Ferdinand Raimund Der Barometermacher auf der Zauberinsel Zauberposse mit Gesang und Tanz in zwei Aufzügen als Parodie des Märchens: Prinz Tutu Personen Personen. Fee Rosalinde. Lidi, erste Nymphe. Bartholomäus Quecksilber, Barometermacher aus Wien. Tutu, Beherrscher einer Zauberinsel. Zoraide, seine Tochter. Linda, ihre Kammerzofe. Hassar, Tutus Leibdiener. Zadi, ein Waldbewohner. Erster Matrose. Ein Anführer der Zauberarmee. Erster kleiner Husar. Eine Wache. Sechs Amazonen. Ein Sklave. Der Leibarzt von Tutu. Schärpe, Horn, Stab, Stimmen. Drei Genien. Nymphen. Matrosen. Tutus Dienerschaft. Volk. Soldaten der Zauberarmee. Kleine Husaren. Sklaven und Sklavinnen. Tänzer und Tänzerinnen. 1. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt Feenpalast. Fee Rosalinde, auf einem Blumenthron, der zur Seite steht. Nymphen gruppieren sich um sie herum. Vergiß nicht, erhabene Fee, daß heute wieder hundert Jahre herum sind und du dich entschließen mußt, die Zaubergaben wieder einem der Sterblichen zu verleihen. Verdienen denn die Menschen der heutigen Zeit, daß eine Fee ihrer noch gedenke? Es gibt mitunter recht artige Menschen, denen ich gar nicht feind bin. Du scheinst von jeher mehr Vorliebe für sie zu haben, als der Feenwelt anzugehören. Ich bedaure dich; denn ich kenne diese Menschen. – Uns Feen selbst schont ihre Sucht zu spotten nicht mehr! Müßt ich nicht den Spruch des Schicksals erfüllen, ich würde die Zaubergaben auf ewig in ihrer Vergessenheit ruhen lassen. Wem willst du sie dann zuwenden? Du mußt dich doch entschließen! Ein verhaßter Zwang! Wer verdient noch, glücklich zu werden? Bin ich nicht immer betrogen worden? Beglückte ich einen Armen, so mißbrauchte er im frechen Übermute meine Gaben – wandte ich sie einem Reichen zu, so ward es für ihn nur eine neue Quelle, den Armen zu höhnen. Wem soll ich sie verleihen? Überlasse es dem Zufalle. Lasse sie jenen finden, der in diesem Augenblicke sich am nächsten bei den Ruinen im Palmentale, in welchem diese Zaubergaben aufbewahrt sind, befindet. Lidi hat recht! Nach Zufall will ich meine Gaben spenden; ich will sehen, wer in diesem Augenblicke bei den Ruinen weilt. Musik. Die Hinterwand geht auf, man sieht in einer ovalen Öffnung die nächstkommende Szene en miniature abgebildet und Quecksilber, durch einen Knaben repräsentiert, auf einer Ruine sitzen. Die Musik spielt sehr piano den Gesang von Quecksilbers nachfolgender Arie. Das ist ein spaßiger Mensch! Wenn mich meine Feenkraft nicht trügt, so ist es ein lebenslustiger Mensch, der dem Scherze huldigt; solche Menschen sind in der Regel nicht die schlimmsten. Er hat just etwas Lustiges gedacht. winkt, die Erscheinung verschwindet. Schlagt in dem Lexikon der Menschheit nach, wer der Fremdling eigentlich sei. befolgt es in einem Buche, welches auf einem Postamente aus der Erde kommt. Er nennt sich Bartholomäus Quecksilber, ist ein zugrundgegangener Barometermacher, von sehr lustigem Humor, und ist auf dem Wege, sein Glück zu suchen. Das Postament verschwindet. Es soll ihm geholfen werden. Umgebt mich! Ich wende dem Fremdling die Gaben zu. Sie zieht mit ihrem Stabe einen Kreis. Melodram Horn, Stab und Schärpe soll er finden! Du, Lidi, sollst ihm den Gebrauch verkünden! Empfiehl ihm wohl, sie weise zu benützen, Will er sie lang, und vorteilhaft besitzen. Alle entfernen sich. 2. Auftritt Zweiter Auftritt Ruinen, wie selbe vorher en miniature zu sehen waren. Im Hintergrunde die See. Man hört das Ritornell von Quecksilbers Arie. Quecksilber kommt. Arie Was braucht man Barometter Auf dieser Welt noch mehr? Ein jeder macht sich's Wetter, So wies ihm gfallt, daher. Schön zeigt es bei den Reichen, Bei Stutzern zeigts auf Wind, Auf Regen steht das Zeichen, Wo arme Schlucker sind. Bei Schönen in der Regel Zeigts auf Veränderlich, Auf Stürme bei dem Flegel, Und Schnee bedeuts für mich. Doch, Schicksal, es ist schade, Daß d' mich verfolgst mit Gwalt, Solang der Gönner Gnade Nicht auf den Gfrierpunkt fallt. Das ist eine prächtige Profession, das Baromettermachen, man kann verhungern alle Tag. Hab ich unglückseliger Mensch aufs Meer müssen, um die wilden Völker des Erdbodens durch meine Kunst in Erstaunen zu setzen, und jetzt wirft mich das Schicksal auf diese Zauberinsel, wo ich noch nichts gesehen hab als ein paar Kanarienvögel, oder was sie waren; und einen pensionierten Elefanten mit drei Füß – Na, die werden doch keine Barometter brauchen. – Weil ich nicht zu Grund gegangen bin, so ist wenigstens das Schiff zu Grund gegangen, bloß weil ich Unglücksvogel darauf war. Die Matrosen haben schon von weiten diese Feeninsel verflucht, weil ein jedes Schiff scheitert, das in ihre Nähe kommt. Richtig wars so – sie haben sich in einem Schinakel gerettet, und ich hab mich an meinen Barometter anghalten und bin dahergschwommen; das war noch mein größtes Glück, daß ich den vorigen Sommer zweimal im Prater in der Schwimmschul war und zugschaut hab; da hab ichs abgspickt, sonst wärs nicht möglich gwesen. Mein erstes Unglück war mein neuer Buchdrucker; der laßt mir unglücklicherweise auf meinen Zetteln auf die Barometter überall den ersten Buchstaben aus – Zum Beispiel, statt kalter Wind, laßt er das K aus, steht alter Wind, bei warmes Wetter, laßt er das W aus, steht armes Wetter. Ich siehs nicht, verkauf s', die Leute glauben, ich bin ein Narr, lassen nichts mehr bei mir machen. Kein Verdienst. Was war also zu tun? als mein letztes Bißl zu verkaufen und in die weite Welt zu gehen. – Da stehe ich nun allein und verlassen, ein Fruchtbaum in der Wüste. Weint. Doch von all dem rauschenden Geleite, wer harret noch liebend bei mir aus? Dieser edle Magen! der einzige Schmarotzer, der mir die Ungelegenheit macht, treu zu bleiben. Just gibt er wieder eine Bittschrift ein um was zu essen. – Schicksal! wenn du eine Ehre im Leibe hast, so laß mich nicht verhungern! Man hört leise eine unterirdische Musik ertönen. Was ist denn das? – Eine musikalische Akademie unter der Erd? Wer will auf mir blasen? Eine kuriose Frage! Wer will mich tragen? Den soll man tragen? Der kann vielleicht siebzig Zenten schwer sein. Wer will mich schwingen? Jetzt will der wieder geschwinget sein? Was heißt denn das? Geh, blase! Geh, trag mich! Geh, schwing mich! Dein Glück wird es sein! Ich weiß nicht, was ich denken soll. Man kann sich dabei denken, was man will. Aber es soll mein Glück sein? Also frisch! Ich blas dich! Ich trag dich! Ich schwing dich! Herauf! herauf! Donnerschlag. Musik. Es steigen drei Postamente aus der Erde, auf denen ein silbernes Waldhorn, eine schwarze Binde mit Zaubercharakteren und ein goldenes Stäbchen liegen. Ein Waldhörndl? Nu, mir ists recht. Eine Binde mit Ochsenaugen garniert, und ein goldenes Ausklopfstaberl? Ja, was sind denn das für Kindereien? einen Menschen so für einen Narren zu halten. Was ist denn das für ein unterirdischer Sozius? Wann er nur heraufkäm, ich nähmet mir die Freiheit und schlüget ihm mein Barometter an Kopf, daß die Scherben davon fliegen. Donnerschlag. Die Ruinen verwandeln sich in ein hellrotes Wolkenzelt, mit weißen Rosen garniert. Kurze Musik. Lidi tritt in Begleitung von drei Genien heraus. Undankbarer! frevle nicht! Himmel! was ist das? Welch eine krudelschöne Person? Nymphe des Waldes oder Donna del Lago! nimm die Huldigung des miserabelsten aller Baromettermacher! Die drei Genien lachen. Jetzt schauts die verwunschenen Podogudenkinder an, lachen die einen gebildeten Mann aus. Die Genien haben gleich bei ihrem Kommen die Gaben genommen, die Postamente verschwinden. Horch auf! Die Gaben, die du siehst, von großem Zauberwert, Sind durch des Zufalls Macht dir zum Gebrauch beschert. Wenn du den Stab hier schwingst, ist dir der Zauber hold, Was du mit ihm berührst, verwandelt sich in Gold. Du kannst durch deine Macht Die höchste Kleiderpracht, Brillanten dir erwinken, Läßt du den Stab nur sinken. Und dürstet du vielleicht einmal nach Kriegestaten, So bringt ein Stoß ins Horn dir tapfere Soldaten. Bedeckt die Binde dich und wünschest du dich fort, So findest du dich flugs an dem ersehnten Ort. Bewahr die Gaben wohl, wenn sie dir einmal schwinden, Mußt du s' durch eigne Kraft hienieden wiederfinden. Sie geht zurück, das Zelt verwandelt sich wieder in die Ruine. geben ihm die Gaben und rufen ihm mit dem Finger drohend zu. Du! Und gehen lachend ab. nachrufend. Ös! – Das ist eine unartige Brut! Nu ja, solche Feenkinder – die Eltern schauen ja nicht drauf – lassen s' halt so bloßfüßig herumlaufen. Aber das Glück! das Glück! Wer hätte sich morgen das gedacht, daß ich heute so glücklich werden sollte? Wenn nur jetzt geschwind jemand da wäre, den ich vor Freuden embrassieren oder massakrieren könnt! 