherz, ich hab' es nur gesagt Des Lachens wegen. Frag' den Sosia! Warum denn führst Du meinen Anverwandten Naukrates nicht mit herbei, Den du doch – wie du vorhin sagtest – als Zeugen bringen willst Dafür, daß du noch nicht hier warst? Du darfst doch, was im Scherz Gesprochen ist, nicht wandelen in Ernst. Das aber weiß Ich gut, wie weh es mir in meinem Herzen hat getan. Bei deiner Rechten bitt' ich, ja, beschwör' ich dich jetzt, Alkumena, vergib, verzeihe mir, sei mir nicht bös! An meiner Tugend ist der Worte Schmach und Schimpf zerschellt. Und weil ich jede schmutz'ge Tat vermieden hab', darum Verbitte ich mir auch, daß schmutz'ger Vorwurf nach mir zielt. Leb' wohl, behalt das Deine nur und laß das Meine mir! Befiehlst du mir nicht Diener zum Geleit? Bist du bei Sinn? Wo nicht, so geh' ich so: die Ehrbarkeit allein als Schutz. Nein, bleibe! Wenn du willst, so schwöre ich dir einen Eid, Daß ich von meiner Gattin Treue ganz durchdrungen bin: Und schwör' ich falsch, dann bitte ich dich, höchster Jupiter, Daß du mit Haß verfolgen mögest den Amphitruo. Nein, nein: er soll ihm gnädig sein! Ich bin gewiß, er tut's; Denn einen wahren Eid hab' ich vor dir hier abgelegt. Du bist mir nicht mehr böse? Nein. Sieh, das ist recht getan! Im Menschenleben kommt so vielerlei dergleichen vor: Es kommen Freuden und es kommt dann wieder Leidenszeit, Es braust der Zorn mal auf und dann kehrt wieder Eintracht ein. Doch hat es einmal unter ihnen Streit gegeben, und Versöhnung folgt darauf, dann ist die Neigung noch einmal So herzlich, als zuvor sie war. Du hättest dich vorher Besinnen sollen, eh du so was sagtest! Aber da Du dich bei mir entschuldigt hast, so soll's ertragen sein. So laß mir reines Opferwerk zurüsten, denn ich will Gelübde, die ich bei dem Heere machte, falls wir heil Nach Hause kämen, alle jetzt erfüllen. Ich sorg' dafür! Den Sosia rufe man, daß er mir meinen Steuermann, Den Blepharo, der mit auf meinem Schiffe war, zu uns Einlade zu dem Frühstück. Für sich. Ich hab' auch den zum Narren, wenn, Ans Narrenseil geknüpft, Amphitruo gegängelt wird. Was er nur im geheimen da bei sich erwägen mag? Die Türe öffnet sich und unser Sosia kommt heraus. 3. Szene 3. Sosia, Jupiter, Alkumena. Amphitruo, ich bin zur Stelle: brauchst du mich, so gib Befehl und ich gehorche. Ja, du kommst mir sehr erwünscht. Ist Frieden zwischen euch? Mich freut, daß ich euch ruhig seh'; Das ist mir ein Genuß. Für einen Sklaven paßt es sich, Daß er vernünftig ist und gleichgestimmt wie seine Herrn, Die eigenen Mienen nach den ihren richte: sind sie ernst, Auch ernst, und sind sie fröhlich, blicke er auch heiter drein. Nun aber sage doch: ihr habt euch wieder ganz versöhnt? Du scherzest nur: Du weißt ja doch, daß ich vorher im Scherz Gesprochen habe. War das Scherz? Ich habe es für ernst, Für wahr genommen. Ich habe mich bei ihr entschuldigt und – Versöhnung ist gefolgt. Famos! Ich halte jetzt zu Haus Ein Opfer ab: ich hatte es gelobt. Da tust du recht. Geh, hole doch in meinem Namen Blepharo heran, Daß nach dem Opfer er mit mir das Frühstück nehmen soll. Ich bin schon wieder da, wenn du mich dort erst glauben wirst. Ja, komm nur schnell zurück! Sosia ab. Ich darf jetzt gehn, das Opfer dir Zu richten? Oder hast du sonst noch einen Wunsch an mich? Nein, gehe nur und richte alles möglichst sorgsam her! Du hast nicht Lust, gleich mitzukommen? Ich sorge, daß dir kein Verzug entstehen soll. Wie du verständig sprichst und ganz, Wie's der gewissenhaften Gattin ziemt. Alkumena