Des Thirsis weissagender Segen über Hilas Heil mit dir, du theurer Knabe, Anmuthsvolles holdes Kind, Hoffnungsreicher Hilas, wachse! Sprossend blühend edler Zweig, Eines Gottgeweihten Stammes, Unter dessen süssen Schatten Thirsis, der getreue, sang: Steige glücklich in die Lüfte. Du befeuchtend heilger Segen Thaue auf sein grünend Haupt, Aus dem schattenleeren Himmel. Und du Sonne ewger Huld, Breite die geweihten Strahlen Ueber seine junge Blätter. Ja die Vorsicht wache selbst Für dein Wachstum, dein Gedeyen. Freude deines edlen Vaters, Eintzger Trost der treuen Brust, Ja du wächsest, ja du blühest, Mein Gelübde wird erhört. Freude, Lachen, Schertzen, flattern Rund um dich auf allen Seiten. Und wer führt dich an der Hand, Ists Aglaja, oder Doris? Ja sie ists, sie führt ihn lächelnd, Und ihr Hertz hüpft, wie ihr Söhnchen. Aber alle Gratien Tantzen um sie her im Kreise, Und bestreuen sie mit Blumen, Doris lächelt, spielt und singt. Ihr vergnügensvoller Blick Macht die trüben Lüfte heiter, Machet lauter Rosen wachsen, Und der Lentz herrscht überall. Unterdessen sitzet Damon Freudig, doch in ernster Stille, Und sein Ernst ist Hilas Spiel. Alles Lachen, Springen, Schertzen, Die Lebhaftigkeit der Freude, Die Entzückung in der Lust, Munterkeit in den Geberden, Saltz in ungesuchten Worten, Seines Geistes Schildereyen, Prüft dein philosophscher Blick, Untersucht, mit frohen Schlüssen, Dein wahrsagendes Gemüthe. Ja von deiner muntern Jugend Siehest du das Lustspiel hier, Von der Unschuld aufgeführet. Und die frohe Weisheit selber Mischt sich unter das Geleite Der vergnügen Kindheit ein. Ja sie führt ihr lachend Chor Selbst zum Tantze, an den Reihen. Hilas hüpft in ihrem Circkel, Dessen junges Haar ein Kräntzgen Von den Gratien durchbalsamt, Und die Mutter singt zum Tantze. Aber, welch ein neuer Aufzug! Welch ein Glantz zertheilt die Wolcken! Sieh hinauf, des Himmels Thor Oeffnet seine goldne Flügel, Und die Kinder jenes Lichtes Steigen mit begläntzten Schwingen In den nahen Hain herab. Sie umringen meinen Hilas, Und die heilig holden Hüter Wachen über jeden Schritt. Unbesorgt spielt er mit ihnen, Einem kleinen Engel gleich. Himmlisch reine Harmonien Schallen durch die nahen Büsche, Und gewöhnen schon sein Ohr Zu unsterblichen Gedichten. Aus der unsichtbaren Schule Kömmt er einst in deine Hand; Dann wird sich von deinem Geiste Ein gelehrter Einfluß stets In des jungen Dichters Brust, Der dir nachgeflogen, giessen. Ja mich dünckt, wir sehen ihn Schon mit deinen Flöten spielen. Strenges Schicksal, könnt ich doch Dann um meinen Hilas seyn, Wann sein Mund den nahen Wald, Seine zitternd erste Töne Wiederschallen lehren wird. Damon, Doris, Hilas, ach! Sollt ich doch an eurer Seite Einst mein Schwanen-Lied noch singen! Und du, o mein liebster Freund, Thränend einst mein Grabmal krönen! Hier sprach mein Hertz; hier schwieg die Kunst.