3. Auftritt Dritter Auftritt Matrosen kommen auf einem Boot angefahren. Voriger. Chor Freude! Freude! Freude! Freunde, hier ist Land! Laßt die See nur brausen Und die Winde sausen, Eilet an den Strand. Alle steigen an das Land. Diesmal sind wir glücklich davongekommen. War das ein Sturm! Einen ganzen Tag haben wir vergebens herumgerudert, und doch hat uns der Zufall auf dieser verwünschten Feeninsel landen lassen. Einen Menschen hier zu treffen, ist, so viel ich sehe, gar keine Hoffnung. Also muß ich einem Gimpel gleichsehen. sieht einen Barometer auf der Erde liegen. Kameraden! seht, da liegt ein Barometter. Hebt ihn auf. Lassen Sie anderer Leute Sachen stehen. Der Baromettermacher! Wie kommt denn der Schuft daher? Er ist ohnehin an unserm Malheur schuld, weil wir den Seehund auf dem Schiffe hatten. Das wird der Erste sein, an den ich bronzier, der kriegt goldene Schläge! Was? Du Walroß, du Meerschwein! Ich bitte Sie, einzuhalten mit Ihren ästhetischen Benennungen. Jetzt werden wir gleich aus einem andern Ton sprechen. Nieder mit euch, ihr Wasserpolacken! Erkennt in mir euern Gebieter, wenn ihr nicht verhungern wollt. Eine mächtige Fee hat mir diesen Zauberstab gegeben; alles, was ich damit berühre, kann ich in Gold verwandeln! Alle lachen. Der Bursche muß Tollpflanze gegessen haben; er ist närrisch geworden. Was? Wo ist denn gschwind was? Läuft zum Boot, berührt es, und es verwandelt sich schnell in ein segelfertiges Schiff von gediegenem Golde. Nun? fallen rings um ihn auf die Knie. Herr, wir sehen deine Macht. Kannst du uns verzeihen? mit Stolz, winkt. Oui. Steht auf! Ihr seid von nun an in meinen Diensten. An Geld solls euch nicht fehlen; und wer sich besonders gut aufführt, den laß ich zum Lohn in Feuer vergolden. Hurra! Und jetzt sagt mir, was ihr von dieser Insel wißt? Sie steht unter dem Schutze einer mächtigen Fee. Es gelingt nur selten einem Fremden zu landen, und Tausende haben schon in diesen Wellen ihr Grab gefunden. – Unser Kapitän nur war so kühn und so glücklich, auf der Ostseite an den Strand zu kommen, und erzählte, daß sich ein mächtiges Reich dort befindet, dessen Fürst eine sehr schöne Prinzessin zur Tochter hat, welche die Natur mit außerordentlichem Verstande beschenkt haben soll. Da ist von dem meinigen auch eine Portion dabei; darum ist mir immer etwas abgegangen. Also bon, dieses Wunder will ich kennen lernen, und weil auf dieser Insel kein Auskunftskomptoir ist: so fahren wir längst der Küste so lange herum, bis wir Leute entdecken – Ich nenne mich dort Prinz Maikäfer und bin Beherrscher von verschiedenen Heuschreckeninseln. Und jetzt fort zu Schiffe! denn sonst verhungert der ganze Hofstaat. Hurra! Chor Zu Schiffe! es schwellet die Segel, Es weht schon ein günstiger Wind. Bald sehn wir belebte Gestade, Vertrauet dem Glück, es ist blind. Alle steigen in das Schiff und fahren ab. 4. Auftritt Vierter Auftritt Ein Gemach. Sklaven kommen und bereiten mit Pölstern eine Art Ruhelager. Sklavinnen kommen tanzend mit großen Fächern; endlich Tutu mit einem großen Sonnenschirm, er läßt sich auf die zubereiteten Pölster nieder. Still! Ich erliege unter der Last der Geschäfte. Seid still, damit ich schlafend mich beschäftigen kann. Ich mag mich schon hinlegen, wo ich will: es tut mir alles vom Liegen weh; den ganzen Tag muß ich so in Geschäften hinbringen. Man hört Lärm hinter der Szene. Was ist denn das? Wer stört mich in meiner Weisheit? Da hat gewiß wieder meine Prinzessin Tochter etwas angestellt! 5. Auftritt Fünfter Auftritt Linda. Tutu. stürzt herein und wirft sich zu Tutus Füßen. Ach! schützen Sie mich doch, gnädiger Herr! Wanns nicht viel Arbeit macht, so schütz ich dich – Mit Ihrer Prinzessin Tochter ists nimmermehr zum Aushalten, es muß noch alles davonlaufen. 6. Auftritt Sechster Auftritt Zoraide. Vorige. Was seh ich? Sie selbst nehmen die Frevlerin in Schutz, die mir meine Freier abredet? Aber freu dich, wie ich mit deinen Reizen umgehen will. Von morgen an darf kein schönes Gsicht im ganzen Lande mehr existieren. Du? das wird ohne Spektakel nicht angehen; wenn du den Weibern ihre Schönheit attackierst, so wehren sie sich bis auf den letzten Mann. Aber ich wills! Ich wills! Ich wills! Alle, alle werd ich noch zu meinen Füßen sehen, mich allein müssen alle lieben und vor Liebe vergehen. 7. Auftritt Siebenter Auftritt Hassar. Vorige. Mächtiger Tutu! Vergib, daß sich meine Schönheit dir zu Füßen wirft! Es ist ein Fremder angekommen, der ein entsetzliches Aufsehen macht. Also schon wieder einer? Oh, die verliebten Mannsbilder gehen nicht aus. Nur weiter! Was macht er für Aufsehen? Man kann auch ein Aufsehen machen, wenn man auf dem Kopf geht oder Purzelbäume schlagt. Also was macht er für ein Aufsehen? Seine Schiffe sind gediegnes Gold; das Vorderteil ist mit lauter Solitärs besetzt. Auf dem Weg vom Ufer bis zum Palast hat er und sein Gefolge lauter Dukaten gestreut. Das muß ein schöner Mann sein. Vergeben Sie, Zoraide! In der Schönheit kann er mit mir keine Vergleichung aushalten; aber sehr lustig muß er sein. Er will Sie sehen und will Sie heiraten. Schau, das ist alles zu viel Gnade! So müssen wir uns also wieder strapezieren. Wir wollen ihn ansehen. Zoraidel, geh, mach der Gschicht ein End und nimm ihn; denn sonst bleibst am Ende doch sitzen; es ist noch allen so gegangen, die gar so herumgsucht haben. Geht ab. Das Gefolge folgt ihm. Hassar wirft im Abgehen Linda Küsse zu. 8. Auftritt Achter Auftritt Zoraide. Linda. Besitzt er wirklich solche Reichtümer, so müssen sie mein sein. Dann mag er hingehen, wo er hergekommen ist. Ab. Wart, du Schlange! den will ich warnen, den sollst du nicht foppen. Arie Ein wenig d' Männer schoppen, Das ist schon recht! Weil sie uns selber foppen, Und das nicht schlecht. Doch alle nur vexieren Ganz ohne Gfühl Und bei der Nasen führen, Das ist zu viel. Ein wenig fopp ich s' gern, Das muß schon sein. Sie bleiben doch die Herrn Und bringens ein, Wenn s' trübe Blicke machen Und seufzen Ach! Dann kann man auch nicht lachen Und ändert gern die Sprach. Ab. 9. Auftritt Neunter Auftritt Platz vor dem Palaste. Eine Menge Leute raufen um das ausgeworfene Geld. Quecksilbers Gefolge wirft Geld aus, sie sind in sehr elegante Livreen gekleidet. Chor Sie fallen darüber, sie stürzen sich drein, Schlagt man ihnen d' Augen mit Münzen auch ein! Und blieb ich auch liegen und brech ich ein Bein, Es müssen Dukaten in Menge mein sein. 10. Auftritt Zehnter Auftritt Tutu. Zoraide. Hassar. Vorige. Na, da gehts ja schrecklich zu! Hat er wirklich Dukaten ausgworfen? oder sinds nur Dantes vielleicht? Herr! vom feinsten Golde! Also von Numero drei. Nun, da muß ich mich schon auch ein wenig sehen lassen, man kann ihm später aus meinem Schatz einige goldene Geschirre an den Kopf werfen. Nun, die Dienerschaft passiert! Aber wo bleibt denn der ausländische Stutzer, muß er sich vielleicht erst eine Rede einstudieren? Ah! er naht sich! Er naht sich? Ein schöner Liebhaber, wann er sich jetzt erst naht – Bei meiner Schönheit, einen solchen Glanz hab ich noch nie gesehn! Halt Er Sein Maul mit seiner Schönheit. Man juble! Es lebe Fürst Tutu! sehr schreiend. Hurra! Stimmen haben s' wie die Bären. Sie Papa, was ist denn das für eine Sprache? Hurra! Hurra? – das ist Französisch und heißt auf Italienisch: Gwehraus! – Still, man kommt. 11. Auftritt Elfter Auftritt Vorige. Quecksilber als Stutzer. Er trägt einen modernen Frack von Golddock, eine silberne Weste mit blaugestickten Borten und eben solche Pantalons, einen dreieckigten Hut mit Diamanten garniert. Zum Eingang spielt die Musik das Ritornell aus der ersten Arie des Figaro im Barbier von Sevilla. Rezitativ Prinzessin! Wie soll ich dich nennen? Für die Kalmucken selbst entbrennenn! Euphemia, Amarantia oder Rosel? Wie du auch heißest, gilt mir gleich. Mich trug der Rhein und auch die Mosel Auf einem Dampfschiff in dein Reich. Arie Melodie: Ich bin etwas verliebter Laune etc. etc. Ich besitze viel tausend Millionen Und reise durch die halbe Welt; In den kältsten und heißesten Zonen Hab übrall ich Schätze gestellt. Um in England recht zu verschwenden, Verschenk ich den Sterling in Zenten, Denn vom Auszahln an mich wird die Bank Auf die Letzt vor Strapazen noch krank. In Italien recht mächtig zu werden, Erkauft ich die herrlichsten Gärten, Pomeranzen von Gold, das ist wahr, Einen Wald von Salami sogar. In Tirol auf der Alma, Wennst zfrieden willst sein, Da hab ich drei Hütten, Die sind zwar nur klein, Dort nutzen ein d' Schätz nix, Da bringt man s' nicht an, Da macht ein treus Herz nur Zum glücklichsten Mann. Doch im schönen Ungarland Bin als Krösus ich bekannt, Auf meiner Pußta zähle ich Zehntausend Büffel ohne mich. Im Östreicher-Landel, Da bin ich zu Haus, Da geht mir das Glück Und die Freude nie aus. Ich besitz dorten Auen und Wälder, Auf der Schmelz drauß die herrlichsten Felder, Und die Brühl, die so schön wie die Schweiz, Die ghört mir bis nach Heiligenkreuz. Und in Wien hab ich Häuser sehr viele, Das ist halt schon so meine Grille, Daß ich immer in einem fort bau, Doch die meisten sind in der Roßau. Auf dem Thuri hab ich ganze Straßen, Von der Wied'n kann ich d' Hälfte verlassen, Und um ein spottwohlfeiles Geld Hab ich zwanzig kauft im Lerchenfeld. Die Jägerzeil lieb ich vor allen, Dort wünsch ich den Leuten zu gfallen, Dort hab ich ein einziges Haus, Da zieh ich mein Lebtag nicht aus. Also das ist der unmenschlich reiche Mann? Der sieht aus wie ein anglegter Aff. Man hat mir deine Ankunft auf unserer Insel gemeldet. Was suchst du hier, es ist nicht viel zu finden. Per du redt er mit mir? – Der Ruf von der entsetzlichen Schönheit Dero Mademoiselle Tochter hat mich hierhergelockt! Da kann man sehen, wie die Lugen herumkommen. Schau sie an. Das Anschaun kost nix, hier steht sie, schau sie an. Ich hoffe, du wirst mich sehr schön finden! Jetzt sagt die auch wieder du. Das müssen emigrierte Tiroler sein, weil s' zu allen Leuten du sagen. Laut. Prinzessin, Sie sind eine magnifique Personage wie auch Ihr Herr Vater, es tut einem zwischen ihm und dem Spadi-Do die Wahl weh. Aber wenn Sie nur die Güte haben wollten, und wollten nicht immer du zu mir sagen. Wenn Sie nicht Herr von sagen mögen, so heißen Sie mich wenigstens Sie. Das ist ein impertinenter Patron. Sei stat – So lang, bis wir sehen, ob er Geld hat, sagen wir Sie – wenn er keins hat, können wir noch immer mit die Grobheiten herfürfahren. Nun also – sagen Sie mir halt – Sie mein Sie! – weil Sie nicht mein Du sein wollen: Was wünschen Sie denn eigentlich von mir? Ich bin hier, um Ihre schöne Hand anzuhalten. Dazu gehören drei Eigenschaften: Geistig wie Jamaika-Rum – reich wie ein Inka von Peru – und schön wie der griechische Adonis – Nu, was den Verstand und Reichtum anbetrifft, hats keinen Anstand, aber mit dem griechischen Adonis wirds ein bißl happern, da müssen Sie schon mit einem wallachischen vorlieb nehmen. Was sind Sie denn eigentlich? Ich bin ein Millioneur. Ist keine schlechte Profession. Haben S' studiert? Zweihundert Schulen. Das ist viel! Wir haben hier eine einzige, und zufälligerweise hab ich auch in der nichts glernt. – Wo haben Sie denn studiert? Ich habe eigentlich die Gymnasien am Alsterbach ferenquetiert, dann habe ich bedeutende Fortschritte in der Tierarzneikunde gemacht, wenn Sie einmal unpäßlich sind – Ich bitte, mich rekommandiert sein zu lassen – Die Botanik hab ich im Krautgassel studiert, die Sternkunde bei den zwölf Himmelszeichen, und die übrigen Wissenschaften hab ich nur so im Vorbeigehen mitgenommen. Ja, aber wo haben Sie sich denn gänzlich ausgebildet? Unten in der Wallachei – Da haben