ins Haus ab. Die Herrin und Ihr Sklave irren sich: Sie halten mich für Amphitruo: Doch weit gefehlt! Du göttlicher Sosia, komme schnell heran! Du hörst mich, wenn du auch nicht hier zur Stelle bist. Vertreib Amphitruo von seinem Hause, wenn er kommen wird, Mit jedem Mittel, das du nur ersinnen kannst. Ich will Ihn täuschen, während ich mit der erschlichenen Gattin hier Mir gütlich tue. Sorge du dafür, daß das gelingt! Du weißt, wie sehr ich's wünsche. Leiste du mir deinen Dienst, Indessen ich mir selber drinnen Opfer bringen will. – Geht in den Palast. 4. Szene 4. Geht alle weg, macht Platz und weicht mir alle aus dem Wege aus! Kein Mensch sei so verwegen, daß er in den Weg mir treten mag! Das wäre ja noch schöner, sollte ich als Gott die Leute nicht Verscheuchen dürfen, wenn es Sklaven selbst in den Komödien tun. Da meldet einer, daß ein Schiff gerettet sei, ein andrer, daß Ein Vater hereingekommen sei in Wut. Ich bin dem Jupiter Aufs Wort gehorsam: Er befahl und deshalb komme ich hierher. Und um so mehr hat man mir Platz zu machen, aus dem Weg zu gehn. Mein Vater ruft, ich bin gehorsam auf das Wort und folg' ihm nach. Ich bin zum Vater, wie ein jeder gute Sohn auch sollte sein: Ich leist' ihm Hilfe bei der Liebe, sprech' ihm zu und steh' ihm bei, Ermuntre ihn und freue mich mit ihm. Wenn ihn was lustig macht, So ist es auch für mich die allergrößte Lust. Er liebt: wie klug, Wie recht getan, daß er sich was zuliebe tut! Das sollte doch Ein jeder tun der Sterblichen, wenn's nur im rechten Maß geschieht. Jetzt will mein Vater, ich soll Amphitruo zum besten haben: gut! Zuschauer, seht: ich führ' ihn prächtig an vor eurem Angesicht. Ich setze einen Kranz mir auf den Kopf, als wäre ich bezecht, Und steig' dann hier empor: da kann ich mit dem Manne ganz famos Von oben her verhandeln, wenn er kommt. Ich mache ihn berauscht, Obgleich er nüchtern ist, wofür gleich Sosia die Prügel kriegt, Weil er verbrochen habe, was ich tue. Nun, was geht's mich an? Mein Dienst verlangt, dem Vater fügsam sein und tun, wie er befiehlt. Doch sieh, da kommt Amphitruo, der soll jetzt ganz gehörig hier Genasführt werden. Wenn ihr's sehen wollt, so gebt gut acht! Ich geh' Hinein, bekränze mir den Kopf nach Zecherart und steig' sogleich Aufs Dach hinauf, weil ich von da herab ihn gut verscheuchen kann. Steigt auf das Dach des Palastes. 4. Akt 1. Szene 1. Ich suche Naukrates: im Schiffe war er nicht, zu Hause nicht, Ich traf auch in der Stadt nicht einen, der ihn gesehen hätte, an. Durch alle Straßen bin ich hin und her gerannt, hab' die Gymnasien, Friseurgeschäfte abgesucht; ich war am Stapelplatze, war An Fleischerhallen, auf dem Markte, in der Fechterschule, war In Apotheken, Badestuben, alten Heiligtümern auch, Und bin vom Suchen ganz erschöpft, doch find' ich nicht den Naukrates. Ich gehe jetzt nach Haus und setze meine Untersuchung fort Bei meiner Frau, wer's war, dem sie zur Unzucht ihren Leib vertraut. Denn lieber tot, als heute unerledigt lassen das Verhör! Das Haus gesperrt? Hoho! das stimmt ja mit dem andren überein. Ich klopfe an: Macht auf! Hallo, ist niemand da? Wer öffnet denn? 2. Szene 2. Merkurius, Amphitruo. Wer ist da an dem Tor? Ich bin's. Wer ist der »Ich«? Du hörst es ja. Du hast wohl alle Götter gegen dich, daß du so unerhört An unsre Türe rammelst? Wieso? So so, daß es dir schlecht ergeh', Solang du leben wirst! Du, Sosia! Ja, Sosia heiße ich. Du glaubst doch nicht, daß ich's vergessen hab'? Was aber willst du nun? Du