An die Venus Urania Berlin, den 2. November 1770. Göttin Liebe, dir weiht heute dein Agathon, Unsers Cineas Sohn, seinen vollendeten Tempel: Zeuch in dein Haus, Venus Urania, Erstgeborne des Himmels, ein! Freude hüpfe voran, Unschuld begleite dich, Unauflöslich vereint folge dir, Arm in Arm Holde Sanftmuth, und nie täuschende Wahrheit und Unbestechliche Treue nach. Keine reinere Hand brachte dir Weihrauch dar Als dein Diener und Freund, mit ihm Arsinoe, Ihm an Tugenden, ihm gleich an erhabenem Geist, Ihm an beiderlei Grazien. Keinen heiligern Sitz beut dir ein sterblich Paar: Ihn wird schaudervoll, ihn ewig die schmeichelnde Aftergöttin, nach dir fälschlich genannt, und ihr Unholdinnengefolge flieh'n: Frechheit, Blutlos von Stirn, Reue mit schlafender Natter, Falschheit verlarbt, Eifersucht immer wach, Und mit rasendem Dolch und mit Medeischen Becher Rach' und Verzweiflung; Wann der schädliche Trupp aus den Hesperischen Myrten, oder von dir, eitles Lutetien, Auszeucht, oder den Weg aus dem Aucanzien- Hain der heißen Iberer nimmt, Durch Teutonien irrt, dort ein beglücktes Volk Zu verderben, das noch sittsame Töchter zeugt, Noch vom besseren Blut Siegmars entsprossene Biederherzige. Söhne nährt, Aber täglich begrüßt dich die Gerechtigkeit, Die nun unter uns bleibt, dich die tief forschende Weisheit, leichtes Gesprächs, dich die verschwiegene Freundschaft, deinen Huldinnen gleich. Immer wechselnd besucht jede der Musen dich: Und zur glücklichen Zeit eilet die helfende Muttergöttin herbei, welche die Lieblinge Deines Busens verewiget. Nimm dein Heiligthum ein, Tochter des Himmels! hier Sey dein erster Altar! wohne bei diesem Stamm, Bis im Jahrbuch der Welt Friedrich, der Brennen Stolz, Und am Himmel die Sonne stirbt.