Sie eine schöne Karriere gemacht. Aber wie siehts denn mit den Beweisen des Reichtums aus? Denn die Dukaten, die Sie ausgworfen haben, können vielleicht Ihre letzten sein. Es sind schon allerhand Streichmacher bei uns gewesen. Soll ich Ihren Palast in Gold verwandeln? Nein! sie tragen mir ihn sonst bei der Nacht davon. Wenigstens die Torflügel sollen Gold sein! Er berührt das Tor, welches sich in Gold verwandelt. Alle verwundern sich. Mir bleibt der Verstand aus! Diese Säulen sind von Holz? Ah, diese hölzernen Säulen sollen sich in Silber verwandeln. Er berührt die Säulen, welche sich in Silber verwandeln. für sich. Das ist ein Talisman, den muß ich besitzen. Der muß auf unserer indianischen Gstätten Holzversilberer werden. zu Hassar. Ah – Sagen Sie mir, brauchen Sie Ihren Kopf notwendig? Ja – ich hab halt unterdessen nur den, und man weiß halt doch nicht, ob nicht was auskommt! Zum Vergolden wär das ein prächtiger Schafkopf, nicht wahr, Herr Schwiegerpapa? Warum denn? Er braucht nix Extras, man muß nicht gleich jeden Schafkopf vergolden, ist ja der Ihrige auch nicht vergoldet. Sie sticheln! Oh, ich bitte, das wäre unausbleiblich – Nu, Zoraidel, wie ist dir? – Fremdling, du hast mein Herz gewonnen. Eine unwiderstehliche Macht zieht mich zu dir hin. Ich könnte goldene Tränen weinen. Also – voulez-vous mein sein? Wenn du mir die Beweise deiner Liebe gibst, die ich von dir fordere. – Mit Erlaubnis! Tritt in die Mitte. Der Diskurs dauert mir ein wenig zu lang. Also, mein scharmanter Herr Schwiegersohn, vulgo Goldarbeiter, au revoir! Ich werde Befehle erteilen, daß man in dem Palast Ihre Zimmer ausreibt; austapezieren können Sie sich s' schon selbst. Dann muß ich mich niederlegen und ausruhen, der gefühlvolle Auftritt hat mich zu sehr angegriffen. Leben Sie wohl! Vergolden Sie wegen meiner mein ganzes Reich, und wenn ich vielleicht heute noch munter werden sollte, so habe ich das Vergnügen, Sie zu sehen – ja – ja, so machen wirs, so – Also au re voir! – und weil mir gerade nichts Französisches mehr einfallt – nochmal au revoir! Geht ab. Alles folgt ihm, bis auf Zoraide und Quecksilber. 12. Auftritt Zwölfter Aufritt Zoraide. Quecksilber. Du bist also wirklich entschlossen, Jüngling, an meiner Hand auf der holprichten Landstraße dieses Lebens einherzuwandeln? ohne zu ermüden? Oh, wie nennst du dich? Bartholomäus! Bartholomäus und Zoraide, das gibt einen herrlichen Roman. Ich bin Dichterin, ich habe alle europäischen Dichter ins Indianische übersetzt. Das muß schön sein. Sie müssen mir die Geschichte Ihres Lebens erzählen; ich werde sie in vierfüßigen Jamben bearbeiten. Sein S' so gut! Wenn die Leut alle die Dummheiten lesen müßten, die ich in meinen Leben schon angestellt habe, ich dürft mich gar nicht mehr auf der Gasse sehen lassen. Nein, verzeihen Sie! Mit Ihnen zu parlieren, gehört eine kuriose Geduld dazu, Sie haben ja nicht um sechs Pfenninge Galanterie im Leib. Ich möchte einen galanten Mann. Für sich. Wenn ich nur das Staberl erwischen könnte! – Zärtlich. Lassen Sie uns Frieden schließen. – Trauter Bartholomäus! Ich will dein Herz umranken wie die Rebe den Kastanienbaum. Umarmt ihn. O ihr Götter! die ihr da unten wohnt, seht auf uns herab. Nicht wahr, du wirst deine Zoraide nie verlassen? Dein Herz wird kein Retourbillett verlangen oder sich gar das Entree seiner Treue bei Amors Kassa zurückzahlen lassen? Sie ist doch eine gute Seel! für sich. Nur das Staberl möcht ich haben. Nun, schlagen Sie ein, aber nicht ins Gsicht! geben Sie mir zum Drangeld ein einschichtiges Busserl, und wir sind d'accord. Jetzt nicht, das bekommen Sie nach der Tafel zum Konfekt. Gut, ist auch recht. Was essen denn Sie zum Konfekt? Die edelsten indianischen Früchte. Da freu ich mich. Für mich sind halt die edelsten Früchte die Hetschepetsch. Mein liebstes Essen aber sind die Birn. Wissen S', die kleinen, die Muskatellerbirndln, die sind sehr gut. Wer wird einen so gemeinen Gusto haben! Sehr hochdeutsch. Wie können Sie Bern essen? Keine Bären esse ich nicht. Da bin ich froh, wenn mich keiner anpackt! Birn! Ist denn das ein übler Gusto? Birn ißt ja die ganze Welt; ein jeder eine andere Gattung. Die Patrioten essen Kaiserbirn, die Reichen Dukatenbirn, die sich stark parfümieren, Pergamottenbirn, die Schuster Lederbirn, die Kutscher Haberbirn, die Tischler Holzbirn, die Barbierer Ißinbart, und wer einen Fehler macht, der ißt Plutzerbirn. – Kurz, du bist einmal mein, dabei bleibt's! Ich schwimme in einem Meer von Wonne wie ein Walfisch in der Donau. Umarmt ihn. 13. Auftritt Dreizehnter Auftritt Vorige. Linda. kommt aus dem Palaste. Prinzessin, Sie sollen hinaufgehen, daß Ihnen die Nachtluft nicht schadet. Beiseite. Wenn ich ihm nur einen Wink geben könnt. Er ist ein rechter hübscher Mann. Was? Für sich. Erwünschte Gelegenheit! Laut. Wie kann Sie sich unterstehen, in diesem mir so herrlichen Augenblicke vor meine Augen zu kommen? Sie kecke Person! Aber Gebieterin! So sind S' doch nur vernünftig. Was hat sie Ihnen denn getan? Halten Sie 's Maul! – Sie will noch widersprechen? Ich vergreife mich an ihr! – Himmel, was tu ich! Vergeben Sie mir diese Schwärmerei! Erlauben S'! das ist eine kuriose Schwärmerei. So schwärmen bei uns die Trager auf der Hauptmaut. Sie nehmen sie in Protektion? Ich glaube gar, Sie liebäugeln mit ihr? Gefallt sie Ihnen? Nicht wahr, diese Gestalt hat eine schöne Figur? oder vielmehr diese Figur hat eine schöne Gestalt? So können Sie mich herabsetzen, mit dieser Meerkatze? Was Meerkatze! Sie ist hübscher wie Sie! Welche Beleidigung? Wie wird mir? Meine Sinne schwinden – Ich sinke – Um alles in der Welt – Sie wird ohnmächtig – Will Zoraiden aufhalten. schnell. Unterstehe Sie sich, mich anzurühren. Den Augenblick aus meinen Augen. Fort, sag ich. Sie zögert noch – Linda entflieht, Zoraide entreißt Quecksilber den Stab. Ich verwandle sie in einen goldenen Drachen, wenn ich sie erreiche! fort! fort! Eilt Linda in den Palast nach, die Tore schließen sich. Ja, was ist denn das? Das ist eine boshafte Person – He! mein Staberl! Sie ist im Stand und schlagts an ihr ab, hernach könnt ich als Vergolder eine verzauberte Krida ansagen. Ich muß ihr nur nach. Er geht an das Tor. Es ist ja zu. Ja, es ist ja noch nicht zehn Uhr? Da sperren s' die Haustör schon vorm Essen zu. He! Hausmeister! aufgemacht. Auf! Er pocht an. 14. Auftritt Vierzehnter Auftritt Quecksilber. Eine Wache. erscheint auf der Mauer. Was ist das für ein Lärm? Nu, aufgemacht, ich ghör hinein! Ich rate dir es gutwillig, eschappier! Warum soll ich eschappiern? ich hab ja in dem Land noch keine Schulden. Ich muß hinein, ich bin der Prinzessin Gemahl. Ein Narr kannst du sein! Die Prinzessin ist mit ihrem Vater auf ihre Lieblingsinsel gefahren und läßt dir sagen: wenn du dich nicht aus dem Staube machst, so wird man einige junge Tiger auf dich herauslassen. Herein kommst nicht! Verschwindet von der Mauer. allein. O indianische Bagage! Ich unglückseliger Baromettermacher! Was hab ich getan? Ich vergolde ihnen die Tore, und sie sperren mir s' vor der Nase zu. Ich bin betrogen. Wenn ich nur hinein könnt, ich massakrieret alles zusammen – Halt! da fallt mir was ein. Ich kann ja eine Armee herblasen. Viktoria – O Pizichi! Pizichi! blas anstatt meiner Fagott! Wart, du undankbares Volk. Er bläst ins Horn. 15. Auftritt Fünfzehnter Auftritt Ein lebhafter Marsch fällt ein. Eine Schar von Idealen Soldaten kommt schnell aufmarschiert, die Leibgarde bildet sich von Kleinen Husaren. Quecksilber. Anführer. General! Was kommandierst du? Richt euch! – Nein, richt euch noch nicht, es ist noch Zeit. Sieht die kleinen Husaren. Ja, was ist denn das für eine Mannschaft? Die müssen s' erst angebaut haben, die sind noch nicht ausgewachsen. Sind das auch Soldaten? Das ist deine Leibgarde. Die? Ich hab s' für angelegte Frösch ghalten. Die wird dich schützen. stellt sich neben den kleinsten. Da bin ich nur bis daher sicher Deutet auf die Brust. Nu, mir ists recht – Jetzt wolln wir sehen, ob s' was können auch. – Zu den Kleinen, welche auf einer Seite stehen. Habt acht – halb rechts! marsch! Er marschiert mit ihnen um das Theater, so, daß sie vor die Größern zu stehen kommen. Halt! – Nu, das passiert – Man wird Kanonen gegen den Palast aufführen. Zwei Kanonen erscheinen in der Luft in Wolken, ein Genius ist als Kanonier dabei. Halt! Kanon halt – Habt acht! Präsentiert – Eins! – Zwei! – Drei! – Die Mannschaft präsentiert mit dem Säbel nur auf zwei Tempo. Ja so, also nicht drei – die sind nur auf zwei abgerichtet – Nochmal präsentiert – Eins! Zwei! fallt nieder auf die Knie! – Marsch – nu, marsch! Die erste Reihe von den Husaren hüpft wie die Frösche. Halt, halt! Saperment, die sind exerziert, so möcht ich ein ganzes Regiment marschieren sehen. Zurück! Nun also. Habt acht! – Man wird mit beiden Füßen zugleich gegen den Palast marschieren, Zoraide und ihren Vater gefangen nehmen. Alles wird massakriert! Die Wiegen im Kind wird nicht verschont! Rechts gschaut! Links marschiert! Attackiert! Kanoniert! Hahn in Arm! bei Fuß! General, du verstehst nichts von der Taktik, laß nur mich kommandieren. Auf zum Sturm! Schlachtmusik. Die Größern bringen Leitern, legen selbe an den Palast und stürmen hinauf. Die Husaren bringen einen großen Mauerbrecher und stoßen damit das goldene Tor ein. Quecksilber steht mit zwei kleinen Husaren an der Seite und sieht zu. Wenn alles ab ist, kommt aus dem Tore einer von Tutus Leuten und versetzt Quecksilber mit dem Säbel einen Hieb auf die Schulter. Dieser hebt schnell den kleinen Husaren in die Höhe, und dieser verteidiget Quecksilber mit dem Säbel bis in die Kulisse. Die Kanonen tun zwei Schuß gegen den Palast, dieser steht ganz in Flammen. Das Gefecht wird auf der Bühne allgemein. Tutu und Zoraide werden herausgebracht. Gruppe des Sieges der Zaubermannschaft. Quecksilber kommt in dem Augenblick mit den zwei Kleinen und steht als Sieger auf einem Liegenden von Tutus Leuten. Über dieser Gruppe läßt sich ein schönes Wolkenzelt herab. In der Mitte ist die Göttin des Krieges von vier Genien umgeben, welche kleine Fahnen schwingen, sie haben auf dem Haupte Helme, wovon jeder einen transparenten Buchstaben enthält, welche das Wort: Sieg formieren. Allgemeines Tableau. Ende des ersten Aufzuges. 