Schuft, so fragst mich gar, was ich hier will? Na ja, du Querkopf, haust Uns fast die Türen aus den Angeln. Denkst du denn, wir kriegten sie Vom Magistrat geliefert? Was glotzst du denn so dumm? Was willst du nur? Was bist du für ein Kerl? Du Prügelsack, die Ruten sollen sich An dir zerfetzen: fragst sogar mich, wer ich bin? Du Knüttelgrab: Für diese Frechheit kommt es unter Peitsche heut' zu heller Glut. Du mußt in deiner Jugend recht freigeberisch gewesen sein. Was soll das sagen? Weil du in alten Tagen betteln mußt bei mir Um einen Knüttel. Sklavenlümmel, was du da aus deinem Maul Ergießt, das bringt dir heute Martern ein. Ich aber opfere dir. Wieso? Ich opfre dich der Schinderei. Doch ich gelobe es: Ich schlachte dich am Kreuze unter Martern hin, du Galgenstrick! (Diese letzte Zeile ist schon als Fragment, und zwar bei Nonius erhalten. Es folgt die größe Lücke. Sie umfaßt: I. Den Schluß dieser Szene; 2. eine ganze Szene, in der Amphitruo das Verhör der Alkumena fortsetzt; 3. eine ganze Szene, in der sich Jupiter und Amphitruo um ihre »Echtheit« streiten; 4. der Anfang der Szene, in der Blepharo als Zeuge entscheiden soll, wer der echte Amphitruo sei. Aus diesen Szenen sind 19 Zitate erhalten, 16 davon bei Nonius. Ich gebe sie in der Anordnung von Leo, ohne mich deshalb für diese Folge zu verpflichten, die bei Palmer richtiger sein dürfte. Fragment I ist schon erledigt als Vs. 1035.) Mein Herr Amphitruo hat grad zu tun. – ∪ – ∪ noch ist es gute Gelegenheit, dich fort zu machen. Mit größtem Rechte schmeißt man dir den Aschentopf Am Kopf entzwei. V (MERKURIUS). Verlangst du wirklich, daß man mit dem Nachttopf dir Auf deinen Kopf nur reines Wasser schütten soll? Du bist verrückt! du armer Kerl, du solltest schicken nach dem Arzt! Du hast ja doch geschwor'n, du hättest es zum Scherz gesagt. Ich bitte, lasse doch den Ausbruch deines Leidens heilen, Entweder bist du doch verrückt oder doch nicht klar bei Sinnen. Wenn's so sich nicht ereignet hat, wie ich vermute, möcht' ich nicht Entscheiden, daß du nicht mit Recht Unzucht zum Vorwurf machst. X (AMPHITRUO). Was drohtest du zu tun, wenn ich die Weiber von der Tür vertrieb? Der grabe Gruben, täglich mehr als sechzig Stück! Du sollst den niederträcht'gen Kerl nicht bitten! Die in meiner Abwesenheit Buhlschaft mit ihm getrieben hat. Beschwichtige deinen Zorn! Auf frischer Tat ertappte ich den Verführer, halt' ihn am Genick. Nein, ich, ihr Männer Thebens, halte den, der mir mein Weib Zu Haus zur Buhlerei verführte, dieser Lastersack. Verbrecherischer Kerl, du schämst dich nicht, so vor Das Volk hinaus zu treten? Im geheimen. Wenn du unfähig bist zu unterscheiden, wer Von uns, ob er, ob ich, der richtige Amphitruo nun sei. 3. Szene 3. * * * Blepharo, Amphitruo, Jupiter. * * * Vertragt euch unter euch! Ich gehe fort: ich hab' zu tun. Noch nie, So deucht mir, habe ich so etwas Wunderliches je erlebt. Ach, Blepharo, ich bitte, gehe nicht und stehe mir als Anwalt bei! Leb' wohl! Wozu den Anwalt? Ich weiß ja nicht, bei wem ich Anwalt bin. Ich gehe jetzt hinein: Alkumena gebiert. Ich Unglücksmensch! Was fang' ich an, nachdem Anwält' und Freunde von mir gehn? Doch ungerächt soll nimmermehr mich jener foppen, wer er sei! Ich gehe gradeswegs zum König, trage ihm die Sache vor. Bei Gott, ich nehme Rache, heute, an dem thessal'schen Zauberer, Der mir den Geist in meinem Haus so völlig in Verwirrung bringt. Doch wo ist der? Er ist hineingegangen, zu meiner Frau, so scheint's. In Theben lebt kein Mensch, der in gleichem Elend steckt. Was fang' ich an? Von allen Menschen so mißachtet, jedem, dem's beliebt, zum Spott! Jetzt weiß ich, was ich tu': ich stürz' ins Haus und schlachte jeden ab, Den ich zu sehn bekomme, sei es Sklave, sei es Magd, sei's Weib, Sei's Ehebrecher, Vater oder Ahn. Und daran sollen mich Nicht Jupiter nicht alle Götter hindern, wollten sie es auch: Ich führ' es durch, wie ich's beschlossen habe. Nun – ins Haus hinein! – Blitz und Donner, Amphitruo stürzt zu Boden. 