Auf ein Geschütz Berlin, den 3 October, 1760. (Als von der Russischen Artillerie eine Kugel aus einer ungewöhnlichen Ferne bis mitten in die Stadt getrieben wurde.) O du, dem glühend Eisen, donnernd Feuer Aus offnem Aetnaschlunde flammt, Die frommen Dichter zu zerschmettern, Ungeheuer, Das aus der Hölle stammt! Wer zur Verheerung blühender Geschlechter Dich an das Sonnenlicht gebracht, Hat ohne Reue seine Mutter, seine Töchter Frohlockend umgebracht. Ganz nahe war ich schon dem Styx, ganz nahe Dem giftgeschwollnen Cerberus; Ich hörte schon das Rad Ixions rasseln, sahe Die Brut des Danaus, Verdammt zum Spott bey bodenlosen Fässern; Und Minos Antlitz, und das Feld Elysiens; den grossen Ahnherrn eines grössern Urenkels, und sein Zelt Voll tapfrer Brennen sah ich: ihre Lieder, Ihr Fest bey jedem Freudenmahl Ist er, der wider sechs Monarchen ficht, und wider Satrapen ohne Zahl. Schon säng' ich seine jüngste That: wie brausend Ein Meer von Feinden ihn umfieng, Er aber seinen Weg hindurch auf zehentaufend Zertretnen Schedeln gieng. Alcäus würde jetzt mein Lied beneiden; Schon säh' ich Cäsarn lauschend nahn, Mit ihm den weisen Antonin, und den von beiden Gefeyrten Julian. Allein Merkur stand neben mir, und wandte Durch seinen wunderbaren Stab Den Ball, der mich ins Reich der Nacht zu schleudern brannte, Von meinen Schläfen ab. Denn ich soll noch die Laute stärker schlagen, Wann er durch Weihrauchwolken zeucht, Die Kriegesfurie gefesselt an dem Wagen Des Ueberwinders keucht; Wann er, auf einem Throne von Trophäen, Rund um sich her der Künste Kranz, Und wir im Musentempel seine Siege sehen, Versteckt in Spiel und Tanz; Wann er, ein Gott Osir! durch unsre Fluren Im seligsten Triumphe fährt, Indess der Ueberfluss auf jede seiner Spuren Ein ganzes Füllhorn leert.