2. Akt 1. Auftritt Erster Auftritt Saal in indianischem Geschmack. An der Seite ein erhöhter Sitz, worauf Quecksilber sitzt, neben ihm seine Dienerschaft, in der Mitte die Husaren, gegenüber Tutus Leute kniend. Hassar. Chor Huldiget alle dem Sieger, Weihet ihm Leben und Blut, Gegen bezauberte Krieger Kämpfet umsonst euer Mut. Hoher Fremdling! der du unter dem Schutze übernatürlicher Mächte stehest, vernimm aus dem unwürdigen Munde deines demütigsten Sklaven die Huldigung aller Bewohner dieser Insel. Alles beugt sich vor deiner Übermacht. Ich verstehe; das Blatt hat sich gewendet. Herr! und nun wagt es noch zum Überfluß dein Sklave, sich in dem Bewußtsein seiner Schönheit zu deinen Füßen zu werfen und seine Huldigung dir ganz insbesondere darzubringen. Ich möchte mich auch erkühnen, dir meine Unterwerfung in Versen vorzutragen. Was? In Versen will Er zu mir reden? Freund, tue Er mir das nicht an, da laß ich mich lieber schlagen. So wahr ich ein schöner Mann bin, das ist zu stark. Genug für jetzt. Auf die Nacht wird ein großes Feuerwerk veranstaltet; eine brennende Pyramide mit zweitausend Feuerräder, und den Auf Hassar. setzts mit seiner Schönheit oben hinauf. Nun alle fort. Alle ab, bis auf vier Husaren. Zu denen. Und ihr führt mir Tutu herauf. Die Husaren ab. Zuerst werd ich dem Alten recht den Text lesen, hernach ihr, dieser undankbaren Person. 2. Auftritt Zweiter Auftritt Voriger. Tutu, in Ketten, wird von den vier kleinen Husaren gebracht. Halt! stehen geblieben, sag ich. sieht auf ihn herab. Was ist denn das für ein Lärm da herunten? Jetzt hab ichs schon genug. Still, nicht mucksen, oder ich lasse dir Fünfundzwanzig herabmessen! – Was ist denn das? Herr Schwiegersohn, wo steht denn das geschrieben, daß man mich so fi donc mäßig behandelt? Geschieht das auf Ihren Befehl? Oui ! Oui ? Da kann ich Ihnen nichts drauf antworten als pfui! Ich kann es nicht hindern; diese tapferen Männer haben dich besiegt. Du bist in den Händen meiner Armee. zu den Kleinen. Meine beste Armee, es freut mich, Sie kennen zu lernen. Wenn ich das gewußt hätte, ich hätte Sie alle gfangt, nur einige Mausfallen aufrichten, so gehören Sie mein. Schweig, oder es kostet dich deinen Kopf. Zieht den Säbel. Schreit schon wieder herauf auf mich, in vierten Stock. Nehmt ihm die Ketten ab – Laßt uns allein! Ganz wohl! Tritt zornig vor Tutu. Eh bata! Stoßt den Säbel in die Scheide und geht mit den andern trotzig ab. sieht ihm nach. Ha, Ribisel von einem Menschen. 3. Auftritt Dritter Auftritt Tutu. Quecksilber. Jetzt wollen wir Abrechnung halten. Wo haben denn Sie und Ihre Mamsell Tochter die Lebensart gelernt, ehrlichen Leuten ihre Kostbarkeiten zu stehlen? Bin ich deswegen in Ihr Land gekommen? Wer hat Ihnens denn gschafft, daß Sie kommen sollen? wären Sie weggeblieben. Ist das der Dank, daß ich Ihnen alle Vogelhäuseln und alle Hühnersteigen vergolden hab wollen? alle Seekarpfen in Goldfisch verwandeln, damit Sie s' hätten versetzen können, wenn Ihnen 's Geld ausgangen wär? Warum machen Sie denn mich aus? Was geht denn mich Ihr Staberl an? Geben Sie besser acht auf Ihre Sachen; warum haben Sie so herumgeschlagen damit, daß man seines Lebens nicht sicher war, wenn man neben Ihnen gestanden ist. Warum haben Sie ihrs nicht weggenommen? Hätten Sie Ihre Tochter besser erziehen lassen. Was kann ich mehr tun? Sie hat drei Gouvernanten ghabt: eine von Paris, die andere von Lyon und eine vom breiten Feld. Sie ist sehr gut erzogen, darum darf ich ihr auch nichts sagen, sonst macht s' mich brav aus. Kurzum, Sie sind ein undankbarer Mensch, und ich nehme Ihre Tochter jetzt nicht mehr. So sind Sie ein schmutziger Mann! Oh, Sie touchieren mich nicht! Ich kann gar nicht schmutzig sein, denn ich bin ein reicher Mensch, und folglich ein Kerl, der sich gewaschen hat; wo soll da ein Schmutz herkommen? Sie sind ja auf meine Insel herkommen und haben nicht einmal einen Paß ghabt? Das macht alles nichts! Wenn ich auch keinen Baß und keinen Tenor hab, eine schönere Stimme hab ich doch als Sie. Ja, da bilden Sie sich halt was drauf ein, wenn ein solcher Stutzer einen alten Mann, wie ich bin, ein Klampfl anhängen kann! Meine Tochter ist unschuldig an dem Betrug, Sie sind schuld; warum haben S' just ein goldenes Staberl mitgebracht? hätten S' mit einem Haslinger so herumgschlagen, kein Mensch hätt ihn verlangt, und ein jeder wär Ihnen ausgewichen. Und müssen Sie denn aufs Stubenmädel so hinüberblinzeln, da muß sie ja eifersüchtig werden; das müssen Sie ja nicht tun, – das ist ja nicht schön – Meine arme Zoraidel ist so vor Lieb zu Ihnen völlig damisch. Ich weiß nicht, was sie an Ihnen Schönes findet? Ich muß Ihnen aufrichtig sagen: ich möcht Ihnen nicht, es ist nichts Gschenkts an Ihnen, Sie haben schon keine aufrichtige Physiognomie; da sehen Sie meinen Kopf an, wie alles offen ist. Sperrt die Augen und den Mund auf. Ja, bis daher; aber da ist es zu. Deutet auf die Stirn. 4. Auftritt Vierter Auftritt Zoraide. Vorige. ganz blaß, tritt langsam vor. Lassen Sie uns allein, Papa. Da schaun Sie s' an, Sie Tyrann! Vor Kummer hat sie sich nicht einmal geschminkt. Hab ich ihr deswegen so empfindsame Romane lesen lassen? Hat sie deswegen die vier Spezies gelernt, damit sie zu ihren glücklich durchlebten zweiunddreißig Jahren – schnell einfallend. Vierundzwanzig! Will ich sagen vierundzwanzig – acht Jahr ist sie in die Schul gegangen, die gelten nichts – die unglücklichen Momente Ihrer Bekanntschaft dazu addieren kann? Ich hätte Ihnen noch verschiedene Vorwürfe zu machen, aber ich muß mich jetzt ein wenig niederlegen, um auszuruhen; aber das sag ich Ihnen, wie Sie dastehn in Ihren goldpapierenen Frack: Wir sind hier auf einer Zauberinsel. Ich werd jetzt gleich nachschauen, und wenn ich wo in einem bezauberten Winkel eine alte übertragene Fee finde, die sich meiner annimmt, so sollen Sie mich kennen lernen. Sie Besewicht Sie! Geht ab. 5. Auftritt Fünfter Auftritt Zoraide. Quecksilber. Comment vous portez- vous, ma chère Princesse? Oh, ich versteh! Weil Sie mich recht peinigen wollen, darum reden Sie französisch, Sie wissen schon, daß das kein Mensch aushalten kann. Hier bring ich Ihnen Ihren goldenen Stab zurück – Sie hätten ihn, auch ohne daß Sie mit Ihrer Zwergelarmee unsern Palast verwüstet haben, wieder bekommen. Haben Sie mir nicht das Tor vor der Nase zugeschlagen? haben Sie mir nicht sagen lassen, ich soll mich aus dem Staub machen, oder Sie lassen junge Tiger auf mich heraus? Davon hab ich nichts gewußt. Es war ein Mißverständnis. Nein! Der Portier hat mirs so von Ihnen ausgericht! Da kann ich nichts dafür, ein besonderes Zusammentreffen von Umständen – Die sind? – Der Portier hat einen Rausch gehabt. Das ist mir auch schon einmal passiert. Wirklich! Sie haben sich einen Rausch getrunken? Ja, war das nicht ein schöner Zug von mir? – Doch wir kommen von der Hauptsache ab. Was Sie mir angetan haben, will ich Ihnen großmütig verzeihen. Ich hab meinen Stab wieder, und somit sind wir geschiedene Leute, und damit Ihnen meine kleine Armee in Ihrem Palaste keine Ungelegenheit mehr macht, so soll sie verschwinden. Heda! Erster Husar erscheint. Ihr könnt zum Rückzug blasen, wenn ich euch brauche, werde ich euch schon wieder rufen. Deutet aufs Horn. Ganz recht! Ab. bemerkt das Horn, für sich. Ha! dieses Horn muß ich auch haben. Jetzt werde ich meinen segelfertigen Kehlhammer besteigen, und somit Mademoiselle, adieu pour jamais! Will ab. Wie? Sie wollen mich verlassen? Haben Sie etwas dagegen einzuwenden? Ob ich etwas dagegen einzuwenden habe, fragst du? Hast du dich denn nicht verbindlich gemacht, der Sklave meines Herzens zu sein? und jetzt sagst du mir nicht einmal den Dienst auf, wie es sich gehört, rennst davon, ohne deine vierzehn Tag abzuwarten. Ich bin ja keine Köchin! Und doch willst du mir die Suppe versalzen und mich blandieren, mich, die ich so unschuldig bin wie ein Lamm. Wenn sie nur nicht so hübsch wäre. Ah was! Lassen Sie mich, Sie falsche Personage! Was haben Sie für Beweise Ihrer Unschuld? Hast du den Rausch des Portier vergessen? Ah larifari! der Rausch ist bei mir keine Entschuldigung! Nicht? Ist denn die Liebe nicht auch ein Rausch? und sagt darum nicht Schiller: Wer niemals einen Rausch hat ghabt, das ist kein braver Mann? Der Schiller sagt das bei Ihnen? Bei mir singt das der Hausmeister im Neusonntagskind. Gleichviel! Was kümmern mich alle Hausmeister von der Welt, da die Doppeltüre deines Herzens verschlossen ist. Öffne sie deiner Zoraide! Ich habe keinen Schlüssel dazu; schicken S' um den Schlosser. Du spottest meiner noch? Lassen Sie mich gehn! Halt! Für sich. Jetzt weiß ich kein anders Mittel mehr, als ich fall in Ohnmacht. Laut. Weh mir! wie wird mir? Nun was ists? Ich sinke! Sie sinkt schon wieder! Sie fällt in seinen Arm. Liegt schon da. Sie – so sind S' doch gscheit! – Also hier halt ich den Brillant in meinen Armen, der in Falschheit à jour gfaßt ist. – Da kann man mit Recht sagen, das ist ein Augenblick von Gewicht. – Und ich bin halt doch in sie verliebt. Aber das dauert mir schon ein wenig zu lang mit der Ohnmacht. Ich muß mich doch wieder anfragen. Sie! möchten S' nicht ein wenig aufstehen? Na, so werden S' nur munter! Ich geb Ihnen mein Wort, ich bleib bei Ihnen und will Sie wieder lieben wie vorher. erwacht. Ach, was hör ich! Ist es auch dein Ernst? Ihr Götter, ich danke euch! er ist wieder mein. Nie werd ich diesen Augenblick vergessen! Ich auch nicht! Also nichts kann uns mehr trennen! Aber mein Vater ist aufgebracht; wenn er sich unserer Verbindung widersetzte? Oh, darum sorg dich nicht; den werd ich schon was vorblasen, daß er genug hat. Blasen? Ich versteh dich nicht! Wie er sich muckst, so blase ich in mein Horn, und meine Zwergelarmee ist wieder da. Ah, das ist schön. Das möcht ich sehen. Oh, mache mir doch eine kleine Probe damit; ich kanns nicht glauben. Nicht? Ich werde dir gleich eine Kompagnie herblasen. Er nimmt das Horn herab. Oh! laß es doch mir versuchen, ob ich es auch kann. Ich bitte dich, ich will nur einige rufen. Meinetwegen, aber acht geben, daß kein falscher Ton ausrutscht. Da, du Schmeichelkatze. Gibt ihr das Horn. Zoraide bläst ins Horn. Musik. 