5. Akt 1. Szene 1. Bromia, Amphitruo. kommt aus dem Palast gestürzt. In meinem Herzen liegen Hoffen, alle Lebenskräfte tot, Und nichts ist übrig mehr, worauf ich mein Vertraun zu setzen wag'. Mir ist, als brächen Himmel, Land und Meer, das alles auf mich ein, Mich zu begraben, töten. Ach, was fang' ich an in meiner Not? So Wunderbares hat sich im Palaste zugetragen! Ach, Ich Unglücksel'ge! Mir wird so schwach, gebt Wasser! Ach, ich bin erschöpft, Bin ganz verstört. Mir schmerzt der Kopf. Ich höre nicht, ich sehe nicht, Ich bin das ärmste Weib, du findest keine Jammervollere. Der Herrin ging es so: Die Wehen kamen, sie rief die Götter an, Da Lärm und Krach, ein Tosen und ein Donnern, dann ein lauter Ruf Wer weiß von wem? »Alkumena, sei unbesorgt, die Hilfe naht! Der Himmelslenker kommt heran, steht dir und steht den Deinen bei. Erhebet euch,« so sagte er, »die ihr in Schreck und Angst vor mir Am Boden liegt!« Wie ich da lag, erhob ich mich. In Flammen schien Das Haus zu stehn, so war's von Glanz erfüllt. Alkmena rief nach mir: Mir ging's durch Mark und Bein, doch ging die Furcht vorm Zorn der Herrin vor, Ich eile hin zu ihr, zu sehen, was sie wünscht. Da sehe ich's: Zwei Zwillingsknaben hatte sie geboren, und hat es keine doch Von uns gemerkt und auch erwartet, daß sie schon geboren hat. Doch was ist das? Wer ist der Alte, der hier vor dem Hause liegt? Ist er vom Blitz des Jupiter zerschellt? Gewiß, mir scheint es so: Beim Jupiter, er liegt, als wär' er tot. Ich muß doch sehen, wer Es ist. Amphitruo! Es ist mein Herr! Es ist Amphitruo! Ich sterbe. Ach, so steh doch auf, Amphitruo! Mit mir ist's aus. Ergreife meine Hand! Wer hält mich? Ich, die Sklavin Bromia. Ich bin noch ganz in Angst: so hat der Jupiter mich angekracht, Mir ist, als käm' ich aus der Unterwelt. Doch du, warum bist du Hier vor dem Haus? Auch uns hat dieser Schreck befallen, scheu gemacht. Ich habe in dem Haus, das du bewohnst, so Wunderbar's erlebt. Ach, Gott, Amphitruo, wie schrecklich mir noch jetzt zumute ist! Berichte mir! du weißt es doch, ich bin dein Herr, Amphitruo? Gewiß! Ich frag' noch einmal. Ja, ich weiß es doch. Sie ist Die einzige von meinen Leuten, die den Kopf beisammen hat. Sie sind doch aber alle ganz gesund. Mich aber hat mein Weib Mit ihren Schmutzereien ganz verrückt gemacht. Ich aber mach', Daß du sie rühmen sollst, grad wie zuvor, Amphitruo, als fromm Und ehrbar. Zum Beweise nenne ich in Kürze dieses nur: Zuerst, es hat Alkmena Zwillinge gebor'n, ein Bubenpaar. Was sagst du, Zwillinge? Ja, Zwillinge. Daß Gott uns gnädig sei! Und weiter sollst doch sehn, daß alle Götter dir und deinem Weib Gewogen sind. So sprich! Als nun die Wehen kamen deinem Weib, Wo sonst der Kreißerin die Schmerzen sich im Leibe melden, rief Sie betend zu den Göttern, daß sie ihr beistehen sollten, rein, Die Hände und das Haupt verhüllt. Da tönte gleich darauf ein Schlag Von fürchterlicher Kraft. Uns war, als bräch' zusammen dein Palast. Hell strahlten alle Räume, als wären sie