Astronomische Observazionen eines Dorfpfarrers Zum Behuf gewisser Ehemänner seines Kirchsprengels. Wien im April 1779. Kommt, Kinder, die ihr wissen wollt, Was über euern Köpfen rollt, Wie's steh' um Sonn- und Mondenlicht, Hört eures Pfarrers Unterricht! Der Erde Nachtlicht, wie bekannt, Wird Luna, oder Mond genannt, Und was euch oftmals Kraut und Kohl Versengt, heisst Sonne, fiue Sol. Der Mond, ni fallor, stellet zwar Zum Schein den Herrn vom Hause dar: Doch muss er, wie in unsrer Welt, Meist thun, was seinem Weib gefällt. Kaum steigt Frau Sonn' in ihrem Lauf Am hohen Himmel stolz herauf, So macht der arme Hauspatron Sich über Hals und Kopf davon. Denn seht! wie sie einherspatziert, Mit goldnen Spitzen schamarrirt, Indess ihn, um und um befleckt, Ein Kleid von Flittersilber deckt. Sie gönnt ihm keine bessre Tracht, Und dennoch schämt in ihrer Pracht Die Stolze seines Anzugs sich: Diess kränkt den Armen bitterlich. Er lässt, wenn sie sich drob entzweyn, Sich oft in einen Zweykampf ein: Doch geht er stäts den Abend drauf Blutrünstig und verschwollen auf. Bey solcher Wirthschaft, dächte man, Sey's um den Nachwuchs schlecht gethan: Allein sie brüten, wie ihr seht, Von Sternen eine Quantität. Und dieses ganze Sternenheer Muss nachts Herr Mond oft kreutz und queer, Gleich einer alten Kindermagd, Spatzierenführen, bis es tagt. Denkt, wie ihn all das quälen muss! Und trotz dem stäten Hausverdruss Sieht einen doch der gute Mann Fast immer lieb und freundlich an. Drum, liebe Christen, die ihr hier Versammelt seyd, denkt für und für, Wenn Zank und Hausverdruss euch quält, Was euer Pfarrer euch erzählt! Tragt's mit Geduld! Fiel doch dem Mond, Der hoch in Gottes Lüften wohnt, Und stolz auf unsern Erdenkloss Heruntersieht, kein besser Loos.