6. Auftritt Sechster Auftritt Vorige. Sechs Amazonen mit Lanze und Schild. Schützt mich vor dem Grimme dieses Narren! Das Horn ist mein! Erkennst du nun Zoraide? Hahaha! Eilt ab. Ha, Schlange! Will nach. halten ihre Lanzen vor und treiben ihn zurück. Zurück! Kurze Musik. Quecksilber stürzt zu Boden, die Amazonen eilen ab. 7. Auftritt Siebenter Auftritt Linda. Quecksilber. Was hör ich denn da für einen Lärm? Wer liegt denn da auf den Boden? Der Fremde! Ach der arme Narr! Er rührt sich gar nicht. Er wird doch nicht tot sein? Mir wird völlig Angst! Rüttelt ihn. Sie, gnädiger Herr! leben Sie noch? machen Sie einem doch nicht so Angst, wenn S' tot sind, so sagen Sies! richtet sich auf. Wo bin ich? Leb ich noch? ängstlich. Ich weiß nicht! Wer ist hier? Ha! ein Frauenzimmer? Aus meinen Augen, Schlange. Du lieber Himmel, er hat den Verstand verloren. Ich den Verstand? Hahaha! Kann der Elefant seine Flügel verlieren? Die Katze ihre Aufrichtigkeit? Der Hase seinen Mut? Das Kamel seine schlanke Taille? Gehen S' und richten S' die Tier nicht so aus. Kannst du einem Sesselträger seine Zartheit rauben, einem Kipfelweib ihre Verschwiegenheit und einem Schusterbuben seine Bescheidenheit? Kannst du einem Menschen seine Zufriedenheit entreißen, der gerade fünfundzwanzig bekommen soll? Nein, was Sie zusammenreden – Ehe ich einen Verstand verliere, ehe wird sich der Mond einen Carbonari und die Sonne einen Willschur machen lassen. Ich bitte Sie, hören S' einmal auf von den unsinnigen Diskurs. Ich hab Ihnen für einen so guten Menschen gehalten! Oh, ich hab sie auch für gut gehalten! Wen? Wen? Deine Gebieterin, die saubere Mamsell. Was hat sie Ihnen denn getan? Sie hat mir das Zauberhorn entwendet. Nun, da haben wirs! So bin ich schon zu spät gekommen; ich hab Sie warnen wollen vor ihrer List; sie machts allen so. Hätten Sie sich nur nicht in sie verliebt, wären S' gleich zu mir gekommen! Hätten S' was gsagt. Sie gefallen mir recht gut. Lassen Sie mich gehen! Ich bin zu desperat. Sein S' gut, ich bitt Ihnen! Hören S'? – im Zorn. Mich, mich so zu betrügen. Sieht Linda an. S' ist ein sauberes Mädl. Zornig. So zu hintergehen! Sieht Linda an. Die hübschen Augen, die s' hat. Wie oben. Nein! nein! Wie oben. Das Mädel gefallt mir, bei der bleib ich! – Ich werde Sie gewiß recht gern haben. Sie haben Ihr Horn verloren? Machen Sie sich nichts draus. Sie setzen mir ein anders auf? Ich will Ihnen mein Herz dafür geben, Sie können freilich damit keine Armee herblasen – aber einen einzelnen Verteidiger werden S' ewig an ihm haben. Tausend Getreue werden Ihnen nimmermehr zu Diensten stehen, aber wenn Sie an das Herzenstürl da anklopfen, so wird Ihnen eine treue Person entgegenkommen, und Sie werden sehen, wenn Sie mich heiraten: so werden Sie recht glücklich werden, und Sie werden auf alle Hörner vergessen. O du liebs Maderl du! Wie heißt denn? Linda! O du lieber Narr! Linda? der Name ist schon so lind wie eine samtne Schlafhauben. Nun gut, du sollst mein werden. Aber Rache muß ich haben. Mein Horn muß ich erobern, der Stab soll mir helfen. Rufe mir geschwind meine Leute und alles, was du im Palaste von Männern findest, zusammen. Jedem will ich eine Million zum Präsent machen, wenn sie mir durch List oder Gewalt mein Horn erobern; und dir verspreche ich goldene Berge zur Belohnung. Vivat! Ich krieg einen Mann. O du goldener Mann. sich beim Rock fassend. Da kann man wohl sagen, du goldener Mann! Den laß ich nimmermehr aus! Ich bin gleich wieder da! Ab. 8. Auftritt Achter Auftritt Quecksilber. allein. Das Madel ist brav, die heirat ich! Wart, Prinzessin, du sollst mich kennen lernen, hab ich nur mein Horn wieder. Linda muß sie ausforschen, wo sie das Zauberhorn verborgen hat, muß sie wegzulocken suchen, ich überfalle mit meinen Leuten das Schloß, erobere das Horn und laß die Zoraide und ihren Vatern in den tiefsten Kerker setzen; auf den Boden hinauf oder zwischen d' Winterfenster – Nimm 's Horn unterm Arm, das Mädel aufn Rücken, und dann fort aus dem Hause der Falschheit und Papierlerei. Geht zurück. 9. Auftritt Neunter Auftritt Quecksilber. Linda mit Quecksilbers Dienern und mehreren von Tutus Gefolge. Chor O Freunde, folget nur, Ihr seid auf goldner Spur, Ihr sollt es nicht bereun, Sein Lohn wird euch erfreun. Wir wollen uns bestreben Ums herrliche Metall Und wagen selbst das Leben, Erzähl uns nur den Fall. Zu hohem Preise, Listiger Weise, Ward ihm entwendt Ein silbernes Horn. Sollen mit den Waffen Wir dirs verschaffen, Gib nur Befehle, Wir packen gleich an. tritt vor in ihre Mitte. Ich will euch lohnen Mit Millionen, Schwört mir nur Treue In meine Hand. Wir schwören zur Stelle, Wir bleiben dir treu, Doch schaffe nur schnelle Die Schätze herbei. Haltet eure Turbans hoch, Hiernieden drücke euch kein Joch, Jauchzt im fröhlichen Verein, Ein goldner Regen fällt hinein. Liebes Stäbchen, Sei mir hold. Liebes Stäbchen, Sei ihm hold. Hohe Freude Schafft dein Gold. Hohe Freude Schafft dein Gold. Schnell die Mützen in die Höh, Stab, bring einen goldnen Schnee. Alle halten die Turbans hoch. Quecksilber macht verschiedene Bewegungen mit dem Stabe. Alle sind in gespannter Erwartung. Pause in der Musik. Er sagt. Es muß eine Feder brochen sein! Er macht die vorigen Bewegungen. Musik fällt ein. QUECKSILBER, LINDA, CHOR. Es kommt nichts von oben, Es kommt nichts von unten, Die Macht dieses/seines Stabes Ist gänzlich verschwunden. hat den Stab genau betrachtet. Was ihr auch plauscht, Der Stab ist vertauscht, Meiner war stark, Und dies ist ein Quark. Zerbricht den Stab in kleine Stückchen. Ha! Du verdorbner Millionär, Komm uns nur noch einmal her, Halten wir dir unsre Treu, Schlagn den Rücken dir entzwei. Alle hohnlachend ab. 10. Auftritt Zehnter Auftritt Quecksilber. Linda. Später Hassar. Aber was haben S' denn gmacht? Warum hats denn keine Dukaten geregnet? Still, ich bin froh, daß keine Schläg geregnet hat, zum Tröpfeln hats schon angefangen. Aber was nützt das? Ich bin doch ein gschlagner Mann; die Falsche hat mir meinen Stock vertauscht. Machen Sie sich nix draus. Es gibt ja noch mehr Stöcke in der Welt. Vergessen Sie sich selbst nicht über Ihren Stock, sein S' lustig. Was nützen mich jetzt alle Stöcke in der Welt! alle Weinstöcke, alle Haubenstöcke, alle Hackstöcke – dieser war der erste. – Nun, so lassen S' halt jetzt den ersten Stock gehen, und ziehen wir uns in zweiten oder in dritten hinauf, so haben wir eine schönere Aussicht. Ach, du bist noch die einzige treue Seele, die ich habe. Meine Dienerschaft hat mich verlassen. Hassar horcht an der Türe. Verlassen Sie sich auf mich, ich gehe mit Ihnen durch, wann S' wollen. Nun wart, du Katze! Ich weiß jetzt kein anders Mittel, als daß ich mein goldenes Schiff ins Versatzamt schick, damit wir ein Reisegeld kriegen. Aber wie kommen wir denn fort? Das ist Kinderei. Da setzen wir uns zusammen, hängen die bezauberte Binde um, und wo wir uns hinwünschen, können wir sein. Der Kerl beutelt die Talismane nur aus dem Ärmel heraus. Nun, und da bist du so mutlos und willst davonlaufen? das ist ja eine Kinderei. Mit dieser Binde wünscht du dich in das Kabinett der Prinzessin, wenn sie allein ist – drohst, sie zu massakrieren, wenn sie dir dein Horn und deinen Stab nicht zurückgibt, und du wirst sehen, sie bittet dich noch um Pardon. Ein sauberer Plan, das entdeck ich augenblicklich meiner Gebieterin. Wart, du Hexe! Ab. Richtig, du hast recht; so gehts prächtig! Da wär ich mit meinem Plutzerkopf nicht drauf kommen! Mädel, du bleibst schon bei mir; und wenn ich wieder reich bin, so vergold ich dir den Drathnerhof und mach dir 'n zum Präsent. Duetto O liebes Madel, schau mich an Und denke dir, der schöne Mann, Der Füßchen hat als wie ein Pfau, Macht dich zu einer gnädgen Frau. Dann geb ich täglich Assemblee, Und meine Schalen zum Kaffee, Die müssen von Brillanten sein, Und goldne Kipfel tunkt man ein. Dann fahren wir mit Roß und Wagen, Die Pferd laß ich mit Silber bschlagen. Ich lad die schönsten Herrn ins Haus. Und ich, ich wirf sie wieder 'naus. Die Möbeln sind von Ebenholz, Und wir sind beide schrecklich stolz, Ich steig daher als wie ein Hahn Und schau schon gar kein Menschen an. Die Binde hier trägt uns mit flüchtigem Sinn In einem Tag durch die vier Weltteile hin. Im Morgenland nehmen das Frühstück wir ein, Und ich trink in Grünzing geschwind ein Glas Wein. Dann bleibn wir in Holland ein wenig zu Haus Und schaun in Brasilien zum Fenster heraus. Des Mittags, da speisen wir beide allein, Da kehrn wir beim Sperl in Afrika ein. Ein Gfrornes sollt halt auf die Jausen wohl sein. Da setz ich dich mitten ins Eismeer hinein. Und wanns zum Soupieren aufn Abend wird kühl, Da essn wir in Ofen, so friert uns nicht viel. Doch gehen wir schlafen, das fällt mir nicht ein, Wo wird unsre Ruhe am sichersten sein? Das sollst du schon wissen, das ist ja bekannt, Am sichersten ruht sichs im Östreicher Land. Beide tanzen ab. 11. Auftritt Elfter Auftritt Gemach der Zoraide mit zwei Seitenfenstern. Nacht. Eine Lampe beleuchtet nur das Ganze. Zoraide und Hassar treten ein. Er hat also gut verstanden? daß nicht hernach wieder eine Dummheit herauskommt, wie gewöhnlich, wenn man Ihm etwas glaubt. Nein, meine Gebieterin! Ich schwörs bei meiner Schönheit, daß ein jedes Wort sich so verhält. Er besitzt die Zauberbinde und will dich in deinem Gemache überfallen, um seine Talismane zurückzufordern. Und meine Kammermamsell hat richtig mit ihm eine Amour? Richtig! Die Hexe hat ihn noch zu dieser List beredet. Die Undankbare! Ist das mein Lohn? Hab ich ihr nicht erst zu ihrem Namenstag fünf Gulden und ein mousselinenes Kleid von mir zum Präsent gemacht? Richtig. Es ist enorm! Was ich dieser Person alles getan habe – Wenn ich bedenke, die vielen Ohrfeigen, die du ihr gabst. Ach, das ist das wenigste! Für mich wäre das das meiste! Diese Person wagt es, mir den Rang abzulaufen? Mir einen andern vorzuziehn. Bei allen Göttern, das ist zu viel! Bei meiner Schönheit, das ist zu viel! Jetzt marschier Er mir hinaus. Denn sich mit Ihm auch