von Gold. Ich bitte, gib Mich frei von hier, sofort, wenn du mit deinem Spott zu Ende bist. Und was dann weiter? Während das geschah, hat nicht ein einziger Von uns gehört, daß deine Frau gestöhnet hätte und geklagt: So ohne Schmerz erfolgte die Geburt. Das hör' ich gern von dir, Ob sie's um mich verdient hat oder nicht. Nein, lasse das und hör'! Als sie geboren, gebot sie uns, die Knaben waschen. Wir fingen an. Wie groß und stark der Knabe ist, den ich da wusch! Nicht eine war Imstand, ihn einzuwickeln in die Windeln. Wie wunderbar das ist! Wenn du die Wahrheit sagst, so ist ganz offenbar mit Göttermacht Mein Weib gesegnet. Ja, du sollst noch mehr erstaunen, höre nur! Nachdem er in die Wiege eingebettet war, da kamen zwei Gewalt'ge Schlangen durch den Lichthof angeschwirrt, von außen her, Sie hatten Kämme, reckten gleich die Köpfe hoch. O, weh mir, weh! Sei unbesorgt! Die Schlangen spähten ringsumher. Nachdem ihr Blick Die Knaben aufgefunden hatte, schossen sie den Wiegen zu. Ich zerr' und schleif' die Wiegen hin und her in meiner Herzensangst Um mich und um die Knaben, doch die Schlangen drängen hast'ger noch. Doch wie der eine Knabe diese Schlangen sah, da springt er schnell Zur Wiege 'raus und stürzt sich auf die Schlangen, packt mit jeder Hand Sich eine, hält sie klammernd fest. Wie wunderbar, was du erzählst! Welch schreckliches Erlebnis! Bei deinen Worten überläuft's mich kalt. Und weiter, sprich, was dann geschah! Der Knabe hat das Schlangenpaar – Erwürgt, und darauf rief mit lauter Stimme deiner Gattin – Wer? Der Herr der Götter und der Menschen, Jupiter. Er sagte drauf, Er habe heimlich mit Alkumena Verkehr gepflegt, es sei Das eine Kind sein Sohn, der seine Schlangen überwunden hat, Den anderen benannte er als deinen Sohn. Wahrhaftig, nein: Es schmerzt mich nicht, wenn ich die Hälfte meines Glückes geben darf – Dem Jupiter! Geh du ins Haus! Ich lass' befehlen, daß sofort Geweihte Schalen hergerichtet werden, daß ich mir die Gunst Des höchsten Jupiter durch reiche Opfergaben sichern kann. Bromia ab in den Palast. Teiresias, den Zeichendeuter, ruf' ich mir zum Rat herbei, Er soll entscheiden, was ich tuen muß, soll hören, was geschah. Donner. Doch was ist das? Es donnert laut? Ihr Götter, steht mir gnädig bei! 2. Szene 2. Jupiter, Amphitruo. erscheint, auf einer Wolke niederschwebend, unter Donner und Blitz, Amphitruo sinkt erbebend nieder. Sei guten Muts, Amphitruo! Zu deinem Schutz Und dem der Deinen komme ich, und fürchte nichts! Die Priester und die Opferschauer heiße gehn! Ich sag' dir selber, was geschehen ist und wird, Viel besser noch als sie: denn ich bin Jupiter. Zuerst, ich habe von Alkumena Besitz Genommen, schwanger sie mit einem Sohn gemacht. Ein Gleiches tatest du, eh du ins Feld gerückt. Sie hat nun beide Knaben durch eine Niederkunft Geboren. Der eine, den sie von mir empfangen hat, Der wird durch seine Taten dich mit einem Ruhm Beschenken, der unsterblich ist. Mit deinem Weib Alkumena versöhne dich und kehr' mit ihr Zurück in frühre Eintracht: sie hat nichts getan, Woraus du ihr Vorwürfe machen kannst: sie ist Von mir ja nur gezwungen worden, das zu tun. Ich kehre jetzt in meinen Himmelssitz zurück. – Entschwindet in die Luft. 3. Szene 3. Ich tue so, wie du befiehlst und bitte dich, daß du Erfüllest, was du mir versprochen hast. Ich gehe jetzt Hinein zu meinem Weibe. Doch Teiresias, den Greis, Entlasse ich. Zuschauer aber, spendet laut Applaus Und tut's zu Ehren unseres höchsten Gottes, Jupiter!