noch zu ärgern, das ging' mir just noch ab. Marsch fort, alle zwei hinaus, Er und seine Schönheit. beiseite. Das ist der Neid. Als ob ich was dafür könnte, daß die Natur mich mit diesen Reizen ausgestattet hat. Will ab. Halt! Man gebe sogleich Befehl, daß die Wachen im Vorsaale lauern, und wenn ich rufe, so wird er gepackt und festgehalten; die Binde werd ich ihm schon früher zu entreißen suchen. Fort! Hassar ab. 12. Auftritt Zwölfter Auftritt Zoraide. allein. Jetzt steigt herauf, ihr Furien der Rache, mit den beschlankelten Haaren in euerm grünlichten Kontusch! Du sollst mir nicht zu pfiffig werden, und wenn ihm noch hundert Zaubermittel zu Gebote stünden, der Zauber, den unsere Anmut bewirkt, macht alle zu Schanden. Musik. Was rauscht denn im Garten? Was seh ich! bin ich auf dem Blocksberg? Wer reit denn da durch die Luft? Ha, er selbst! Musik . Man hört einen Hahn krähen. Musik. Auf einen Gockelhahn reit er! Und wie schön er oben sitzt, wie ein englischer Reiter. O du herrlicher Talisman, dich will ich benützen. Nun wart. Wirft sich auf ein Ruhebett und tut, als schliefe sie. 13. Auftritt Dreizehnter Auftritt Vorige. Quecksilber kommt auf einem großen Hahn zum Fenster hereingeflogen. Wie der Hahn im Gemach ist, steigt Quecksilber ab, und der Hahn fliegt fort zur entgegengesetzten Seite und kräht. Still! du vertracktes Tier! Kräht der Kerl, daß einem die Ohren zerspringen möchten. Wann die Fee keine andern Pferd in ihrem Stall hat, so ists nichts, denn das ist eine fatale Expedition! Auf keinem Hahn wird nimmer ausgritten, lieber auf einem gebackenen Hendl, das macht doch kein solchen Lärm. Melodram. Sieht Zoraide. Ha, da ist sie! – Sie schläft – Die Musik drückt das Schnarchen aus. Welch ein sanfter Schlaf – Ach, warum ist sie so falsch, und so schön! Er ist doch noch in mich verliebt, der Gimpel! Sie spricht im Schlaf. Es muß ihr von mir geträumt haben, sie hat meinen Namen genannt. Doch, Quecksilber, nimm dich zusamm! Heda, aufgestanden. springt auf. Was ist das? Wer ist hier? Ego sum! Was willst du hier? Ich will mit Ihnen Abrechnung halten. Welche Frechheit, laß mich hinaus. Nicht von der Stelle! Wie Sie um Hülfe rufen, so wirf ich Sie zum Fenster hinaus. Mein Horn will ich haben und mein spanisches Röhrl, oder Sie kommen nicht ganzer aus dem Kabinett. Welch unerhörte Keckheit, entflieh, oder dieser Dolch – Wart, du meineidiges Gareisel. Musik. Sie ringen um den Dolch. ersieht ihren Vorteil und entreißt ihm die Binde, in dem Augenblick ruft sie. Wache! Wache! Musik. 14. Auftritt Vierzehnter Auftritt Vorige. Die Wache stürzt herein und ergreift schnell Quecksilber. Haltet ihn! Eilt mit der Binde ins Kabinett. Laßt mich! ich bin Ludwig der Springer. Reißt sich los und springt zum Fenster hinaus. Musik. Hassar eilt nach der Musik schnell herbei. Habt Ihr ihn schon? Nur nicht loslassen, das rat ich Euch! Er ist entflohen! Was? Durchs Fenster. Richtig! dort läuft er. Ruft. He, wart Er ein wenig, daß ich Ihn einholen kann. kommt zurück. Fort mit ihm! Er ist schon fort – Zeigt aufs Fenster. Was? Entflohen! das ist nicht möglich! Bei meiner Schönheit, es ist so! Nun auch recht; weil ich nur seine Gaben habe. 15. Auftritt Fünfzehnter Auftritt Vorige. Tutu. in einer Art von Schlafrocke, eine große bunte Laterne in der Hand. Was machts denn da bei der Nacht für einen Refolter? Nicht einmal ausruhen kann man sich ordentlich. Pappa, freuen Sie sich mit mir! Über was soll ich mich denn freuen? Ich weiß ja von nichts. Ich habe den Fremden seine Zaubergaben abgelockt, und nun hat er nichts mehr; alle sind in meiner Hand. Er selbst ist entflohen, zum Fenster hinaus. Das sein Gschichten! Aber warum sagt mir denn niemand etwas davon? Wann soll man Ihnen denn was sagen? Alle drei Wochen werden S' einmal munter, hernach setzen Sie sich zum Essen, und nach dem Essen legen Sie sich gleich wieder nieder. Ein jeder Mensch hat seine Passion; ich bin halt am lustigsten, wann ich schlafe. Niemand wird diese Nacht mehr schlafen. Ein großes Freudenfest wird zubereitet, welches morgen den ganzen Tag nicht enden soll. Gedichte auf die Größe meines Verstandes müssen auf allen Straßen ausgestreut werden. Freude muß diese Insel beleben! So freun Sie sich doch auch ein wenig, mit Ihrem kanafaßenen Schlafrock. Nu, wenn ich mich nicht freu, so weiß ichs auch nicht. Sagt ganz phlegmatisch. Juhe! – Vor Freuden tut mir schon ordentlich der Magen weh. Ich gehe mich jetzt umkleiden. Triumph! es ist gelungen. Durch diesen Sieg werde ich immer schöner. Eilt ab. Und ich immer wilder. – Was hab ich denn jetzt sagen wollen? ja. Jetzt richts alles zum Fest her. Und meine roßhaarenen Pölster nicht vergessen. Im chinesischen Lusthaus wird gespeist, auf hundertfünfzig Personen. Nach Tisch wird großer Ball, und wenn ich vielleicht einschlummern sollte, so machts mir den Menuett mit den Paukenschlag, von Ding da, wie heißt er denn? Ja, vom Haden. Alles ab. 16. Auftritt Sechzehnter Auftritt Indische Gegend. Auf einer Seite ein Feigenbaum, auf der andern eine praktikable Quelle, im Hintergrunde eine Strohhütte. Quecksilber steht hinter dem Feigenbaum, sieht sich überall um, kommt dann vor. Dem Himmel sei Dank! es kommt niemand nach! Jetzt steh ich frisch. Alle Geschenke der Fee sind fort, und 's Stubenmädel ist auch beim Guguck! Mir bleibt nichts als das schöne Bewußtsein, daß ich ein Esel war und hab mich anführen lassen. Aber geloffen bin ich, wie ein Windspiel, und einen Hunger hab ich, daß ich die Goldborten auf meiner Weste aufessen möcht. Ich geh gerade über den Feigenbaum, in fünf Minuten ist keine einzige mehr oben. Er steigt hinauf. Ach, jetzt wollen wir dem Hunger die Feigen zeigen. Er ißt. Prächtig! herrlich! klassisch! Er pflückt einige und steigt herab. Seine Nase hat sich um vieles vergrößert, aber so, daß sie noch proportioniert bleibt und nicht zur Karikatur wird, er ißt noch fort. Ich weiß nicht, mich blendt immer was vor die Augen? Greift an die Nase. Was ist denn das? Ich hab eine völlige Pfundnase. O ich unglückseliger Mensch, was wird mir noch alles geschehen? Auf d' Letzt komm ich auf dieser Insel um alles und muß noch mit einer langen Nasen abziehen! Die Nasen! Wenn ich da die Strauchen bekomm, das wird eine Todskrankheit. Wenn ich mich nur sehen könnte! Jetzt sollt ich halt in der Spiegelgasse sein. Ist denn niemand hier? He! Klopft an die Hütte. 17. Auftritt Siebzehnter Auftritt Zadi. Voriger. von innen. Wer klopft? Ich! Was willst du? Ich bitte, haben Sie keinen Trimospiegel? Kerl, wenn ich hinauskomme, so schlage ich dir die Nase entzwei. Der will mir die Nasen entzwei schlagen! Diese Nase. Frage? wie ist das möglich. kommt heraus. Wart, du verdamm – hahaha! da seh ein Mensch den närrischen Kerl an, wie er aussieht! Der merkts schon. Besieh dich dort in jener Quelle, wie du aussiehst. tut es. O Spektakel! Ich hab eine ordentliche Plutzerbirn im Gesicht! Wenn ich mit der Nasen nach Wien komme, lassen s' mich gar bei keiner Linie hinein. Du hast gewiß von jenen Feigen gegessen? Freilich. Das hätte ich dir vorhersagen können. Aber wie kommst du in diese Gegend, die ich allein bewohne? und zu diesem Baume? Das ist jetzt keine Frage, wie ich zu dem Baum komme, sondern die Frage ist, wie ich von dieser Nase komme. Diese komische Nase und dein komisches Aussehen hat dich gerettet, denn mich hat die Menschenscheue in dieses Zaubertal geführt, das ich nie verlasse und das aus Vorurteil seit hundert Jahren kein menschlicher Fuß betreten hat. Ich lebe hier lieber unter den Tieren und hätte dich verjagt, wenn ich nicht über deine Nase hätte lachen müssen. Sieht in die Kulisse. Hier kommt noch jemand. Das ist mein Stubenmädl. Geschwind! Nun? Sie bleibt stehen. Siehst du denn nicht, sie kann nicht über den tiefen Graben. So soll s' übern Kohlmarkt gehen. Ich will ihr helfen. Eilt ab. Jetzt, wenn mich die mit der Nasen sieht, sie kann mich nicht mehr gern haben; es ist nicht möglich! 18. Auftritt Achtzehnter Auftritt Linda. Zadi. Quecksilber. Hab ich dich endlich gefunden? Sieht ihn an und schreit. Ach Himmel! wie siehst du aus? Hats schon gesehen! Ein Aug hat s' wie ein Falk! O du abscheulicher Mensch! was hast du denn getan? – kniet nieder. Linderl, ich bitt dich um alles in der Welt, verzeih mirs nur diesmal, ich werds mein Leben nicht mehr tun. Ich hab dort von die Feigen gegessen, und da ist mir die Nasen gewachsen. Nein, so mag ich dich nicht. Jetzt bin ich ihm nachgelaufen und bin vor Angst völlig krank geworden, bis ich ihn eingholt hab, und jetzt sieht er so aus. Linderl, ich bitt dich, sei nur gscheit! Jetzt kannst mich doch bei der Nasen herumführen. Wenn mich jemand bei der Nasen erwischt, dem komm ich nicht mehr aus. O du Unglücksvogel! Fort, ich kann dich nicht mehr ansehen. Nun, ich will dich nicht länger leiden lassen. Trinke dort aus jener Quelle, und du wirst diese Nase wieder verlieren. Wie ich diese Gegend bezogen habe, ist es mir auch so ergangen. Ist das wahr? Dem Himmel sei Dank! Lauft zur Quelle und trinkt, die Nase verschwindet, er springt hervor. Ist schon weg! Ah, das ist eine Freud! zugleich. Das ist eine Freude! Beide hüpfen vor Freude herum, wie sich ihre Gesichter begegnen, hören sie mitten unter dem Lachen auf. Quecksilber bleibt plötzlich ernsthaft stehen, und Linda ist betroffen. Was ists? Was wollen Sie? Sie mögen mich ja nicht mehr? Ah ja, jetzt mag ich dich schon wieder! Da haben wirs! wie ich mit meiner Schönheit Konkurs hab angsagt ghabt, hat s' nichts mehr von mir wissen wollen, jetzt, weil ich wieder rangiert bin, jetzt mag s' mich wieder. Was willst denn jetzt mit mir machen? Ich bin ja Bettel-Dutti. Zu Zadi. Lieber Freund, wie soll ich Ihnen meinen Dank abstatten – wollen Sie mir nicht zweihundert Gulden leihen? O ja! Zweihundert Prügel kannst du haben. Ich weiß nicht, wie die Münzen bei Ihnen heißen. Ah, wir werden nicht verhungern. Weißt du was? Ich verkaufe den Leuten solche Feigen, und wenn sie verunstaltet sind, so kommst du als Doktor und kurierst sie mit dem Wasser wieder, so bekommen wir Geld in Menge. Halt! Laß mich nachdenken. – Wie? – Was? Er fährt sehr freudig auf, Linda und Zadi erschrecken. Ich habs! ich habs! Zugleich. Bist närrisch? Was hast du denn? Mein Glück! ich habs gfangt. So halts fest. Lieber Freund, tu mir nur den einzigen Gefallen, nimm einen Korb, füll ihn mit solchen Feigen an, und eine Flasche mit dem Zauberwasser, ich werde dich reichlich belohnen; aber nur geschwind. Nu, nu, den Gefallen kann ich dir schon tun. Geht in die Hütte. Aber was ists denn? Linderl! jetzt nimm dich zsamm. Vermißt man dich schon im Palast? O nein! Es geht ja alles drunter und drüber wegen dem Fest! Ein Fest? das ist herrlich! Kennt man auf der Insel die Wirkung dieser Feigen? – Ich hab noch nie etwas davon gehört. Diese Gegend ist behext, darum getraut sich auch niemand, hieher zu gehen, und nur weil ich dich von weitem laufen sah, bin ich dir gefolgt. Da kannst du sehen, wie lieb ich dich habe. Du mußt wieder zurück zum Fest. Du nimmst einen Korb voll solche Feigen und bringst sie deiner Prinzessin und ihrem Vater zum Konfekt. Sie sind so schön, daß sie gewiß davon essen. Nun, und dann? Dann kriegen s' große Nasen. Und wenn die Prinzessin hernach verzweifelt, so bringst du mich als Wunderdoktor, und ich kuriere sie nicht eher, als bis sie mir meine Geschenke zurückgibt. Das ist ein prächtiger Plan! Ich freue mich, wenn s' nur recht häßlich würde, weil s' immer die Schönste sein will. Gschieht ihr schon recht. Das ist ein Wasser auf der ihre Mühle. Ja, die Frauenzimmer. Wenn s' einander die Augen auskratzen könnten, sie tätens. 19. Auftritt Neunzehnter Auftritt Zadi. Vorige. hat indessen den Korb mit Feigen und eine Flasche mit Quellwasser gefüllt, tritt vor. Nun, hier hast du alles. Bruder, ich danke dir! Umarmt ihn. Ich kann dir unterdessen nichts dafür geben als hier dieses silberne Schnupftüchel, was mir von meinem Reichtum noch übergeblieben ist. Zieht eins aus der Rocktasche. Ich brauche nichts. gibt Linda den Korb. Das nimmst du – So, und wenns gelingt, Viktoria in Schwabenland! Aber was machst du denn damit? Das geht dich nichts an. Ich habe einen guten Freund, und der muß mir eine Nasen bekommen, daß man sie mit der Elle ausmessen kann. Jetzt, Linderl, komm, es ist keine Zeit zu verlieren. Waldteufel, adieu ! Du bist ein närrischer Kerl. Leb wohl. Ab. Adieu, mon ange – Linderl, jetzt fahr ab! Ich werd gleich nachkommen, miteinander dürfen wir nicht fort, damit uns niemand sieht! Verlaß dich nur auf mich, ein gscheits Madel setzt alles durch. Ab. allein. Ah! Jetzt ist mir wieder leicht. Es geht halt nichts über die Hoffnung. Jetzt bin ich so froh, daß ich alle Menschen könnt beim Kopf nehmen und könnt s' küssen. Diese Welt ist halt doch das beste auf dieser Welt. Aria In der Welt ists recht schön, Glaubn Sie mir! Man tanzt einen Langaus durchs Leben dahin, Bewahrt man sich immer den lustigen Sinn. Glaubn Sie mir. Und die Weiber sein schon brav, Glaubn Sie mir! Und zwingt auch der Ehstand die Freiheit ins Joch, Die Weiber versüßen das Leben uns doch. Glaubn Sie mir. Und die Männer, 's passiert auch, Glaubn Sie mir! Bleiben S' brav, meine Damen, beim untreuen Blick, Dann sehn wirs erst ein und kehrn selber zurück. Glaubn Sie mir. Ab. Repetition. Und mein Herz ist so voll, Glaubn Sie mir! Es klopft was da drinnen, es möcht gern heraus Und gäb Ihnen gern seinen Dank mit nach Haus. Glaubn Sies mir. Ab. 20. Auftritt Zwanzigster Auftritt Großer indianischer Garten. Auf der einen Seite ein Blumenthron für Zoraide, auf der andern der praktikable Eingang in ein schön verziertes chinesisches Lusthaus. Großer Einzug. Tänzer und Tänzerinnen voraus. Dann Gefolge. Dann Tutu und Zoraide, Hassar, zwei Diener tragen einen großen Armsessel für Tutu, welcher dem Throne gegenüber gesetzt wird. Dann wieder Gefolge. Die Zaubergaben werden von drei Knaben auf Polstern vor Zoraiden getragen. Zoraide besteigt den Thron. Tutu setzt sich in den Sessel und fängt zu schlummern an. Chor Lange herrsche Zoraide Durch des Geistes Strahlenkranz! Unser Jubel wird nicht müde, Zu verkünden ihren Glanz! stolz. Ich danke euch! Obwohl es mir durchaus keine Neuigkeit mehr ist, daß mein Witz und meine Schönheit sich mit allen weiblichen Vorzügen auf dieser Erde messen können, so will ich doch nicht so unbescheiden sein, es heute nicht noch einmal aus eurem jauchzenden Munde anzuhören. Heil Zoraide! Pappa! Hm! Pappa – zu sich kommend. Ja, ja – Nehmen Sie jetzt das Wort. Werds gleich haben. – Still! – Ich nehm jetzt das Wort. – Alle meine Herren und Frauen, laßt euch sagen: Wir sind hier versammelt, um ein Fest zu feiern, welches wir veranstaltet haben, weil meine Tochter durch die außerordentlichen Gaben ihres Verstandes, welcher sogar den meinigen noch übertrifft, den übermütigen Fremdling, der auf unsere Insel gekommen ist, drei Zaubergaben von hohem Wert abgenommen hat. Weil dieser Fremdling nun – nicht wahr, meine Tochter? – weil dieser Fremdling nun – so – so undankbar an uns gehandelt hat, – so – so – weiß ich vor Zorn gar nicht mehr, was ich reden soll! Auf Zoraiden zeigend. Die Fortsetzung folgt. Setzt sich wieder nieder. halblaut. Wann man Ihnen schon was reden laßt. – Laut. Hier sind die Zaubergaben. Durch dieses Horn ist unsere Insel vor jedem Überfalle gesichert. Dieser Stab birgt eine goldene Welt, und diese Binde trägt mit Blitzesschnelle den, der sie trägt, an den entferntesten Ort. Alle diese Gaben werde ich vorzüglich zu eurem Glück anwenden. Heil Tutu! Heil Zoraide! Nehmen Sie, gnädigste Gebieterin, hier die Früchte unserer Muse, welche in den größten indianischen Köpfen erst heute morgens reif geworden sind. Wo sind sie? Vier Sklaven bringen einen sehr großen goldenen Korb, worinnen eine große Menge von Gedichten, zusammengerollt und von verschiedenen Farben, aufgehäuft sind. Hier ist dieser poetische Ragout. Präsentiert Zoraiden einige. nimmt sie, jedoch ohne sie anzusehen. Was enthalten sie? Die ungeheursten Lobsprüche auf Ihre Liebenswürdigkeit und Ihren Verstand. mit selbstgefälligem Lächeln. Sie gefallen mir, – eine schöne Schreibart! Ich bin ganz zufrieden damit. Hassar ladet durch Pantomime Tutu ein, auch einige zu nehmen. Ja so – Steht auf und nimmt einige. Ah ja! Sie sind gut, recht gut – Wiegt selbe in der Hand. Sein mitunter recht frische dabei, wie man jetzt sagt, mit humoristischer Frische – Setzt sich wieder. Und nun erlaube auch, daß meine Schönheit es wagt, dir auch eine Poesie zu übergeben. Was ist es denn? Es ist eine Eleschie auf deine Liebenswürdigkeit. Das hat Er gewiß wo abgeschrieben, das trau ich Ihm nicht zu, daß er eine Negligée machen kann, oder wie das heißt. Herr! bei meiner Schönheit, ich hab es selbst verfaßt. Genug! Ich werde Ihm hernach schon was schenken. Tragt die Gedichte auf mein Gemach. Es geschieht. Die Gaben hier hinein, ich werde sie bewachen. Ein Sklave kömmt. Herr, die Tafel ist bereitet. Ah! Du hast ein schönes Wort gesprochen! Steht auf, laut zu allen. Die Tafel ist bereitet! Ah! Komm, meine Tochter. Der Geist hat seine Mahlzeit eingenommen, jetzt wollen wir den Magen auch eine kleine Vorlesung halten. – Ruft alle: Es lebe Zoraide, es lebe Tutu! Es lebe Zoraide! Es lebe Tutu! gerührt. Ihr habt mich überrascht. Alles bis auf Hassar und die Tänzer ab. zu den Tänzern. Erst, wenn ich klatsche, wird der Tanz beginnen. Tänzer verneigen sich und gehen ab. 21. Auftritt Einundzwanzigster Auftritt Linda. Hassar. mit einem Teller Feigen. Hassar! bst, Hassar! Was ists? – Ah, du Katze du, wo steckst du denn? he? Warte nur, Zoraide wird deine Backen schon bewillkommen, wenn du ihr vor die Augen kommst. Sei nur nicht böse, lieber Hassar! Ich habe es schon recht bereut, daß ich mich von dem Landstreicher bezaubern ließ, dir abtrünnig zu werden. Nun, das ist dein Glück – Was hast du denn da für schöne Feigen? Sie sind von unserm Hofgärtner und gehören nur für Tutu und Zoraiden, sie sind äußerst selten – Trage sie auf die Tafel und übergib sie nur unserm Herrn und der Prinzessin, ich hoffe, damit sie wieder gut zu machen. Bei meiner Schönheit, das sind herrliche Früchte. – Hm, da will ich mich damit einschmeicheln – richtig, ich werde sagen, ich habe sie selbst gepflanzt. Nur geschwinde. Ja, ja, gehe nur. Linda geht zurück. Das sind prächtige Feigen. Ah, da muß ich auch ein Paar für mich wegstipitzen. Steckt zwei Feigen in den Gürtel. Mit großem Behagen. Das wird ein herrlicher Schmaus für meine Schönheit werden. Ab ins Lusthaus. kommt vor. Wart, du Spitzbube, du wirst schön ankommen. Er kommt schon! Nun? kommt zurück. Alles in Ordnung. Tutu hat eine rasende Freude. Das hast du klug gemacht. Für sich. Es ist gelungen. Jetzt zu meinem Geliebten. Ab. klatscht in die Hände und ruft. Ihr sollt den Tanz beginnen. Jetzt werde ich meine Feigen verzehren und achtgeben, daß mich niemand belauscht. Geht ab. Ein großer Tanz beginnt: zu Ende eine Gruppe. 22. Auftritt Zweiundzwanzigster Auftritt Zoraide stürzt heraus. Ihre Nase hat sich vergrößert, doch nur so, wie man eine falsche Nase als Maske auf einem öffentlichen Ball nimmt, durchaus nicht Karikatur. Gleich darauf das Gefolge. Hülfe! Hülfe! Was hab ich gesehen, es ist nicht möglich! Es muß ein Blendwerk sein. Schaut mich nur an, wie seh ich denn aus! Die Tänzer alle erschrecken. Was ist das? Sucht das Lachen zu verbergen. Was? Spott! mich ergreift der Wahnsinn. Spiegel herbei! Man bringt schnell einen Spiegel, sie sieht hinein und fällt mit einem Schrei in Ohnmacht. 23. Auftritt Dreiundzwanzigster Auftritt Tutu. Vorige. kommt mit einer vergrößerten Nase. Was ist denn geschehen? Ich sitze drin ruhig bei meinen Feigen und schlummere ein wenig, und auf einmal lauft alles fort. Alle lachen. Jetzt, was soll denn das Lachen? Sie ist ja ohnmächtig! Tochter! was ist dir denn? Eilt auf sie zu und prallt zurück. Himmel, wie sieht die aus! Ah, das ist ein Spaß, hahaha! erwacht. O ich unglückliches Madel! Weint. Wer hat mir das getan? Sieht Tutu. Aber Papa! hahaha! Sie hat eine Freude drüber, ein gspaßiges Gsicht hat s', mir gefallts. Lacht. So sehen Sie sich doch in den Spiegel. Man hält ihm einen Spiegel vor. Halts mich, mich trifft der Schlag! Geschwind fort um meinen Leibarzt! Nur geschwind ein Konsilium. Man hole alle Ärzte der Insel. Ich ertrage es nicht. Jetzt soll der Ball angehen. Ich unglücklicher Mann, ich bin ganz verschandelt. Das muß Zauberei sein. 24. Auftritt Vierundzwanzigster Auftritt Linda, Vorige. Gebieterin! Erschrickt. Ach! wie sehen Sie aus? Aus meinen Augen, wenn dir die deinigen lieb sind. rufen. Der Leibarzt! 25. Auftritt Fünfundzwanzigster Auftritt Der Leibarzt. Vorige. zugleich. Ach, helfen Sie uns! erschrickt. Vergib, mächtige Zoraide! Da kann ich nicht helfen. Wo die Natur solche Bockssprünge macht, hat meine Kunst geendet. Zugleich. Ich verzweifle! Ich gehe durch, mitsamt der Nasen. 26. Auftritt Sechsundzwanzigster Auftritt Hassar. Vorige. auch mit einer großen Nase. Mächtiger Tutu – Erschrickt über Tutus Nase und kömmt so gegen Zoraiden, bei deren Anblick er ebenfalls erschrickt und so in die Mitte des Theaters kommt, zeigt mit beiden Händen auf beide Nasen. Was ist das? Diese Nasen! Alle lachen. Halt Er sein Maul, unterstehe Er sich nicht, unsern Nasen was Schlechtes nachzureden. Er hat ja noch eine größere! fährt mit beiden Händen darnach. Bei meiner Schönheit! Voll Angst. Das ist ein Hexenwerk. Was hat Er melden wollen? Es ist ein außerordentlicher Arzt hier, der dich sprechen will. Wo? Wo? Hier ist er schon! 27. Auftritt Siebenundzwanzigster Auftritt Vorige. Quecksilber als Arzt mit einem goldenen Kästchen. spricht schnell. Servus humi lissimus . Sie sehen in mir den berühmten Arzt Barometrianus, der sich in allen Teilen der Welt berühmt gemacht hat. Von allen diesen Weltteilen werde ich hernach schon die Ehre haben, Ihnen verschiedene Geschichten zu erzählen. Jetzt sagen Sie mir nur, bin ich so glücklich, den mächtigen Tutu vor mir zu sehen? Bei mir können S' jetzt nicht mehr fehlen, Sie dürfen nur der Nasen nachgehn. Weil Sie gerade von der Nase sprechen, so lassen Sie mich nicht vergessen, daß ich Ihnen hernach eine Geschichte davon erzähle. Habe ich die hohe Ehre, meine Angebetete, in Ihnen die schöne Zoraide zu bewundern? schluchzend. Ja, ich – bin – die schöne – Zoraide! Hm! Sie scheinen mir eine Gemütskrankheit zu haben. Das ist eine üble Krankheit; da könnt ich Ihnen eine Geschichte erzählen, welche sich in Nordamerika zugetragen hat. Da war einmal ein Mann, der hat siebenundzwanzig Töchter gehabt; jetzt will ich Ihnen nur in der Geschwindigkeit die Geschichten aller dieser siebenundzwanzig Töchter erzählen! Verzeihen Sie, wir werden ein andersmal darum bitten. Wir wünschen zuerst Ihren Rat zu hören. Hören Sie, weil Sie gerade vom Rat sprechen, erlauben Sie, da fällt mir auch eine prächtige Geschichte ein, an deren Erzählung mich aber die Bemerkung hindert, daß Ihre Nasen sich in einer etwas massiven Form produzieren. Darum entsteht die große Frage, ob Sie schon damit auf die Welt gekommen, oder ob sich das erst kürzlich ereignet hat. Das ist ein langweiliger Mensch! Ja ja, erst vor kurzem – Wir haben s' so unter der Hand kriegt – helfen Sie uns nur. Gut also! Da kann ich Ihnen zum Troste sagen, daß Sie nicht die einzigen Menschen auf der Welt sind, welche große Nasen haben; es gibt Leute, welche sich auf der Nase herumtanzen lassen. Warten Sie, da werde ich Ihnen eine Geschichte erzählen – Können Sie uns kurieren, oder nicht? Nur das wollen wir wissen. Erlauben Sie! Wie können Sie sich unterstehen, daran zu zweifeln? Ich kuriere Sie, und wenn Ihre Nasen so groß wären wie der Chimborasso in Amerika; das ist der höchste Berg der Welt. Ihre Nasen müssen nach den Regeln des Aristoteles kuriert werden. Das ist uns alles eins – Erlauben Sie, das ist nicht alles eins! darüber werd ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Hippokrates und Galenus haben darüber ganze Ries Papiere verschrieben, weil auf der Universität die Streitfrage entstanden ist, ob der Mensch die Nase mitten im Gesichte hätte, oder nicht? – Aber wir kennen ja die Herren nicht. Erlauben Sie, Sie kennen Hippokrates und Galenus nicht? Da werd ich Ihnen eine Geschichte erzählen. Hippokrates war ein berühmter Apotheker zu Straubing und Galenus ein großer Regimentsarzt bei den chinesischen Truppen. Nun haben Sie nur die Güte, mir Ihren Puls fühlen zu lassen. Aber was hat denn der Puls mit unsern Nasen zu tun? Erlauben Sie! Alles in der Natur steht miteinander in Verbindung. So hat Ihre Gurgel Einfluß auf Ihren Magen, Ihre Hände auf die Backen, der Mund auf die Füße. Ich will Ihnen gleich einen Beweis geben, daß Ihr Mund Ihre Füße in Bewegung setzen kann. Sie haben zum Beispiel über einen ein loses Maul, und er nimmt einen Stock und prügelt Sie tüchtig durch, so bleibt Ihnen nichts übrig, als davonzulaufen. Also war Ihr Mund daran schuld, daß sich Ihre Füße in Bewegung gesetzt haben. Aber wir reden ja von keine Prügel! Erlauben Sie! Ich rede aber sehr gerne von Prügeln. Da werde ich Ihnen nur geschwinde eine kleine Geschichte erzählen. Nein, das ist nicht mehr zum Aushalten! Jetzt hören S' einmal mit Ihren Gschichten auf! Wir wollen aber keine Gschichten hören; unsere Nase ist die unglücklichste Gschicht, die man erleben kann. Sie wollen also Ihre Nase verlieren? Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt? Einen Becher! Man reicht ihm einen, er nimmt ein Fläschchen aus seinem Kästchen und gießt daraus in den Becher. Zu Tutu. Trinken Sie hier! Nun endlich bringt er einmal was heraus. Da bin ich kurios! Er trinkt, die Nase bleibt im Becher. Nun, was sagen Sie jetzt? die große Nase ist fort. Meiner Seel, da schwimmt s' – Wunder über Wunder! O Sie goldner Doktor! Das ist die schönste Gschicht, die Sie mir noch erzählt haben. Ists möglich! O Sie liebs Mannerl! mir auch, nur gschwind, nur gschwind. Da sollt ich Ihnen doch vorher noch eine Geschich – hält ihm den Mund zu. Nicht! – nicht! – guts Mannerl sein – kein Gschichterl erzählerl – trinkerl lassen. für sich. Der gib ich nur ein Brunnwasser, das hilft nicht! – Laut. Einen Becher! Man reicht ihm einen kleinern als vorhin. Da trinken Sie auf die Gesundheit Ihrer Nase. Es lebe die Schönheit! verbeugt sich. Gratias! trinkt. Nu? – – Es hilft ja nicht? – Trinken Sie noch einmal! trinkt. Es hilft nicht, es ist umsonst! Sie laßt nicht nach, die Nasen. Ich begreife nicht, diese Nase muß eine besondere Anhänglichkeit an Sie haben. Ich bin so betroffen, daß mir nicht einmal eine Geschichte einfällt, womit ich Sie trösten könnte. Und ich muß meine Schönheit wieder haben. Sie müssen mir helfen. Ja, wenn ich nur wüßte, wie? – Das ist das einzige Mittel – Erlauben Sie! Besitzen Sie vielleicht einen Talisman, der durch die Macht seines Besitzes meinen magischen Kräften entgegenstrebt? – den müssen Sie von sich werfen! Wie? Meine Zaubergaben? Die müssen Sie verschenken. Das ist unmöglich! So kann Ihnen auch nicht geholfen werden. Was soll ich machen? Geh, wirf s' weg – sieht von ohngefähr in den Spiegel, den Linda hält. Ha! – Entschlossen. Wohlan! Ich will meinen Reizen auch dieses Opfer bringen. Geht ab. Das ist eine verwickelte Sache! Sie wird schon klar werden; ich werde Ihnen heute noch kuriose Geschichten erzählen. bringt die Gaben. Wohlan! Hier, hier liegen sie, wenn du mir meine vorige Gestalt wieder verschaffst, so gehören sie dir. hebt schnell die Gaben von der Erde auf. Sie gehören auch mein! Er stoßt ins Horn und wirft die Maske ab. Ideale Krieger er scheinen unter der Musik. Schützt mich! Kennen Sie mich? – Aus dem Quacksalber ist der Quecksilber geworden. Ich nehme zurück, um was Sie mich betrogen haben, und Ihnen laß ich Ihr falsches Herz und Ihre große Nase. Da hast es, jetzt sind wir im klaren. Also so wär ich betrogen? und von Ihnen, von einem Menschen, von dem man nicht weiß, ob er einen Kopf oder eine Wassermelone zwischen den Schultern hat? Hoffen Sie Ihren Namen auch einmal im Buche der Menschheit zu lesen? Nein! Nein! ein eingebogenes Eselsohr wird statt dessen zu sehen sein. Diese bescheidene Nase so zu multiplizieren. Oh, wendet euch weg, ihr Elemente, Auf ihre Nase deutend. von dieser ausgearteten Tochter der Natur. Tyrannisch soll sie in dem Reiche der Schönheit herrschen. Alle Spiegel müssen ihr zum Opfer fallen. Zu einem Maskenball will ich diese Insel umgestalten, und alle Schönen müssen falsche Nasen tragen, nur ich will mich in eine Camera obscura verschließen und Rache brüten, Rache! über dich, du Nasenfabrikant! Stürzt ab. Linderl, du hast dein Sachen gscheit gemacht, wir sind ein Paar. Nun, das ist dein Glück, daß du Wort hältst. Jetzt, wie steht es mit uns, junger Herr? Sein wir wieder gut. Seit Sie das Staberl wieder haben, hab ich eine ordentliche Lieb zu Ihnen gefaßt. Vielleicht ist die Kur für meine Tochter just gut. kniet nieder. Euer Gnaden! Ich bin auch noch eine Partei, die im schmeckenden Wurmhof loschiert. wirft ihm das Kästchen zu. Na, da nimm das Wasser und trink dir einen Rausch. Gratias! Meine Schönheit ist gerettet. Eilt ab. Vivat! Jetzt zeigt mein Barometer auf schön Wetter. Morgen verlassen wir Ihre Insel, aber heute will ich meine Verlobung noch hier auf goldenen Hügeln feiern. Linderl, du hast dir bei mir goldene Berge versprochen, du sollst sie haben. Er winkt. Das Theater verwandelt sich in goldene Hügel mit silbernen Quellen. Auf dem mittern größten erhebt sich ein silberner Tempel mit einem Opferaltar, wobei Hymen mit der Fackel steht. Genien gruppieren sich auf den Hügeln. Die Kulissen sind Bäume mit goldenen Früchten. Das Ganze bildet ein imposantes Tableau. Schlußgesang Man muß stets lustig sein Und sich des Lebens freun. Außer man hat kein Geld, Nachher ists freilich gfehlt. Hab ich nicht recht? Nu, wenn S' erlaubn. D' Madeln sind freundlich gern, Bsonders mit jungen Herrn; Liebt eine nur nicht zwei, Bleibt ihr Herz einem treu. Hab ich nicht recht? Nu, wenn S' erlaubn. D' Weiber sind manchmal bös, Machen oft viel Getös, Und wenn man widerspricht, Weiß man schon, was oft gschieht. Hab ich nicht recht? Nu, wenn S' erlaubn. D' Männer sind gar superb, Die habn schon s' schönste Gwerb, Wie s' wo ein Madel sehn, Bleibn s' auf kein Fleck mehr stehn. Hab ich nicht recht? Nu, wenn S' erlaubn. Zur Benefiz. Mir gehts heut gar nicht schlecht, Alle Tag wärs so recht, 's wird doch was Schönes sein, Wenn man brav Geld nimmt ein. Hab ich nicht recht? Nu, wenn S' erlaubn. Ende.